Starrer Blick
Eis-Lady jetzt in Klagenfurt
24.06.2011Nach knapp 2 Wochen Haft in Triest ist Estibaliz C. wieder in Österreich.
Die Gesichtsfarbe blass vom tristen Gefängnisalltag in Triest, die gefärbten Haare zu einem Zopf gebunden, in der Hand ihre letzten Habseligkeiten. Es ist Freitag, 10.38 Uhr, als „Eis-Baronin“ Estibaliz C. am Grenzübergang Thörl-Maglern von zwölf Carabinieri (!) an Österreich übergeben wird.
Dank an Carabinieri.
Mehr als ein Dutzend Reporter und TV-Teams drängen sich um die mutmaßliche Doppelmörderin – ein Auflauf, der „Esti“ verstört blicken lässt. Drei österreichische Beamte halten die 32-Jährige fest und bringen sie in die Grenzstation – Formalitäten müssen erledigt werden. Trotzdem bleibt Zeit für einen Satz zu den Carabinieri: „Danke, dass ihr mich menschlich behandelt habt.“
Fingerabdrücke, DNA.
Es ist zum ersten Mal, dass Estibaliz C. seit ihrer Flucht vor zwei Wochen in Österreich ist. Der Spanierin, die im zweiten Monat schwanger ist, wird vorgeworfen, zwei Ex-Freunde erschossen, zerstückelt und einbetoniert zu haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Bis Freitag wartete „Esti“ im Frauengefängnis Triest in einer 15-Quadratmeter-Zelle mit vier Insassen auf die Auslieferung. Dort klagte sie über Schlafprobleme – mit ein Grund, warum sie am Freitag so müde wirkt. Im Polizeizentrum in Thörl-Maglern nehmen Beamte ihre Fingerabdrücke und eine Speichelprobe für die DNA-Analyse. Sie wird formal einvernommen und über ihre Rechte und die Anklagepunkte informiert.
Fisch, kalte Platte.
Schon zwei Stunden später verlässt die „Eis-Baronin“ Thörl-Maglern und wird in die Justizanstalt Klagenfurt überstellt. Um 13 Uhr fährt die Polizeieskorte vor.
Brigadier Peter Bevc von der Justizanstalt sagt zu ÖSTERREICH: „Wie bei jeder Neuaufnahme gibt es auch bei ihr ein fixes Screening. Gäbe es etwa Selbstmordabsichten, kommt sie nicht in eine Einzelzelle. Sie wird ganz normal wie alle anderen Häftlinge routinemäßig in der Frauenabteilung untergebracht. Es gibt keine Extrawürste.“ Dafür Fisch (mittags) und kalte Platte (abends) als „Häfen-Menü“ am Freitag.
Für „Esti“ ist die Rückkehr eine Erleichterung. Mehrmals hatte sie über die Haftbedingungen in Triest geklagt.
Videoschaltung.
In Klagenfurt wartet die Ex-Chefin des Eisgeschäfts „Schleckeria“ in Wien-Meidling jetzt auf die Überstellung nach Wien, die noch am Wochenende vollzogen werden soll. Thomas Vecsey von der Staatsanwaltschaft Wien zu ÖSTERREICH: „Die Frist für eine Entscheidung durch den Haftrichter beträgt 48 Stunden. Ich gehe davon aus, dass sie am Wochenende nach Wien gebracht wird.“ Geplant war, dass sie noch am Freitag per Video zum ersten Mal von österreichischen Behörden einvernommen wird. Eine gültige Befragung gab es bisher nicht. Ihr Anwalt Arthur Machac: „Ich werde sie am Montag sehen.“