Auf der Spur

Entführer erschoss zwei Menschen in Wien

16.11.2010

Mord in Supermarkt in Favoriten geklärt? Auslieferung wackelt.

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Jetzt beginnt das Tauziehen um den 70-Jährigen, der sich mit dem Skype-Coup den Lebensabend finanzieren wollte.

Der gebürtige Ungar hatte von Wien aus per Internet-Videochat drei Komplizen zu einem Juwelier in Los Angeles dirigiert, der fünf Millionen Dollar im Safe hatte. Die Bande wollte Vadim S. überfallen, entführen, verstümmeln oder sogar ermorden, um an den Tresorschlüssel zu kommen. Doch Istvan K., der sich Steve K. nennt, machte einen entscheidenden Fehler: Via Skype suchte er sich einen vierten Handlanger. Dabei geriet er an einen FBI-Undercoveragenten, der alle Gespräche aufzeichnete und so die Verschwörung vereitelte.

Zuerst wurden seine Helfer in Los Angeles verhaftet, am 30. Oktober klickten in der Wohnung seiner Freundin in Wien-Favoriten die Handschellen für den Ganoven-Opa, Lebemann und freiberuflichen Übersetzer. „Steve“ sitzt im Landesgericht, die Auslieferung an die USA wurde beantragt.

Spuren
Am Dienstag bedankten sie die FBI-Attachés in Wien überschwänglich beim Bundeskriminalamt für die Festnahme des Gesuchten. Doch die Freude währte nicht lange. Denn jetzt gaben die heimischen Behörden bekannt, dass der Auslieferungshäftling in Verdacht steht, 1969, in der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember, bei einem Raubmord die zwei Supermarkt-Angestellten Johannes Bischof und Kurt Kirchmeier erschossen zu haben. Der Hammer: DNA-Spuren von damals wurden gesichert, die nun ausgewertet und verglichen werden. Istvan K. gehörte damals schon zum Kreis der Verdächtigen – bloß, dass ihm nichts nachgewiesen wurde.

Begnadigt
Zudem könnte eine Serie von Sprengstoffüberfällen auf Wiener Banken samt Erpressungen in den Jahren 1972 und 1973 auf das Konto des Uzi-Fans gehen. Haargenau wegen sechs solcher Coups in Amerika, bei denen ein Wachmann getötet wurde, saß der Verdächtige von 1973 bis 1989 in den USA „lebenslang“ in Haft, wurde aber begnadigt. Vermutet wird auch, dass er mit dem Verschwinden der Irene H. Anfang der 1970er-Jahre etwas zu tun hat.

Angesichts dieser Latte an Delikten ist der (nicht ausgeführte) Skype-Coup nicht mehr vorrangig – bis zur Auswertung der DNA-Probe bleibt „Steve“ auf jeden Fall in Österreich, bestätigt das Bundeskriminalamt. Und: Stimmen die Vorwürfe, muss ihm in Österreich der Prozess gemacht werden.

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