Vorarlberg
Ermittlungen zum Zugunglück abgeschlossen
16.01.2007
Die Erhebungen der Sicherheitsdirektion Vorarlberg zum schweren Bahnunfall Ende Dezember sind abgeschlossen.
Aus dem Bericht an die Staatsanwaltschaft Feldkirch geht hervor, dass der Notfallleiter der ÖBB-Leitstelle in Innsbruck über die beabsichtigte Spurensuche auf den Gleisanlagen informiert war. Den Schluss, dass daher ein interner Kommunikationsfehler zum verheerenden Unglück geführt hat, wollte Sicherheitsdirektor Elmar Marent am Dienstag gegenüber der APA aber nicht ziehen.
Unglück bei Besichtigung
Bei dem Zugunglück sind drei
Menschen getötet worden. Polizeibeamte und Leichenbestatter untersuchten bei
den Gleisanlagen zwischen Lochau und Bregenz einen Unfall, bei dem kurz vor
6.00 Uhr ein 18-Jähriger ums Leben gekommen war. Ein vorbeifahrender
Eurocity-Zug erfasste eine 32-jährige Polizistin, einen 63-jährigen
Kriminalbeamten und einen 47-jährigen Leichenbestatter. Alle drei wurden
sofort getötet.
Ermittlungs-Ergebnisse
Der Rekonstruktion der Geschehnisse
zufolge wurde der Notfallleiter der ÖBB-Leitstelle in Innsbruck um 9.44 Uhr
über die beabsichtigte Spurensuche auf den Gleisanlagen informiert. Er
verfügte daraufhin eine 30 km/h-Beschränkung, die auch von einem Regionalzug
eingehalten wurde. Um 10.08 Uhr wurden die Ermittler und der
Leichenbestatter von dem Schweizer Eurocity mit unverminderter
Geschwindigkeit überrollt, der von München nach Zürich unterwegs war. Auf
Grund der vorliegenden Funk- und Telefonauswertungen und der Einvernahmen
ist laut Marent davon auszugehen, dass der Lokführer dieses Zugs nicht über
die 30 km/h-Beschränkung in Kenntnis gesetzt worden war.
Kommunikationsfehler?
Bereits unmittelbar nach dem Bahnunfall
deutete alles auf einen internen Kommunikationsfehler bei den ÖBB hin. "Das
Gericht muss entscheiden, woran es wirklich gelegen hat", sagte nun Marent.
Die internen Kommunikationsläufe im Bereich der ÖBB seien ausgewertet und
analysiert worden und befänden sich im Unfallbericht an die
Staatsanwaltschaft.
Staatsanwalt gibt sich bedeckt
Der Leitende Feldkircher
Staatsanwalt Franz Pflanzner gab zu dem Fall vorerst keinen Kommentar ab. Er
habe den Bericht der Sicherheitsdirektion bisher nicht gesehen, sagte
Pflanzner am späten Nachmittag auf Anfrage. Auch über mögliche
Anklage-Varianten im Falle eines menschlichen Fehlverhaltens wollte
Pflanzner nicht spekulieren.
Mitarbeiter außer Dienst gestellt
ÖBB-Pressesprecher Rene
Zumtobel bestätigte gegenüber der APA, dass ein Mitarbeiter der Leitstelle
in Innsbruck weiter außer Dienst gestellt ist. Diese Maßnahme war bereits
am Tag des Unfalls gesetzt worden. Falls ein menschliches Fehlverhalten
vorliege, werde die Staatsanwaltschaft ein entsprechendes Verfahren
eröffnen, sagte der Pressesprecher. ÖBB-intern würde es im Falle eines
Fehlverhaltens ein Disziplinarverfahren geben, ein solches sei aber im
Moment noch nicht eingeleitet worden. Die Konsequenzen eines
Disziplinarverfahrens könnten von einer Geldstrafe bis hin zur Entlassung
reichen.