Dreiste Coup

Dorotheum: Irrster Raubzug in Wien

07.11.2011

Dreiste Diebe stahlen zwei Hörner von Nashörnern mitten in einer Auktion.

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Ein anonymer Informant erzählte ÖSTERREICH die Story, die dem renommierten Versteigerungshaus in der City offenbar etwas peinlich ist und deshalb zurückgehalten wird: Gestern Montag, kurz vor dem Beginn der Versteigerung „Historische wissenschaftliche Instrumente und Globen“. Mehr als 350 Gegenstände von der Lupe aus Elfenbein über Portraits von Forschern bis hin zu historischen Tierpräparaten sollten dabei unter den Hammer kommen.

Am interessantesten, weil am begehrtesten und teuersten waren die Hörner vor Nashörnern, vor allem die Rufnummer 246: ein 89 Zentimeter großes Horn aus dem Sudan aus den 1930er-Jahren. Der Schätzpreis: 35.000 bis 40.000Euro. Mit einem Erlös von bis zu 70.000 Euro wurde gerechnet. Um Punkt 13 Uhr ließen sich ein bis dahin unbekannter Schwarzafrikaner mit seinem Komplizen die Trophäen aus dem Schaukasten holen und zeigen.

Videoüberwachung
Zur Überraschung aller schnappten sich die beiden Männer je ein Horn und rannten davon. Das halbe Dorotheum und auch einige Bieter hefteten sich an die Fersen der  Kunsträuber, die über die Treppen hinunter flitzte und die Ausgangstür geöffnet, noch einen Zahn zulegte. Mit der unübersehbaren Beute in den Händen rannte der dunkelhäutige Täter die Dorotheergasse in Richtung Graben und konnte tatsächlich entkommen. Eine Sofortfahndung durch die Polizei (inklusive erster Auswertung der Videoüberwachung) brachte keinen Erfolg. Dem zweiten Täter rutschte das Hornm bei Flucht auf den Stufen aus der Hand, weshalb er ohne Beute die Flucht ergriff.

Wer hinter dem mehr als dreisten Coup steckt, ist zumindest für den anonymen Anrufer bei ÖSTERREICH klar: „Das war ein Auftrag der Chinesen.“

Warnung
Der Hintergrund: Bereits vor einem Jahr war genau dieses Nashorn-Horn in Wien an einen chinesischen Bieter versteigert worden, der dann allerdings nicht bezahlte, sodass das Exponat erneut aufgelegt wurde. Als Pulver gerieben geltenNashornhörnerin der chinesischen Medizin als Heil- und vor allem als Potenzmittel. Wilderer jagen die streng geschützen Tiere. Und Experten warnen schon seit längerem naturhistorische Museen, besser auf ihre Nashorn-Exponate aufzupassen, weil in jüngster Zeit mehrere gestohlen worden sind. Jetzt also auch in Wien. Die Ermittlungen laufen.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel