Goldmord

Ex-Polizist erhängt sich in Zelle

04.06.2013

Nach Urteil "lebenslang" - Tod in Dreimannzelle - Mithäftlinge spazierten.
 

Zur Vollversion des Artikels
© APA/ Parigger
Zur Vollversion des Artikels

Mitte März war der Tiroler Ex-Cop und Sprengstoffexperte 7:1 von den Geschworenen (nichts rechtskräftig) zum Höchsturteil verurteilt worden: Der 51-Jährige soll die attraktive Bankerin Erika H. in Strass brutal ermordet haben und acht Kilo Gold im Wert von 330.000 Euro geraubt haben.

Der Mann, der sich im Gerichtssaal stets wie ein harmloser Buchhalter gab und bis zuletzt seine Unschuld beteuerte, legte über seinen Anwalt Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung gegen den Richterspruch ein – dürfte allerdings nicht viel Hoffnung darauf gesetzt haben, ein viel milderes Urteil zu bekommen und in absehbarer Zeit wieder die Luft der Freiheit zu atmen.

Verurteilter hatte in der Haft „grünen Status“
Wie die Vollzugsdirektion gegenüber ÖSTERREICH bestätigte, wurde die Leiche des Ex-Polizisten am Dienstagvormittag kurz nach 10 Uhr in der Justizanstalt Innsbruck gefunden.

Angeblich habe nichts auf eine Suizidgefährdung des kahlen Häftlings mit dem Strichbart am Kinn hin­gewiesen. Das Haft- und Zuweisungsprogramm bescheinigte dem Neo-„Lebenslänglichen“ einen „grünen Status“, wonach keine Selbstgefährdung vorlag.

Die Leiche war mit Bett­wäsche aufgeknüpft
Dennoch ist es zwischen 9 und 10 Uhr passiert: Die zwei Mithäftlinge des Ex-Cops waren soeben beide im Hof ein paar Runden spazieren, als sich Heinz S. (bei den anderen Insassen aufgrund seines Vorlebens als Polizist in der Haft äußerst unbeliebt) aufgehängt haben soll. Die Bettwäsche war zu einem „Seil“ zusammengeknotet, mit dem die Leiche aufgeknüpft war.

Fremdverschulden wird derzeit eher ausgeschlossen. Allerdings wurde umgehend eine Obduktion in Auftrag gegeben, die etwaige Zweifel beseitigen soll. Sein Anwalt Hansjörg Mader konnte nicht bestätigen, dass sein Klient etwa einen Abschiedsbrief hinterlassen hat: „Ich muss erst mit seinen Angehörigen sprechen.“

Wo sind die acht Kilo Gold?
Bevor die Bankerin Erika H. im März 2012 verbrannt und entstellt in ihrem Mercedes in einem Waldstück gefunden wurde, war sie zuletzt mit acht Kilo Goldbarren aus der Bank in Strass gesehen worden.

  • Alles für Mallorca: Im Prozess behauptete Heinz S., die Bankerin (49) sei seine Geliebte gewesen, der Goldraub sei gemeinsam geplant gewesen, um sich nach Mallorca abzusetzen. Ein dritter Unbekannter muss Erika getötet haben.
  • Zeugin packte aus: Ebenfalls im Prozess erklärte eine Zeugin und ehemalige Loverin von Heinz S., dass der Ex-Cop mit einem 300.000-Euro-Konto in Deutschland geprahlt hatte. Hat er das bis heute verschwundene Gold verkauft und hier angelegt?

Gutachterin: „Er war ein Narziss“
Am vierten Verhandlungstag im sogenannten Goldmord-Prozess war auch Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner am Wort, die den Verdächtigen untersucht hatte. Sie hatte auch die „Eis-Lady“ und Josef Fritzl analysiert und meinte über den Angeklagten: „Er ist ein selbstverliebter Narziss, war zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig, und er geht ziemlich weit, um seine Ziele zu erreichen.“ Diese Beschreibung passt auf so einige (Schwer-)Kriminelle, die sich hernach in der Haft selbst richteten, u. a. etwa auf den Prostituiertenmörder Jack Unterweger, der sich direkt nach dem Urteil „lebenslang“ erhängte.

© oe24.at

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel