Lebte wie ein Zar
Die Geschäfte des Gürtel-Paten von Wien
07.04.2010
Die verhaftete Rotlicht-Größe Richard Steiner leitete laut Polizei eine „mafiaähnliche Gang“. Und auch sein Lebensstil scheint verdächtig.
Kommenden Dienstag fährt Gürtel-Capo Richard Steiner (39) ins Fegefeuer. Denn da wird der muskulöse Veganer und Ferrari-Fahrer in Polizeibegleitung in die Wiener Justizanstalt Josefstadt überstellt. Und dort wird ihn Staatsanwältin Susanne Kerbl-Cortella mit Belastungsmaterial konfrontieren, das verdeckte Ermittler des Bundeskriminalamts in einem Lauschangriff über zwei Jahre zusammengetragen haben.
Die Aktion lief unter dem Decknamen „Operation Friends“, auf dem dicken Verschlussakt stehen die Buchstaben „OK“ (für Organisierte Kriminalität). Und am Ostersonntag schien die Beweislage so dicht, dass Steiners mafiose Gang gesprengt wurde.
Wie berichtet, klickten für den Boss am Flughafen von München die Handschellen. Gleichzeitig wurden in Österreich Steiners „Vize“ Dusan R. (Spitzname „Rocky“) sowie sein Leibwächter Peter A. („der lange Peter“) festgenommen und mittlerweile über neun weitere Gang-Mitglieder die U-Haft verhängt.
Schutzgeld, Geldwäsche und Mädchenhandel
Da Justiz und
Kripo „aus ermittlungstaktischen Erwägungen“ mit Infos knausern, ist nicht
gesichert, ob die Verdächtigen (für alle gilt die Unschuldsvermutung)
tatsächlich sogar bei Mordplänen belauscht wurden. Sicher indes ist: Seit
Richard Steiner (in Kroatien als Vladimir Barisic geboren) im Jahr 2002 das
Nachtleben am Wiener Gürtel übernahm, hob er sich gern wie der Zar vom
Fußvolk dort ab. Jetzt aber muss er der Staatsanwältin erklären, wie er
legal zu einer Traumvilla in der Dominikanischen Republik, einem Haus in
Spanien oder seinem Ferrari gekommen ist.
Denn in seinen beiden Lokalen („Pour Platin“ und „Laufhaus 599“) beschäftigte Steiner nur 30 Prostituierte (also 0,7 Prozent aller Dirnen in Wien). Die Schutzgeldeinnahmen seines „Nokia Clubs“ brachten monatlich etwa 10.000 Euro, was gerade für die Gagen seiner Schläger („Buckeln“) reichte. Viel lukrativer sind da schon Mädchenhandel (mit Hilfe des Russen Ch.) oder Geldwäsche (mit Hilfe eines in Spanien verhafteten Komplizen).
Steiners Top-Anwalt Christian Werner dazu: „Fragen Sie mich am Dienstag wieder.“