Eis-Lady-Prozess
Die Befragung der italienischen Zeugen
20.11.2012
Der LIVE-TICKER von Dienstag morgen zum Nachlesen
10:51 Uhr: Zeuge Riu: "Sie war beunruhigt"
Die Staatsanwältin Freh will nun von Zeuge Riu wissen: "Sie sind Straßenmusikant, hatten Sie nichts anderes zu tun, als Frau C. zwei Tage lang zu begleiten?" Sie bot ihm Geld, wenn er ihr helfe. Es komme öfter vor, dass Menschen zu ihm zu Besuch kämen. Staatsanwältin Pulker fragt, wie sich Esti verhalten habe: "Aufgeregt? Fröhlich? Traurig?" Riu antwortet: "Sie machte einen hilfesuchenden Eindruck. Es gab Momente, in denen sie sehr beunruhigt war. Auch wegen eines möglichen Schwangerschaftsabbruchs. Wir gingen essen, Kleider einkaufen." Esti schwankte, ob sie sich der Polizei stellen sollte. Er, Riu, habe ihr angeraten: Wenn es eine Geldsache sei, solle sie doch zur Polizei gehen. Esti sprach von Selbstmord.
10:45 Uhr: Eis-Lady informierte sich im Netz über ihre Taten
Esti wirkte auf Riu, bei dem sie in Udine übernachtete, aufgeregt. Ihre Geschichte sei ihm von Beginn an eigenartig vorgekommen. Sie wollte nicht zur Polizei gehen, um sich neue Dokumente zu besorgen, weil "ihr Mann spanischer Polizist sei und sie finden könnte." Riu bemerkte, dass sie im Internet deutsche Seiten aufrief, auf denen von einem Mord die Rede war. Auch auf seinem Handy hatte sie solche Seiten aufgerufen. Er rief dann bei der Polizei an. Er wusste aber noch nicht, dass es sich bei Esti um eine gesuchte Mörderin handelte. Den Verdacht hatte er wegen der Artikel.
Kein Sex
Die Richterin fragt: "Was haben Sie dann der Polizei gesagt? Dass Sie eine gesuchte Person bei sich haben?" Riu führt aus:" Ich habe der Polizei gesagt, dass die Person bei mir ist, die von der österreichischen Polizei gesucht wird." Wie lange Esti bei ihm gewesen sei? Riu antwortet: "Zwei Tage." Und weiter: "Es habe keine intime Beziehung zwischen den beiden gegeben."
10:35 Uhr: Eis-Lady suchte bei Flucht Schlaf-Platz in Italien
Zeuge Ivan Riu erinnert sich, wie er die Eislady in Udine kennenlernte. Es regnete, und Esti erzählte, dass sie gerade angekommen sei und einen Platz brauchte zum Übernachten. Sie hat das Angebot angenommen. Ob er sich nicht gefragt habe, warum sie sich kein Hotel genommen habe? "Ich bin oft auf der Straße unterwegs und ich habe sie angesprochen, ob sie bei mir übernachten will." Ob sie von Problemen mit ihrem Mann erzählt habe? "Die 1. Version von ihr war, dass sie vor ihrem gewalttätigen Mann in Spanien geflohen sei und Dokumente brauchte." Die Richterin hakt nach: "Das heißt, es hat eine zweite Version gegeben?" Riu: "Ja, es sei eine Geldgeschichte gewesen und sie sei auf der Flucht. Sie hat es immer eine Geldgeschichte genannt und nichts Genaues gesagt. Ich habe gefragt, ob es dabei Tote gegeben habe? Sie sagte: "Ja...Nein...aber ich habe nichts damit zu tun."
10:29 Uhr: Ein Zeuge fehlt
Inspektor Lacuzzo, der auch bei Estis Einvernahme dabei war, konnte heute nicht kommen. Die Richterin bittet Chefinspektorin Furioso, neben ihrem Kollegen Ortolan in der ersten Reihe Platz zu nehmen. Ohne der Eis-Lady in die Augen zu sehen, steht die Chefinspektorin auf, dreht sich um und setzt sich neben ihren Kollegen.
