Die Mitinsassen in der Justizanstalt Schwarzau hatten sich an die Anstaltsleitung sowie mit einer Petition ans Justizministerium gewandt: „Wir haben entsetzliche Angst vor ihr.“
Jetzt Verlegung in die Maßnahmenabteilung
Anstaltsleiter Gottfried Neuberger zog die Konsequenzen: Estibaliz Carranza (36), die zwei ihrer Männer erschoss, zerstückelte und einbetonierte, wurde am Freitag in die Maßnahmenabteilung des Hauses verlegt. Also in jene Abteilung, in der psychisch schwerst gestörte Insassinnen untergebracht sind.
Bett frei
Die Maßnahme hätte bereits früher erfolgen sollen, doch wurde erst jetzt ein Bett frei. Carranza, bislang in einer Einzelzelle, bemalte in der Anstaltswerkstätte Glücksbringer für einen Betrieb, nachmittags gab es Aufenthalte in den Gemeinschaftsräumen. Das ist nun passé, ebenso wie die von ihr ersehnte Kuschelzelle.
ÖSTERREICH bat einen Vertrauten von Estibaliz Carranza, ihr Fragen zur Beantwortung zu übermitteln. Das Gespräch fand Samstag in der Haftanstalt Schwarzau statt (siehe Interview).
ÖSTERREICH: Fühlen Sie sich durch Mithäftlinge gemobbt?
Carranza: Wenn ich in den Hof gehe, dann drohen mir diese Frauen und beschimpfen mich. Sie beschweren sich dauernd ungerechtfertigt über mich. Das ist ein klarer Fall von Mobbing. Das Problem ist, dass die Beamten das Opfer bestrafen, weil das für sie einfacher ist, als sich mit dieser Clique herumzustreiten.
ÖSTERREICH: Was haben Ihre Mithäftlinge gegen Sie?
Carranza: Das sind aggressive 80-Kilo-Frauen ohne jede Bildung. Ich habe keine Angst vor ihnen, obwohl ich nur 50 Kilo habe. Ich lasse mich auf nichts ein und gehe ihnen aus dem Weg. Das mögen sie nicht. Auch nicht, dass ich mich pflege, Vegetarierin bin, studiere und nebenbei Französisch lerne.
ÖSTERREICH: Sie würden sich wie eine Prinzessin benehmen …
Carranza: Ich kann nur sagen, dass ich mich immer respektvoll den Frauen gegenüber verhalten habe und alles tue, was man mir sagt, weil ich zeigen will, dass ich mich entwickle. Aber ich bin auch manchmal stur. Ich bin keine, die sich brechen lässt, durch nichts auf der Welt.
ÖSTERREICH: Was sagen Sie zu Ihrer Verlegung? Verschlechtert das Ihre Situation?
Carranza: Die Gerichtspsychiaterin bescheinigt mir nach meiner harten Arbeit an mir Fortschritte und was tun die Beamten? Sie sperren mich weg. Das ist sehr, sehr ungerecht. Jetzt bin ich 23 Stunden eingesperrt, dort, wo die Drogensüchtigen sind.
ÖSTERREICH: Sehen Sie Ihren Mann noch?
carranza: Im Moment ist es schwierig zwischen uns. Aber er wird immer ein wichtiger Mensch für mich bleiben. Er war in meiner schwersten Zeit für mich da, als sonst keiner da war. Das vergesse ich nicht.
ÖSTERREICH: Werden Sie sich scheiden lassen?
Carranza: Darüber denke ich nicht nach.
ÖSTERREICH: Hoffen Sie, bald nach Spanien verlegt zu werden, um näher bei Ihrer Familie zu sein?
Carranza: Jetzt hoffe ich, dass ich mit meinem Kind bald in die Kuschelzelle darf. Der nächste Schritt ist dann Spanien, wo ich nahe bei ihm wäre und ihn viel öfter sehen könnte.