Diebischer Paketfahrer gefasst - Mitfahrer Opfer oder Komplize?
Ein ÖSTERREICH-Mitarbeiter, der Dienstabend im steirisch-slowenischen Grenzgebiet einen Termin hatte, machte spätabends noch in einer Bar eine seltsame Bekanntschaft: Ein verwirrter junger Mann erzählte mit lockerem Zungenschlag davon, entführt worden zu sein: „Ich war daheim in Grafenstein und hab gewartet, dass eine Transportfirma die Weihnachtspakete für meine Söhne bringt. Da bekam ich eine auf den Schädel und wachte im dunklen Laderaum des GLS-Transporters auf.“ Damit war die Räubersgeschichte noch nicht zu Ende: „Die Täter wollten Geld von meinem Vater, einem bekannten Unternehmer erpressen, doch der hat nicht gezahlt. In Maribor wurde ich von der slowenischen Polizei befreit und zur Grenze gebracht.“
Jetzt saß der junge Mann hier und trank einen Schluck zur Beruhigung.
Im gestohlenen Bus waren Pakete um 77.500 Euro
Sehr erstaunt bekam der ÖSTERREICH-Mitarbeiter dann noch mit, wie die Polizei das angebliche befreite Entführungsopfer zum Bahnhof brachte, damit dieses zurück nach Kärnten fahren konnte. Seitdem ist der Mann, der sich als Christian J. ausgab, wie von der Bildfläche verschwunden.
Die Wahrheit der Begegnung sollten sich erst tags darauf – am Mittwoch – ergeben: Immerhin gab es ja wirklich einen Paketzusteller namens Franz T. (24), der seit Freitag mit 153 Cash-und Weihnachtspaketen im Wert von 77.500 Euro im GLS-Bus verschwunden und in Maribor geschnappt worden war .
Jetzt sucht Polizei den Mann von der Grenzbar
Wie ein Gespräch mit den ermittelnden Beamten ergab, war jener Mann, den wir in der Grenzbar getroffen hatten, tatsächlich im entführten GLS-Transporter – allerdings als mutmaßlicher Komplize des Fahrers, mit dem der Jungunternehmer befreundet ist. Und es kommt noch dicker: Laut Polizei dürfte sich der Kärntner aus Völkermarkt die ganze Zeit über als sein eigener Bruder Christian ausgegeben haben, sodass die Polizei lange hinter dem Falschen her war. Die Suche nach dem echten Michael J. läuft. Es gilt die Unschuldsvermutung.