"Erstbefahrer" des Mount St. Elias fiel 25 Meter tief in ein Bachbett.
Die Berge waren "Resls" Leben - vor allem jene, "die man sich richtig erkämpfen muss". Im Kinofilm "Mount St. Elias" sorgte der Extremsportler Peter Ressmann (44) mit seiner spektakulären Skiabfahrt für atemberaubende Szenen. Doch eine kleine Unachtsamkeit bei einem routinemäßigen Abseilen in den Salzburger Bergen bezahlte der Ski- und Bergführer aus Kitzbühel mit dem Leben. Er stürzte vorgestern, Freitag, 25 Meter tief im freien Fall in die Fischbach-Schlucht in Unken im Pinzgau und war sofort tot.
Fremdverschulden ausgeschlossen
Die Polizeiinspektion Lofer
schließt ein Fremdverschulden aus. Ressmann führte eine Touristengruppe für
ein Outdoor-Abenteuer ins Heutal auf rund 1.000 Meter Seehöhe. Er hatte
bereits seine Assistentin abgeseilt. Bevor die Touristen an der Reihe waren,
passierte um 11.35 Uhr der Unfall. "Er hängte am Standplatz bei einem Baum
die Eigensicherung ein, dürfte aber einen falschen Karabiner aufgemacht
haben. Er lehnte sich noch zurück und fiel dann mit der Bandschlinge und den
Selbstsicherungsschlingen in das Bachbett", schilderte ein Polizist. Es war
vermutlich ein "blöder Fehler", eine "kurze Unaufmerksamkeit", warum der
erfahrene Alpinist sterben musste.
In den Bergen verbrachte Ressmann beinahe jede Sekunde, mit Skifahren, Klettern, Radfahren und Laufen. Im Alter von drei Jahren stellten ihn seine Eltern zum ersten Mal auf die Ski. "Das war der Beginn einer spannenden Karriere", steht auf der Homepage http://www.mountstelias.com. Er machte sein Hobby zum Beruf, gründete das Unternehmen "Alpine Experts". Ein Höhepunkt in seinem Leben war sicherlich im August 2007 die Erstbefahrung der längsten, schneebedeckten vertikalen Linie der Welt am Mount St. Elias (5.489 Meter Seehöhe) in Alaska, gemeinsam mit den Skialpinisten Axel Naglich und Jon Johnston.
Grenzerlebnis im Kino
Dieses Grenzerlebnis, das den
Extremsportlern höchste Konzentration abverlangte, wurde von einem
Kamerateam gefilmt und kam im Herbst 2009 in die Österreichischen Kinos. Der
Anstieg dauerte elf, die Abfahrt mit den Skiern drei Tage. Das Trio überwand
bis zu 60 Grad steile Eishänge und zahlreiche Gletscherspalten, unter
ständiger Lawinen- und Steinschlaggefahr.
Die längste Skiabfahrt der Welt war nicht die einzige Extremtour, die Ressmann bewältigte. Er stieg 2006 auf den Gipfel des 8.047 Meter hohen Broad Peak im pakistanischen Karkoram-Gebirge und fuhr anschließend großteils auf Skiern ab. In China bestieg er den 7.500 Meter hohen Muztagh Ata, um ihn dann ebenfalls mit den zwei Brettln zu bezwingen. Als weltweit tätiger Skilehrer und Profibergsteiger führte er seine Gäste auf den Mount McKinley, Elbrus, Mustagh Ata und Pik Lenin.
Betroffen vom Verlust
Angespornt wurde Ressmann nach eigenen
Angaben von dem Traum, "dort hin zu gelangen, wo zuvor nur wenige Menschen
waren. Du fühlst dich dabei mehr und mehr ausgesetzt und herausgefordert.
Darum geht es im Endeffekt". Skibergsteigen bedeutete für ihn, "einen
weiteren Schritt in Richtung Grenze zu tun, steilere Lines runter zu fahren
und sich selbst in den ausgesetztesten und verlassensten Gegenden wieder zu
finden". Besonders anziehend waren für ihn hohe Berge und schwere Pisten,
die noch von keinem Skifahrer betreten wurden. Berge, die so im Vorbeigehen
mitgenommen werden, empfand er selten als interessant. Doch gerade dort
stürzte er in den Tod. Die Sektion Kitzbühel des Österreichischen Berg- und
Skiführerverbandes ist sehr betroffen von dem Verlust ihres langjährigen
Kassiers. Das Mitgefühl der Bergführer gilt Ressmanns Familie und seiner
Lebensgefährtin.