10:27 Uhr: Eis-Lady: "Gut, dass ich festgenommen wurde"
Der Verteidiger der Eis-Lady, Mayer, fragt nach wegen der gefärbten Haare: "Frau C. hat ausgesagt, dass sie sich die Haare färbte, aber wusste, dass sie nicht für immer fliehen könne." Die italienische Chefinspektorin Furioso bestätigt. Esti habe auch gesagt, es sei "ein Gutes", dass sie nun festgenommen worden sei. Wie sich gezeigt habe, dass Esti traurig und reuevoll gewesen sei? Furioso antwortet: "Das manifestierte sich in ihren Aussagen. Sie sagte, dass sie sehr bestürzt und sehr durcheinander sei."
Staatsanwältin Pulker - heute mit offenem Haar weniger züchtig als am Vortag - fragt: "Sie sagte aus, dass ihr ihre Taten wegen der Angehörigen der Opfer betraf, leid tat. Diese seien anständige Leute und hätten sich ihr gegenüber immer gut verhalten. Wegen der Opfer zeigte sie keine Reue, will sie wissen. Furioso bestätigt das.
10:20 Uhr: Psychologische Behandlung
Ob Estibaliz C. ihr erzählt habe, in psychologischer Behandlung zu stehen, wird die italienische Chefinspektorin Furioso gefragt. Furioso bestätigt - der Psychologe habe ihr Ruhe empfohlen. Gegen den Stress. Diesem Psychologen habe die Eis-Lady jedoch nichts von ihren Taten gesagt, nur ihre Albträume geschildert.
10:17 Uhr: Eis-Lady färbte sich die Haare schwarz
Chefinspektorin Furioso aus Italien erinnert sich gut an einen Satz von Esti: Zu 90% sei sie eine normale Person, aber die restlichen 10% würden ihr solche Dinge passieren. Ob es stimmt, dass sie sich die Haare schwarz gefärbt hat vor der Flucht, um nicht erkannt zu werden? Furioso antwortet: "Ja, sobald sie in Udine angekommen war, ging sie sofort los, um sich die Haare zu färben." Auch die Chefinspektorin bestätigt, dass es keinerlei Kommunikationsprobleme auf Italienisch gab. Esti sprach ein sehr gutes Italienisch mit gutem Akzent, so die Kriminalistin.
10:14 Uhr: Sie ist heute unruhig
Die Estibaliz C. wirkt heute recht nervös. Das Wippen des rechten Fußes lässt ihren ganzen Körper beben, sie bewegt den Kopf oft, wirkt sehr unruhig.
10:09 Uhr: Eis-Lady putzte und malte Raum neu aus
Estibaliz C. gab vor der Chefinspektorin Furioso (jetzt im Zeugenstand) in Italien an, dass sie die Motorsäge in einem Spezialgeschäft gekauft habe. Das Zimmer wurde bei der Zerstückelung von den Organen und dem Blut völlig verschmutzt. Sie putzte das Zimmer danach und malte den Raum neu aus.
10:02 Uhr: Jetzt ist die 48-jährige Chefinspektorin Daniela Furioso aus Udine im Zeugenstand
Esti habe sofort Ja gesagt, als man ihr sagte, dass man sie an Österreich ausliefern werde. Sie sei sehr bestürzt und betroffen gewesen über das, was sie getan hatte. Sie erzählte, dass sie ihren Ex-Mann im April 2008 in den Nacken geschossen habe, während dieser am Computer arbeitete. "Hat sie gesagt, warum?" Furioso antwortet: "Sie sagte, dass sie dieser sowohl psychisch als auch physisch unterdrückte. Sie habe deshalb zwar nicht gesagt, in Therapie gewesen zu sein, aber es habe sich um konstanten psychischen Druck gehandelt." Nach dem ersten Schuss sei sie in Sorge gewesen, dass sich ihr Ex-Mann noch auf sie zubewegen könnte - dann schoss sie noch 3-4 Mal. Furiosos Aussagen bestätigen exakt jene des vorigen Zeugen.
