Zuerst leugnete der Ex die Tat, dann sei alles doch im Affekt passiert.
Wien/NÖ. Mehrere Wochen U-Haft dürften Gerhard P. zermürbt, aber auch seine Fantasie angeregt haben. Wie ÖSTERREICH berichtete, legte der 42-jährige Dachdecker vergangene Woche endlich ein Geständnis ab, dass er am 7. April sein Ex-Freundin Bettina G. erschlagen habe. Allerdings sei es keine geplante Tat gewesen.
Werkzeug
Demnach wollte er nur Bettinas Laptop stehlen, auf dem
sich verräterische Beweise über seine Schwarzgeldgeschäfte befanden.
Angeblich habe sie ihn erpresst. Als die 37-Jährige zu früh nach Hause kam,
sei die Situation eskaliert – zumal die Frau vor seinen Augen mit dem
Stanleymesser ihr gemeinsames, sechs Monate altes Kind Felix verletzt habe.
Erst da tötete er quasi im Reflex die Frau mit dem Einbruchswerkzeug.
Zweifel
So sehr die Ermittler erleichtert sind, dass es endlich
ein Geständnis gibt, können sie der Affekt-Version keinen Glauben schenken.
Für sie war es ein eiskalt geplanter Mord. Dafür spricht (wobei weiterhin
die Unschuldsvermutung gilt) folgendes:
- Dass sich der mutmaßliche Täter und Theaterdirektor einer Provinzbühne von langer Hand für den 7. April gleich zwei Komplizen organisiert hatte.
- Der eine, ein Bekannter, den er von einer Baustelle kannte, observierte Bettina G. und rief den Niederösterreicher an, sobald das Opfer seine Wohnung verließ. Der Türke war kurz in Haft, war aber glaubhaft ahnungslos, sodass er wieder auf freien Fuß gesetzt wurde.
- Der zweite Komplize hingegen dürfte ziemlich genau gewusst haben,
was er für seine Kumpel Gerhard tat: Der (noch) unbekannte Mittäter
fuhr mit P.s Dienstauto und dessen Handy durch die Gegend, um dem
Dachdecker und Theaterdirektor einer Provinzbühne mit den GPS- und
Einlogg-Daten ein Alibi zu verschaffen. Gerhard P. rief ihn vom Tatort
mit einem Zweithandy auf einem weiteren extra angeschafften
Wertkartenhandy an, um ihn zum Tatzeitpunkt im Bezirk Mistelbach weiter
auf Reise zu schicken. Polizei und Staatsanwaltschaft sind dem Mann
dicht auf den Fersen.
- Die Ermittler sind jedenfalls sicher: Niemand konstruiert ein derart aufwendiges Szenario, nur um in eine Wohnung einzubrechen. „Das war keine Affekt-Tat. Er hatte von Anfang an vor, Bettina G. umzubringen.“