9 cm lange Klinge

Ex-Heimhilfe erstach bettlägrige Wienerin

10.06.2010

Die Krankenschwester hatte ihren Job verloren. Beim Einbruch wurde die psychisch beeinträchtigte Frau von der alten Dame erkannt.

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© dpa
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Eine ehemalige Heimhilfe hat den Mord an der 76-jährigen Ilse E. aus Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus begangen. Die 45-jährige Österreicherin mit bosnischen Wurzeln hat zugegeben, in Diebstahlsabsicht in die Wohnung der seit langem bettlägerigen Pensionistin eingedrungen zu sein. Als sie von der alten Dame bemerkt wurde, die lauthals um Hilfe rief, habe sie in Panik zugestochen, laut Obduktionsbericht viermal.

Job verloren
Bei der Verdächtigen handelt es sich laut Landeskriminalamt um eine diplomierte Krankenschwester, die mehr als zehn Jahre als Pflegehelferin im Dienst der Gemeinde Wien gestanden ist und zuletzt für die sozialen Dienste der Adventmission arbeitete. Um Ilse E. hatte sich die Mutter einer Tochter im Teenageralter im vergangenen Jahr einige Male gekümmert. Als sie vor wenigen Wochen ihren Job verlor und in Geldnöte geriet, erinnerte sie sich an ihre ehemalige Klientin.

Die Frau dürfte wohl gewusst haben, dass es bei der Pflegebedürftigen nicht viel zu holen gibt. Sie habe aber auf etwas Schmuck und Bargeld gehofft.

Türcode gekannt
Am 31. Mai gegen 17.45 Uhr hatte sich die aktuelle Heimhilfe von Ilse E. verabschiedet. Am nächsten Tag um 6.45 Uhr sah wieder eine Pflegehelferin nach der Frau - und fand deren Leiche blutüberströmt im Bett. Bei der Tür der Wohnung in der Märzstraße 105 war ein Schlüsseltresor angebracht. Als die Tote entdeckt wurde, stand der Tresor offen, der Schlüssel fehlte.

"Ich kenne Sie"
Die mutmaßliche Mörderin hat laut den Ermittlern zugegeben, am 31. Mai gegen 19.00 Uhr in die Wohnung geschlichen zu sein. Der Code zum Schlüsseltresor war noch derselbe wie vor einem Jahr, als sie die Frau betreut hatte. Während die 45-Jährige nach Wertsachen suchte, wurde die alte Dame im Zimmer nebenan auf die Einschleichdiebin aufmerksam. Sie rief um Hilfe. Als ihr Opfer auch noch sagte: "Ich kenne Sie", war es das Todesurteil.

9 cm lange Klinge
Die Stiche wurden mit einem Klappmesser mit neun Zentimeter langer, fixierbarer Klinge geführt. Die Verdächtige will die Tatwaffe erst in der Wohnung an sich genommen haben. "Das Messer ist nicht üblich für eine alte Dame. Wir werden noch versuchen, den Weg des Messer zu finden", sagte Gerhard Haimeder vom Ermittlungsdienst des Landeskriminalamts.

Jacke vergessen
Auf die Spur der Verdächtigen führte eine Jacke mit dem Emblem der Adventmission, die am Tatort mit dem Messer liegen geblieben war. Die 45-Jährige hatte nach ihrer überstürzten Flucht versucht, mit von zu Hause geholtem Werkzeug ein zweites Mal einzudringen und diese Gegenstände zu holen, was misslang. Daher stammten die zunächst rätselhaften Einbruchsspuren.

Ohne Beute geflohen
Die Jacke hatte die Adventmission anlässlich eines Firmenjubiläums ausgegeben. Geschäftsführer Helmut Kopa, dem die Ermittler für seine "beispielhafte Kooperation" dankten, händigte eine Liste mit den Namen von etwa 100 Mitarbeitern aus, die die Kleidungsstücke in Größe "S" erhalten hatten. Als die 45-Jährige am gestrigen Mittwoch befragt wurde, konnte sie den Verbleib ihrer Jacke nicht schlüssig erklären. "Nach einigen Stunden legte sie ein Geständnis ab", berichtete Hoffmann. Sie habe Geld gebraucht, weil sie ihrer Tochter etwas bieten wolle. Angeblich hat die Frau die Wohnung aber nach dem Mord ohne Beute verlassen.

"Psychisch beeinträchtigt"
Die Adventmission habe sich im April von der Mitarbeiterin getrennt, sagte Kopa. Es habe keine Anzeichen für fachliche Verfehlungen gegeben. "Sie konnte gut pflegen." Die Frau ist aber offenbar psychisch beeinträchtigt. Sie gelte als emotional instabil und habe auch Medikamente dagegen eingenommen, so Haimeder.

Der Code, mit Hilfe dessen die 45-Jährigen die Wohnungstür von Ilse E. öffnen konnte, war zuletzt 2009 geändert worden. "Wir sind dabei, dieses System laufend zu verbessern. Es wurden mehrere Ebenen der Kontrolle eingeführt. Alle vier Wochen finden unangekündigt Visiten statt", sagte Kopa. Künftig sollen die Codes für die Schlüsseltresore der Klienten mehrmals jährlich in unregelmäßigen Abständen geändert werden. Die Adventmission habe die vorgeschriebenen Sicherheitsstandards eingehalten, betonte die Polizei.

Die Einvernahme der bisher unbescholtenen Verdächtigen dauert noch an. "Sie sagt, diese Tat war das erste Mal und sie hätte auch keine weiteren Diebstähle geplant gehabt", berichtete Ermittlungsleiter Hoffmann. "Wir überprüfen das."

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