Als er im Spital einschlief, wusste Houman D. nicht, ob er den Vipernbiss überleben wird.
Der Angriff kam aus dem Nichts. Beim Füttern und Umsiedeln von Giftschlangen wurde der 39-jährige, aus dem Iran stammende Tierpfleger und Angestellte eines Tiergroßhändlers im Waldviertel – wie berichtet
– gebissen. Und zwar von einer afrikanischen Buschviper Atheris nitschei, gegen deren Sekret es offenbar kein Gegengift gibt. Der Chef der Farm von Oberrosenauerwald wollte es zunächst aus der Schweiz organisieren – wertvolle Zeit verstrich.
Schließlich entschied man sich, Bissopfer Houman D. mit dem Rettungshubschrauber Christophorus 15 ins Krankenhaus der Barmherzigen Brüder nach Linz zu bringen. Für das Leben des Mannes die goldrichtige Entscheidung. Zwar hat das Spital auch kein Gegenmittel gegen das starke Toxin, doch eine wirksame Behandlung. Oberarzt Thomas Steinmaurer: „Wir haben Blutgerinnungs- und Schmerzmittel verabreicht.“
Zittern
Das Tückische am Vipernbiss: Die Blutgerinnung wird gestört, kleinste innere Blutungen, aber auch äußere Verletzungen können zum Tod führen – der auch (falsch oder unbehandelt) Tage danach noch eintreten kann. Steinmaurer: „Wie es aussieht, ist es in unserem Fall aber gut ausgegangen. Nur noch der linke Zeigefinger, der gebissen wurde, ist leicht geschwollen.“ Der Pfleger wird wieder ganz gesund.
Die Freundin des Mannes, die vor der Intensivstation um das Leben des 39-Jährigen betete, brach angesichts der guten Nachricht in Freudentränen aus. Den Arbeitgeber interessierte das Schicksal weniger. ÖSTERREICH erreichte ihn gestern am Handy – offenbar bei einer Reptilienmesse: „Ich bin im Ausland. Die Eltern (die Senior-Chefs, Anm. der Red.) sind auf Urlaub. Es ist eh nix passiert.“
Skandalfarm mitten im Waldviertel
Vor einem Jahr deckte die Tierschutzorganisation PETA massive Tierquälereien bei „U. S. Global Exotics“ auf: Bei einer Undercoveraktion fand man verwesende Leguane zwischen lebenden Tieren, tiefgefrorene Schlangen oder Präriehunde in engen Wassertrögen – von artgerechter Haltung keine Spur.
Auch die Firma im Waldviertel bezog jährlich Tausende Tiere vom Skandal-Großhändler. Aussteiger behaupten: „Die Zustände hier sind nicht besser. Die Behörde soll endlich eingreifen.“
(kor, krm)