Afghanen gegen Tschetschenen

Ethno-Krieg hält Wien in Atem

24.10.2016

Kämpfe zwischen Afghanen und Tschetschenen beschäftigen Verfassungsschutz.

Zur Vollversion des Artikels

This browser does not support the video element.

Zur Vollversion des Artikels

Der Bandenkrieg am Handelskai zieht weite Kreise – aufgrund der schnellen Mobilisierung der Jugendbanden beschäftigt sich der Verfassungsschutz mit den Tätern. Mitglieder der tschetschenischen Jugendbande „Brüder fürs Leben“ sollen nachweislich an der Handelskai-Schlägerei mitgewirkt haben. Dass innerhalb kürzester Zeit 70 Jugendliche an einem Ort zur Schlägerei auftauchten, deutet auf ein starkes Netzwerk mit hoher Gewaltbereitschaft hin. Ähnliche Strukturen gibt es auch bei afghanischen Jugendlichen. Kleinste Beleidigungen scheinen auszureichen, um ein Gewalt-Treffen zu vereinbaren. Dabei geht es oft um Ehrgefühl (siehe Interview u.).

»Sie haben keinen Respekt vor Rechtssystem«

Die Gefährdung der Öffentlichkeit ist akut: Sowohl bei der Handelskai-Schlägerei – 11 Beteiligte stehen seit letzter Woche vor Gericht – als auch bei der Auseinandersetzung in der Venediger Au am 22. Oktober mit 10 Beteiligten gab es Verletzte mit teils lebensgefährlichen Stich- und Schnittwunden. Vor Beginn des Handelskai-Prozesses gingen Droh-SMS von Tschetschenen bei Afghanen ein. Der Richter las sie vor: „Wir wissen wo du wohnst, du Missgeburt“, nur eine der Nachrichten. Einen Tag später folgte die Messerstecherei in der Venediger Au.

Rechtsstaat. „Vor unserem Rechtssystem haben sie keinen Respekt, im Gegenteil, ein Gefängnisaufenthalt wird eher als Härtezeichen gewertet“ und „weibliche Polizisten werden nicht respektiert“, klagen Polizisten, die tagtäglich mit den Jugendlichen zu tun haben.(lae)

Rechtsanwalt Andreas Strobl über Konflikte der beiden Ethnien: ›Identifikation über Ehre und Stolz‹

ÖSTERREICH: Im Handelskai-Prozess vertreten Sie einen der angeklagten Afghanen. Was meinen Sie, warum es seit Jahren zu Auseinandersetzungen zwischen beiden ethnischen Gruppen kommt?

Andreas Strobl: Es gibt unzählige Erklärungsversuche. Manchmal wird die unterschiedliche Auffassung des ­Islams genannt. Stichwort Sunniten und Schiiten. Die Mitglieder beider Bevölkerungsgruppen identifizieren sich zudem über ein hohes Maß an Stolz und Ehrgefühl.

ÖSTERREICH: Warum hört man in letzter Zeit so viel von Banden- und Jugendkriminalität? Wie lässt sich ihre Entstehung erklären?

Strobl: Viele Jugendliche können sich mit manchen ­gesellschaftlichen Werten nicht identifizieren. Werte wie Toleranz werden als Schwäche verstanden. Deswegen schließen sie sich mit ihresgleichen zusammen, wo sie ihre Werte leben können.

ÖSTERREICH: Warum treten bei den Konflikten die Tschetschenen und Afghanen immer in größerer Zahl auf?

Strobl: Die Kontrahenten versuchen durch die Mobilisierung einer möglichst großen Anzahl an sie begleitenden Personen Macht und Stärke zu demonstrieren.(lae)

Zur Vollversion des Artikels