Adelsmayr-Prozess

Dubai: ‚Urteil schlimmer als Todesstrafe‘

21.10.2012

 Hartes Urteil für den österreichischen Arzt Eugen Adelsmayr, 53, in Dubai: lebenslang!

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© TZ ÖSTERREICH, Eugen Adelsmayr
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Eugen Adelsmayr erfuhr vom Urteil daheim in Bad Ischl, zur Verhandlung nach Dubai ist er nicht gereist: „Lebenslang ist schlimmer als die Todesstrafe“, sagt er geschockt zu ÖSTERREICH.

Zwar steht noch nicht fest, ob Dubai einen internationalen Haftbefehl gegen den oberösterreichischen Arzt ausstellen wird: „Ich gehe aber davon aus“, sagt er, eine absolute „Horrorvision“ für den Intensivmediziner, der inzwischen an einer Salzburger Privatklinik arbeitet.

Kommt der Haftbefehl, ist Adelsmayr in Österreich „gefangen“: „Österreich würde mich zwar nicht an Dubai ausliefern“, weiß er. Bei Reisen in andere EU-Länder müsste er aber ständig mit einer Verhaftung rechnen: „Ich bin mir nicht sicher“, sagt der Arzt, „ob andere EU-Staaten zu lebenslanger Haft Verurteilte nach Dubai ausliefern oder nicht.“

Der Mediziner und ein indischer Kollege waren des Mordes angeklagt. Sie sollen in Dubai „durch Unterlassung der Hilfeleistung“ den Tod eines Patienten verursacht haben. Der Inder wurde freigesprochen. Adelsmayr nicht. Eine weitere Tragödie im Leben des Arztes: Im Jänner starb seine Frau an einem Krebsleiden.

 

ÖSTERREICH: Lebenslang, wie gehen Sie mit dem Urteil um?
Eugen Adelsmayr: „Für mich ist ‚lebenslang‘ schlimmer als die Todesstrafe. Kein zivilisierter Staat liefert im Fall einer Todesstrafe aus – bei lebenslang ist das nicht so sicher.

ÖSTERREICH: Was belastet Sie nun am meisten?
Adelsmayr: Am schlimmsten ist die Frage, ob Dubai einen internationalen Haftbefehl gegen mich ausstellen wird oder nicht. Sollte dem so sein, werde ich natürlich meine Reisetätigkeit danach ausrichten müssen. Das Ganze ist eine unsägliche Farce, ein Wahnsinn. Der Knackpunkt in dem Prozess war, dass der Richter nicht anerkannt hat, dass Gutachten gefälscht worden sind.

ÖSTERREICH: Gibt es ein Rechtsmittel gegen das Urteil?
Adelsmayr: Nein. Um Einspruch zu erheben, hätte ich bei der Urteilsverkündung in Dubai sein müssen, das war ich aber nicht. Auch werde ich nicht nach Dubai reisen, um Einspruch zu erheben. Ich will nicht aus einer Gefängniszelle heraus Einspruch gegen ein Unrechtsurteil erheben müssen. Ich muss jetzt mit dem Bewusstsein der Ungerechtigkeit leben. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, von einem anderen Staat aus einen internationalen Haftbefehl zu bekämpfen.

ÖSTERREICH: Sie haben mit ­einem Freispruch gerechnet …
Adelsmayr: Ja, deshalb fällt es mir so schwer, diese Farce zu kommentieren. In dieser Form habe ich das einfach nicht erwartet. Jetzt wurde der Unschuldige zu lebenslanger Haft verurteilt und der ausführende Arzt ist freigesprochen worden. Als es geschehen ist, war ich ja gar nicht im Spital, hatte 36 Stunden frei. Begründbar ist das alles nicht mehr.

ÖSTERREICH: Was werden Sie jetzt tun?
Adelsmayr: Mein Buch ist nun meine schärfste Waffe. Darin habe ich das ganze Unrecht niedergeschrieben. Ich werde alles versuchen, dass es nun auch auf Englisch erscheinen wird.

Ida Metzger, Karl Wendl

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