Experte: "Rassenlisten bringen absolut nichts."
Nach der Hunde-Attacke auf die kleine Amelie ist die Diskussion voll entbrannt. „Kampfhunde-Listen“ und geltende Gesetze sind nutzlos, meinen Experten.
Als „absurd“ und „willkürlich“ beurteilen Fachleute die in den Ländern variierenden Vorschriften zu Beißkorb- und Leinenzwang sowie die Beurteilungen gefährlicher Rassen. Die Gesetze werden indes kaum exekutiert. Seit es in Wien den „Hundeführschein“ gibt, wurde erst 59 Mal kontrolliert. Der Arzt Hans Mosser, Präsident des österreichischen Hundehalterverbandes, hat mehrere Studien zu dem Thema Beißunfälle verfasst. Er wüsste, wie man vorgehen muss, um das Zusammenleben mit Vierbeinern künftig sicherer zu gestalten: „Jeder Biss ist einer zu viel, aber die Gesetze bringen nichts. Und würde man jede Rasse, die zuschnappt, auf Listen setzen, wären bald alle darauf“, so Mosser. Der Mediziner schlägt einen Drei-Punkte-Plan vor:
- Erstens soll nach einem Vorfall der behandelnde Arzt genau die Umstände dokumentieren. Diese Informationen werden dann analysiert, wie es dazu kam.
- Zweitens sollten Herkunftsnachweise für Hunde verpflichtend werden. Denn viel passiert mit Importtieren aus dem Osten.
- Und drittens bräuchte es laut Mosser mehr Aufklärung im Umgang mit Hunden an den Schulen.
Ärzte hoffen: Amelie wird wieder gesund
Nach der Attacke eines Nachbarhundes liegt das Opfer, die kleine Amelie, weiter im künstlichen Tiefschlaf. Die Kopfhaut wurde wieder angenäht.
In einer mehrstündigen Not-OP gelang es den Ärzten am Landesklinikum Salzburg, das 5 cm breite und 20 cm lange Stück Haut, das der Rottweiler dem Mädchen vom Kopf gerissen hat, wieder zu implantieren. Die Leiterin der Kinderklinik, Sigrid Ofner: „Heute wird der Verband gewechselt, dann sehen wir weiter. Wenn alles gut läuft, werden an der Stelle wieder Haare wachsen und die Narben überdecken.“
Infektion. Zuvor aber muss die Kleine aus Wals-Siezenheim die nächsten kritischen Stunden überstehen. Laut Ofner bleibt Amelie bis auf Weiteres im künstlichen Tiefschlaf, damit sich ihr Körper erholen kann, außerdem sei so das Infektionsrisiko geringer.
Unterdessen wurde bekannt, dass der Rottweiler eines Security, der über das Kind hergefallen und dreimal in Kopf, Kinn und Hals gebissen hat, bereits zweimal zugeschnappt haben soll.
Einmal soll der Rüde, so Nachbarn, ein Mädchen, das mit ihrer Mutter vorbeiging, angesprungen haben – zum Glück hatte das Opfer eine Schultasche am Rücken, in die sich der Rottweiler verbiss. Außerdem soll er einen Betrunkenen, der am Grundstück vorbeiwankte, in die Wade „gezwickt“ haben. Der Hund ist fürs Erste im Tierheim und könnte eingeschläfert werden. (mah, kor, grc)