PISA-Studie für Erwachsene

Eine Million Österreicher kann nicht lesen

08.10.2013

Mieses Zeugnis für Österreich: Auch Erwachsene schneiden beim PISA-Test schlecht ab.

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Längere Texte können sie nicht verstehen. Bei Mathematik kapitulieren sie. Und im Alter wird es immer schlimmer. Erstmals untersuchte die OECD die Lese- und Rechenkompetenz von Erwachsenen in 24 Ländern (PIAAC-Test). Resultat: Zehntausende Österreicher haben erhebliche Probleme bei den einfachsten Aufgaben.

Jeder Siebente rechnet nur wie ein Volksschüler

  • Gut eine Million Menschen kann laut PIAAC-Test hierzulande kaum lesen, jeder sechste Österreicher (15,3 %) kommt dabei über das Niveau eines Zehnjährigen nicht hinaus. Besonders schlimm ist es bei Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und älteren Erwachsenen.
  • Im Rechnen schneiden wir zwar besser ab als der OECD-Schnitt, aber jeder siebente Österreicher rechnet trotzdem nur auf dem Niveau eines Volksschülers. 800.000 wird von der OECD ein mangelndes Mathematikverständnis attestiert.
  • Abgefragt wurden auch die Kompetenzen, sich sicher im Internet zu bewegen. Ergebnis: Fast jeder zehnte Österreicher hat überhaupt keine Erfahrung damit, 11,3 % der Befragten verweigern sich völlig der neuen Technik.
  • Eindeutige Spitzenreiter dagegen in allen Bereichen: Japan und Finnland.

Politik will Weiterbildung jetzt stärker ausbauen                                                                                         Fest steht: Sowohl Noch-Bildungsministerin Claudia Schmied als auch Sozialminister Rudolf Hundstorfer (beide SPÖ) orten erheblichen Handlungsbedarf. Im Gespräch mit ÖSTERREICH fordert Letzterer einen Ausbau der Weiterbildungsangebote gerade auch für ältere Menschen (siehe unten).

Für die PIAAC-Studie wurden insgesamt 5.130 Österreicherinnen und Österreicher zwischen 16 und 65 Jahren befragt. Weltweit nahmen 160.000 Personen in 24 Ländern teil.

D. Müllejans

Experte Andreas Salcher: "Politik hat Weichen falsch gestellt"

ÖSTERREICH: Herr Salcher, was sagen Sie zur Studie?
Andreas Salcher: Das Ergebnis überrascht mich überhaupt nicht. Das Hauptproblem liegt darin, dass bildungsferne Schichten nicht motiviert sind, zu lernen. Die Freude am Lernen wird sehr früh verloren. Angebote werden nicht wahrgenommen. Das Problem ist die große Schere zwischen Guten und Schlechten.
ÖSTERREICH: Inwiefern geben Sie der Politik dafür Schuld?
Salcher: Es ist ein Problem der Gesellschaft, aber die Bildungspolitik der vergangenen 20 Jahre hat schwere Fehler in der Weichenstellung gemacht. Das Geld muss in individuelle Förderung gesteckt werden.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer: "Wir wollen deutlich mehr Weiterbildung"

ÖSTERREICH: Österreich liegt beim PISA-Test für Erwachsene nur im Mittelfeld. Warum?
Rudolf Hundstorfer: Generell kann man sagen, dass Österreich nicht schlecht abschneidet, die Ergebnisse aber weiteren Handlungsbedarf aufzeigen. Ziel ist es, die Weiterbildungsbeteiligung von Geringqualifizierten bis 2020 von fünf auf 20 Prozent zu erhöhen.
ÖSTERREICH: Japan und Finnland schnitten bei der Studie viel besser ab. Kann man von diesen Ländern etwas lernen?
Hundstorfer: Zum Beispiel hat Finnland ambitionierte Programme für gering qualifizierte Ältere, dort nehmen wir uns Anleihen.

(mud)

 

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