Fall der Woche

Endstation Favoriten - als Leiche im Koffer

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Ein erfolgreicher Geschäftsmann, der in einem Apartment in einem Hotel im noblen Döbling wohnte, wurde als Leiche in einem Koffer im Hotspot-Bezirk Favoriten entdeckt. Wie konnte es bloß dazu kommen?

Wien. Der Fall schockt seit der Erstmeldung am 28. Februar: Da stieß ein Passant zu  seinem Entsetzen beim Müll, der in der Quellenstraße zur Abholung vor einem Haus bei den Schrägparkplätzen bereitgestellt worden war - auf einen Koffer, von dem er zunächst annahm, dass jemand zu faul gewesen war, ihn in einen Container zu schmeißen. Dann schaute er genauer hin - und sah einen menschlichen Fuß herausragen. Damit ging die Hölle los (Polizeiabsperrungen, Leichen, Tatortermittler und Hunde auf der Suche nach einer Spur) sowie Spekulationen von einem Zerstückelten bis hin zu einem Mafia-Mord. Es sollte noch mehr als eine Woche dauern, bis das Opfer identifiziert war, und noch eine Woche, bis ein Verdächtiger geschnappt wurde - der nur wenige Meter neben dem Horror-Fundort wohnte!

Soviel ist bisher über den Verdächtigen, Hamza E., bekannt: Der 28-Jährige Sohn einer aus Ägypten zugewanderten Familie hat bisher noch nicht oft Bekanntschaft mit der Polizei gemacht, er spielte bei mehreren Migranten-Vereinen als Goalie im Wiener Fußball-Unterhaus, dürfte aber heuer seine Karriere beendet haben. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Leihkraft im Gastro- und Hotelbereich, wobei er auch als Rezeptionist in einem Hotel in Döbling eingesetzt war.

Hotel Kaiser FRanz Josef
© zVg

Genau hier hatte der durchaus betuchte Geschäftsmann Christian Sch. in einem Dauerapartment gewohnt. Dass der auffallend kleine Mann mit der Glatze, den bunten Hemden und der stetigen guten Laune, den hier jeder kannte und jeder mochte, Opfer eines furchtbaren Verbrechens geworden war, konnte niemand ahnen. Nur dass seit einer Woche niemand etwas von dem 59-Jährigen mit besten Verbindungen bis hin in die Politik gehört hatte, er auch nicht zu Hause und nicht erreichbar war. Zwei Freunde machten bei der Polizeinspektion Billrothstraße schließlich eine Abgängigkeitsanzeige. Jetzt brauchten die Fahnder, die bisher nicht wussten, wer der in einem Koffer auf so abartige Weise abgelegte Tote war, nur noch eins und eins zusammenzählen.

Koffer-Leiche Favoriten
© APA
× Koffer-Leiche Favoriten

Als klar war, dass Sch. - wie die Obduktion ergab - stranguliert worden und dann in den Koffer gestopft worden war (wobei ihm postmortem ungezählt viele Knochen gebrochen wurden) führten die Ermittlungen in seinem Umfeld schnell zu dem Rezeptionisten, mit dem Lebemann befreundet war und dem er Geld geliehen haben soll, das der andere nicht zurückzahlen konnte. Das erdrückendste Indiz ist allerdings, dass der gut aussehende, sich sehr gewählt ausdrückende Verdächtige zuletzt in einer AirBnB-Wohnung in der Quellenstraße in unmitttelbarer Nähe zum aufgefundenen Koffer lebte. Die Unterkunft dürfte auch der Tatort - und die leider eiskalt geplante Endstation für den Wiener gewesen sein, der ausDöbling nach Favoriten zu einer Aussprache kam - und hier den Tod fand.

Es gilt die Unschuldsvermutung.

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