Nächste Runde im Sterbehilfe-Prozess gegen einen heimischen Arzt in Dubai.
Der wegen Mordes angeklagte österreichische Intensivmediziner Eugen A. ist heute, Sonntag, in Dubai neuerlich vor Gericht gestanden. Anschließend bewerte A. die Chancen auf eine baldige Ausreise im Gespräch als gering. Immerhin seien drei von fünf Zeugen einvernommen worden, die etwa einstündige Verhandlung selbst sei "ruhig und besonnen" abgelaufen, "wir haben sogar Fragen stellen dürfen". Der Prozess wird am 16. Oktober fortgesetzt.
Anklage wegen Mord
Dem oberösterreichischen Mediziner wird gemeinsam mit einem indischen Kollegen der Tod eines querschnittgelähmten Patienten durch Unterlassung von Hilfeleistung und die Gabe einer hohen Dosis Opiate im Februar 2009 im Rashid Hospital in dem arabischen Emirat vorgeworfen. Er soll eine Order ausgegeben haben, dass der Kranke im Falle eines Herzstillstands nicht wiederbelebt werden soll. Der indische Kollege war der diensthabende Arzt, als der Patient einen Herzinfarkt erlitt.
Laut Eugen A. war der Inder zu diesem Zeitpunkt mit einem weiteren Patienten beschäftigt und hatte daher keine Zeit, den gelähmten Patienten zu reanimieren. Der Bad Ischler sei zum Zeitpunkt des Todes bereits seit 36 Stunden nicht mehr im Krankenhaus gewesen. Während der österreichische Mediziner von seinem jetzigen Arbeitgeber im Al Ain Hospital in Abu Dhabi suspendiert wurde, darf der mitangeklagte Inder laut Eugen A. weiterhin auf der Station im Rashid Hospital Dienst versehen.
Weitere Aussagen
Die heutigen Aussagen von Pfleger und Schwestern waren laut A. "sehr gut für mich", denn sie hätten angegeben, keinerlei Anordnungen von ihm persönlich erhalten zu haben. Lediglich der dritte Zeuge, ein Arzt, "war nicht so ganz auf meiner Seite, doch er hat seinen Standpunkt überhaupt nicht wissenschaftlich fundieren können". Erfreut zeigte sich der Oberösterreicher über die "ruhige und besonnene Atmosphäre" im Gerichtssaal, "der Richter hat sich Zeit genommen, und wir haben sogar Fragen stellen dürfen".
Dennoch bewertet Eugen A. die Chancen für eine baldige Ausreise als gering. "Aber wir probieren es wieder und wieder." Tatkräftige Unterstützung erhält er derzeit von der Chefin der Rechtsabteilung im Außenministerium, Elisabeth Ellison-Kramer. "Sie klappert alle Stellen ab und ist den ganzen Tag im Einsatz." Ellison-Kramer soll nach Angaben des Sprechers des Außenministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal, auch in den nächsten Tagen noch in Dubai bleiben.
Als einzige Hoffnung, dass er bald zu seiner schwer kranken Frau heimkehren kann, sieht der Oberösterreicher, "dass jemand von ganz oben die Notbremse zieht und sagt: Lassen wir es gut sein".