Was der Brexit für den Handel, den Tourismus und für unsere Studenten bedeutet.
Prognose
Nach dem Brexit muss Österreich mehr in den EU-Topf einzahlen. Die Handelsbeziehungen sind gefährdet. London-Reisen werden billiger.
London-Reisen billiger, weniger GB-Touristen
- Kosten für Österreich. Da die Briten als Nettozahler in der EU wegfallen, erhöhen sich die Anteile der anderen Länder. Österreich müsste deshalb geschätzte 150 Millionen Euro mehr im Jahr einzahlen.
- Tourismus. Durch den Brexit fällt das britische Pfund. Dadurch sind Reisen nach Großbritannien für Österreicher künftig billiger. Allerdings: Umgekehrt könnte es für Briten – 800.000 machten 2015 bei uns Urlaub – zu teuer werden, in Österreich zu „relaxen“. Einbußen für den Tourismus!
- Handel & Industrie. Großbritannien ist unser achtgrößter Handelspartner. Und: 32.636 Menschen sind in 111 Auslandstöchtern österreichischer Firmen in Großbritannien beschäftigt. Dazu kommen rund 50 heimische Firmen, die dort für den lokalen Markt produzieren – darunter Wienerberger und voestalpine. Bei einem Konjunktureinbruch Großbritanniens wären diese guten „Connections“ gefährdet.
- Schüler & Studenten. Bisher konnten Schüler und Studenten über das EU-Programm „Erasmus“ in Großbritannien studierten. Diese Förderungen könnten nach dem Brexit entfallen.
IHS versucht zu beruhigen
IHS und Wifo sehen keinen Grund, ihre gestern veröffentlichten Wirtschaftsprognosen zu überarbeiten. Die direkten Effekte eines Ausscheidens Großbritanniens aus der EU auf die österreichische Wirtschaft werden "relativ gering" sein, sagte IHS-Konjunkturexperte Helmut Hofer zur APA.
Auch Wifo-Chef Karl Aiginger sieht nur kleine Auswirkungen auf Österreich. IV-Chefökonom Christian Helmenstein sieht ebenso nur minimale Effekte in Österreich. Sollte die britische Wirtschaft in die Rezession rutschen, würde man dies bei den Ausfuhren aus Österreich aber schon spüren.
Sehr wohl aber überarbeiten Bank Austria, Erste Group und Raiffeisen ihre Prognosen in Reaktion auf die britische Brexit-Entscheidung. "Wir werden für Österreich für 2017 zumindest um einen halben Prozentpunkt nach unten gehen - von 1,5 auf 1,0 Prozent, alleine aus der Unsicherheit heraus", sagte Bank-Austria-Chefanalyst Stefan Bruckbauer am Freitag zur APA. Bedeutende Auswirkungen seien in Österreich erst ab dem vierten Quartal 2016 und dann 2017 zu erwarten.
Die Auswirkungen für Österreich werden "eher verhalten" sein, sagte Erste-Chefanalyst Friedrich Mostböck auf Anfrage der APA. "Aller Voraussicht nach" wird die Erste ihre Prognose für das Wachstum in Österreich im Jahr 2016 nur von 1,5 auf 1,4 Prozent zurücknehmen, 2017 dürften es dann 1,5 statt bisher erwarteten 1,7 Prozent Plus sein.