09:55 Uhr: Eis-Lady spricht auch italienisch
Estis Verteidiger Mayer fragt nun den Zeugen Ortolan (Polizeibeamter aus Italien): "Sie hat von sich aus in italienischer Sprache erzählt. Ist das richtig?" Ortolan bejaht. Mayer: "Ihr Eindruck war, dass Frau C. einen traurigen, verstörten und bestürzten Eindruck machte. Richtig?" Ortolan: "Bestürzt, aber immer auch sehr gefasst. Traurig, was passiert ist, aber immer sehr gefasst. Sie hat nie die Stimme erhoben. Sie weinte bei ihrer Aussage." Ob sich Esti an den Beamten Ortolan erinnern kann? "Ja, aber er war nur im Hintergrund. Chefinspektorin Furioso und Lacuzzo waren die ganze Zeit dabei."
09:45 Uhr: Keine Sprachschwierigkeiten
Die Richterin will wissen, ob es Sprachschwierigkeiten gegeben habe? Estibaliz C. spricht Spanisch, das dem Italienischen nur ähnlich ist. Laut dem Zeugen Ortolan habe es jedoch gar keine Verständigungsschwierigkeiten gegeben. Es handelte sich jedoch um keine Vernehmung, sondern um spontane Aussagen.
Ob Esti auch eine Begründung für den zweiten Mord abgegeben habe? Ortolan: "Das kann ich jetzt nicht mehr so genau sagen. Es ging wieder um Beziehungen, die nicht gut liefen. Sie befand sich in einer untergeordneten Situation."
09:42 Uhr: Vor zweitem Mord Plastik-Folie ausgelegt
Bevor sie den 2. Leichnam zerstückelte, hat Estebaliz C. das ganze Zimmer mit Plastiksäcken abgedeckt, weil sie beim 1. Mal das ganze Zimmer verschmutzt hatte. Was ihre Flucht betrifft, sagte sie Ortolan, dass sie von einer Angestellten erfahren hatte, dass man im Keller des Eissalons Leichenteile gefunden hatte. Da sei sie sofort geflohen. Warum nach Udine, will die Richterin wissen? Weil das die erste größere Stadt nach der österreichischen Grenze war.
Ob Esti gefasst oder aufgebracht war? Ortolan beschreibt sie als ruhig. Es habe ihr sehr leid getan, was sie getan hatte. Sie sei auch glücklich gewesen, dass die Sache ein Ende gefunden habe, so sein Eindruck. "Sie hat auf mich den Eindruck einer sehr zerbrechlichen Frau gemacht. Sie sagte mir auch, dass sie in Behandlung eines Psychologen stehe." Seit wann? Das weiß er nicht mehr.
Als sie ein kleines Mädchen war, hätten ihre Eltern ihr bereits gesagt, dass sie "merkwürdig" ist. Wie sich das gezeigt habe? "Sie zeigte abnormale Verhaltensweisen im Vergleich zu anderen Kindern." Ortolan weiter: "Das ist meine Auslegung: Dass sie in manchen Situationen mit Gewalt reagierte." Esti gab für ihre "Merkwürdigkeit" jedoch selbst keine Beispiele.
09.36 Uhr: Erster Mord nach Streit
Estibaliz C. habe weiter ausgesagt, dass ihr Ehemann sie misshandelt habe, psychologisch und physisch, berichtet Ortolan. "Hat sie angegeben, wie er das gemacht hat?" fragt die Richterin. "Nein", die Antwort von Ortolan. Was den 1. Mord betrifft, hat sie erzählt, dass sie einen Streit hatten und ihr Ehemann keine Freunde in Wien hatte. Die meisten dachten wohl, er sei wieder nach Deutschland zurückgegangen. Was den 2. Mord betrifft, sagte Esti, dass sie ihren Verlobten Ende November getötet hat, während er sich im Bett befand. Auch diesmal mit einer Feuerwaffe.
09:30 Uhr: Eis-Lady schilderte italienischem Polizisten die Tat
Der Zeuge Ortolan (italienischer Polizeibeamter) gibt an, dass Estibaliz C. den Mord an ihrem ersten Ehemann im Jahr 2008 gestanden habe. Sie habe ihn getötet, als er am Computer saß. Dafür habe sie eine Pistole verwendet. Zunächst habe sie einen Schuss abgegeben. Dann weitere 3-4, bis kein Blut mehr aus den Wunden kam und sie sicher war, dass der Mann tot ist.
Vor dem Zeugen Ortolan sagte Esti damals in Italien weiter aus: Um die Leiche zu zerstückeln, habe sie eine Motorsäge gekauft, sich erklären lassen, wie man sie benutzt, und sie dann verwendet, um den Leichnam zu zerstückeln.
Dann habe sie die Leichenteile in Säcke gegeben und in einen Tiefkühlschrank im Keller gebracht, der ihr gehörte. Um den Verwesungsgeruch zu beseitigen, habe sie sich im Internet informiert. Dort habe sie gefunden, dass man Zement mischen kann, um den Leichengeruch verschwinden zu lassen. Dann hat sie Zement gekauft, sich vom Taxifahrer nach Hause begleiten lassen. Dann hat sie dort den Zement angemischt und die Leichenteile einzementiert.
09:28 Uhr: Sie gestand ihre Taten bereits in Italien
Zeuge Ortolan gibt an, dass die Eis-Lady ihre Aussagen spontan vor der Polizei gemacht hat. Diese wurden nicht auf Nachfrage getätigt, so Ortolan. Laut italienischem Gesetz können die Aussagen nur schriftlich festgehalten werden, wenn sie vorher spontan erfolgen. Bei ihrer Festnahme haben die italienischen Beamten sie über den italienischen Haftbefehl informiert und sie gefragt, welche Aussagen sie machen möchte. Estibaliz C. erklärte, dass sie tatsächlich für einen Doppelmord in Österreich verantwortlich sei.
09:26 Uhr: Der erste Zeuge wird verhört
Jetzt kommt der erste Zeuge an die Reihe: Massimiliano Ortolan aus Italien. Er ist Polizeibeamter aus Udine. Er bekommt Synchron-Übersetzung. Er war anwesend, als Esti Aussagen zu ihren Taten vor der italienischen Polizei machte.
09:23 Uhr: Die Eis-Lady beschwert sich
Esti beschwert sich mit sanfter Stimme über die schlechten Therapiemöglichkeiten im Gefängnis: Es gebe nur einen Psychiater, und der verschreibe nur Medikamente. Sie würde sich öfter Therapiestunden wünschen, dies sei aber nicht möglich. Der Seelsorger habe ihr aber oft geholfen, "Gott sei dank", wie sie sagt.
09:14 Uhr: Estibaliz C. voll mit Medikamenten
Die Angeklagte hat in der Mitte Platz genommen. Die 34-Jährige hat Beruhigungsmittel bekommen - 20mg Cipralex und 25mg eines anderen Medikaments. Zu Mittag und am Abend noch höhere Dosen anderer Medikamente. Estibaliz C. nimmt sie wegen der Angstzustände.
Die Mittel von Esti im Detail:
- Cipralex (Anti-Depressivum)
- Trittico
- Seroquel (gegen Schizophrenie)
Die Gerichts-Sachverständige sieht keine "relevante Dämpfung" bei dieser Dosierung von Seroquel und Cipralex. Diese Dosierung wird zur "Distanzierung" von unangenehmen Emotionen verwendet..
09:10 Uhr: Es geht los
Die Eis-Lady ist da - gleiches Kleid, heute um einen Justizwachebeamten mehr. Neun Stück an der Zahl. Das graue Büßerkleid ist das gleiche wie am Vortag, Schuhe und Strümpfe ebenfalls in gleicher Farbe. Heute hat sie die Brille bereits beim Erscheinen auf.
09:03 Uhr: Offiziell ist Roland R., der jetzige Ehemann der Eis-Lady, im Zeugenstand für 09.30 Uhr geladen. Der Beginn der Verhandlung heute verzögert sich allerdings, so dass seine Einvernahme etwas nach hinten rutschen wird.
08:35 Uhr: Auch heute ist der Medienandrang enorm. Unzählige Fotografen, Reporter und Kamerateams haben Stellung bezogen. Um 9 Uhr beginnt der zweite Prozess-Tag gegen die mutmaßliche Doppelmörderin Estibaliz C. Der Andrang ist weiterhin groß, es ist einer der spektakulärsten Mordfälle, die dieses Land je gesehen hat. Der Saal ist bereits voll mit Gerichtskiebitzen.