Weil die Grippesaison letztes Jahr komplett ausgefallen ist, könnte es heuer eine umso stärkere Welle geben.
2020/2021 ist die Grippesaison komplett ausgefallen - heuer könnte es dafür eine umso stärkere Welle geben, warnte der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH). Dabei wurde auf einen epidemiologischen Bericht der MedUni Wien verwiesen, wonach es aufgrund der ausgebliebenen Virusaktivitäten zu keiner natürlichen Boosterung (Aufbau von Antikörpern durch Kontakt mit dem Virus) bei den Menschen gekommen sei. Wer sich schützen will, sollte sich daher impfen lassen.
Schwache Influenza-Saisonen kommen zwar immer wieder vor, der fast vollständige Ausfall im vergangenen Winter sei allerdings ein Novum gewesen, hieß es in der Aussendung des ÖVIH am Mittwoch. Insgesamt wurden laut dem zitierten Bericht der MedUni Wien in Österreich nur zwei Proben positiv auf Influenza getestet, europaweit waren es 41. Das hatte mit den strengen Covid-Maßnahmen im vergangenen Winter zu tun, aber auch damit, dass sich mehr als 20 Prozent der österreichischen Bevölkerung gegen Grippe hatte impfen lassen - ein Rekordwert. Damals war der Run auf den Impfstoff in den Herbstmonaten derart groß, dass er teilweise in den Apotheken nicht erhältlich war bzw. es Wartelisten gab.
Natürliche Boosterung fehlt
Für den Mediziner Christoph Wenisch, Chef der Infektiologie an der Wiener Klinik Favoriten, war die hohe Impfrate im Vorjahr eine große Erleichterung: "Hätten wir zusätzlich zu Covid- auch noch Influenza-Fälle behandeln müssen, hätte das vermutlich unsere Kapazitäten überlastet. Geholfen haben uns hier die Covid-Schutzmaßnahmen und die Tatsache, dass so viele Menschen wie noch nie gegen Influenza geimpft waren."
Was im Vorjahr geholfen hat, könnte sich heuer als Bumerang erweisen, da eben die natürliche Boosterung fehlt und die allgemeinen Hygienemaßnahmen im Vergleich zum Vorjahr zurückgefahren wurden bzw. werden. Experten warnen daher seit geraumer Zeit immer wieder davor, dass die Grippewelle heuer besonders stark ausfallen wird und so das durch Corona ohnehin angespannte Gesundheitswesen noch weiter belasten könnte. "Die Bevölkerung ist damit empfänglicher als sonst für Influenza", ist auch Wenisch der Meinung.
Überlastung vermeiden
Mit Blick auf die kommenden Monate mahnte der Mediziner: "Eine Überlastung unserer Kapazitäten müssen wir auch diese Saison vermeiden. Wenn sich die Menschen aufgrund der Möglichkeit der Covid-Impfung wieder häufiger treffen und es weniger Reisebeschränkungen gibt, kann sich das Influenza-Virus wieder besser verbreiten. Das müssen wir verhindern." Im Zuge dessen warb er dafür, dass sich auch heuer wieder möglichst viele Menschen gegen Influenza impfen lassen: "Eine hohe Durchimpfungsrate nicht nur bei der Covid-, sondern auch bei der Influenza-Impfung könnte dieses Szenario allerdings vermeiden."
Influenza-Impfstoffe werden ab Oktober erhältlich sein. Gegen Grippe muss man sich jedes Jahr impfen lassen. Das bedeute, dass auch jene, die sich vergangenes Jahr schützen ließen, dies heuer wiederholen müssen. Zusätzlich wird die Impfung vor allem für alle älteren Menschen, Personen mit chronischen Krankheiten, Schwangere und Kinder empfohlen. "Wenn sich möglichst viele aus diesen Gruppen impfen lassen, kommen wir gut durch den Winter", ist Wenisch überzeugt.