Suchtmittel im Wert von halber Million Euro sichergestellt.
Boomendes Geschäft durch gute Qualität zum fairen Preis: Dieses Rezept funktioniert auch dann, wenn die Ware nicht Teil des legalen Markts ist und der Verkaufsort eigentlich keine Frequenzlage aufweist. Das bewiesen Betreiber eines Drogen-Supermarkts in Wien-Margareten, der von der Polizei geschlossen wurde.
Drogen-Supermarkt in Hoflage
Die beiden Betreiber - Männer um die 40 - und ein Marihuana-Lieferant, ein Herr in den 50ern, sind nach Angaben der Polizei vom Mittwoch in Haft. Der Lieferant - er zog Marihuana in der Steiermark - wurde bereits nicht rechtskräftig zu einer teilbedingten Haftstrafe verurteilt. In dem Drogen-Supermarkt, der in einer ehemaligen Ledermanufaktur in Hoflage eingerichtet war, sollen die Betreiber von Anfang 2015 bis April 2016 nach Hochrechnungen der Polizei Suchtmittel im Straßenverkaufswert von 900.000 Euro vertrieben haben. Drogen im Wert von fast einer halben Million Euro wurden noch sichergestellt.
Das Sortiment war umfangreich: Im Angebot fanden sich Kokain, Amphetamine, Ecstasy, Liquid Ecstasy, Marihuana mit hohem THC-Gehalt, Cannabisharz, LSD-Trips und -Würfel, Kokablätter und Streckmittel. Das Kokain wies einen Reinheitsgrad von 75 Prozent auf, "das findet man sehr selten", erläuterte Abteilungsinspektor Christoph Hartl von der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS) bei einer Pressekonferenz. Magic Mushrooms wurden angepriesen mit dem Hinweis: Du hast was im Magen und Spaß daran.
Kundenservice sogar für laktoseintolerante Kunden
Ebenso gut wie die Qualität war offenbar das Service: Für Konsumenten von LSD mit Würfelzucker gab es nicht nur die weiße Version, sondern auch braunen Zucker - für lactoseintolerante Kunden. Wer sich nicht so gut auskannte mit Drogen, dem ging man beim Strecken zur Hand. Kostproben waren möglich. Im Geschäft kam es zu Wartezeiten von einer halben Stunde. Es gab übrigens geregelte Öffnungszeiten: Montags, dienstags, donnerstags und freitags von 12.00 bis 18.00 oder 19.00 Uhr. Mittwochs war geschlossen.
Die EGS war über ihre üblichen Kontakte an U4-Stationen auf den Standort aufmerksam geworden - und weil ungewöhnlich viele Drogenkonsumenten den Hinterhof in der Grohgasse ansteuerten. Bis zu 14 Kunden pro Stunde beobachteten sie, als sie den Drogensupermarkt zunächst diskret in Augenschein nahmen. Als ein größeres Team - als Polizisten erkennbar - zur Durchsuchung anrückte, waren die Geschäfte gerade am Laufen und die Kunden offenbar gar nicht misstrauisch: "Ist heute eine Vertretung da? Ich krieg' bitte einen Deka", zitierte Hackl die an einen seiner Kollegen gerichtete Frage eines Kunden.
Zum Räumen des Geschäfts benötigten die Beamten zwei Tage, zumal die Betreiber dafür gesorgt hatten, dass die Waren nicht offen herumlagen - um nicht potenzielle Ladendiebe in Versuchung zur führen. Die sichergestellten Drogen fanden sich sortiert unter anderem vakuumverpackt, in Marmeladegläsern, Frischhalte- oder Medikamentenboxen. Aus der Plantage in der obersteirischen Hochschwab-Region transportierten die Fahnder in einem Kombi säckeweise Kraut ab. "In unserem Auto riecht es immer noch nach Marihuana", sagte Hackl schmunzelnd.