Ostern

Faber: "Auferstehung überstrahlt alles"

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Die Kraft der Segnung und der Ostersymbole erklärt Dompfarrer Toni Faber.

Für ihn ist derzeit Hochsaison: Toni Faber (52), Dompfarrer von St. Stephan, ist bis zur Messe heute Abend im Stephansdom im Dauereinsatz. Erst am Ostermontag hat er etwas Zeit für sich; bis dahin weiß sich der Dompfarrer in St. Stephan von seinen Schäfchen ungemein „gebraucht und gefordert“. Im Interview mit ÖSTERREICH am SONNTAG erklärt Faber, der wohl zu den beliebtesten und bekanntesten Kirchenmännern im Land zählt, die Symbolik hinter den Ostertraditionen.

Traditionen
Faber betont, dass es ein Zusammenspiel zwischen wichtigen kirchlichen Symbolen – wie der Osterkerze oder dem Kreuz – und den Traditionen wie Eierpecken oder Osterhasensuche geben soll. Dass viele Österreicher auch zu Ostern nicht zur Messe gehen, beklagt er nicht: „Wenn ich immer nur jene bejammern würde, die nicht in der Kirche sind, wäre der Jammer groß. Aber ich will feiern.“

Von Papst Franziskus, der heuer zum zweiten Mal den Segen „Urbi et Orbi“ spendet, erwartet sich der Dompfarrer klare Worte – beispielsweise zur Situation in der Ukraine. Faber: „Franziskus ist kein Papst, der schweigt!“

 

ÖSTERREICH: Ostern ist das wichtigste Fest der katholischen Kirche. Warum ist das nicht Weihnachten?
Toni Faber: Erst aus der Ostererfahrung heraus, der Bereitschaft Jesu, sich vollständig aus Liebe hinzuschenken und dem Tod nicht auszuweichen, haben die Menschen Christus aus einem neuen Blickwinkel gesehen. Die Auferstehung aus der Dunkelheit des Todes überstrahlt alles. Dadurch haben die Wundertaten Jesu neue Kraft bekommen. Das Osterfest ist also, wie es Bischof Kapellari einmal formuliert hat, ein Fest gegen die Schwerkraft. Es gibt auf die letzten Fragen des Sterben-Müssens neue Antworten: Gott gibt ewiges Leben. Jeder, der an ihn glaubt, wird weiterleben, auch nach dem Tod. Diese Botschaft überstrahlt alles.

ÖSTERREICH: Papst Franziskus erteilt heuer zum zweiten Mal den wichtigen Segen „Urbi et Orbi“. Was erwarten Sie von ihm als Osterbotschaft?
Faber: Papst Franziskus ist eine strahlende Figur, die nicht von oben herab den Segen spendet. Er hat von Beginn an gesagt: Ich bin ein Mensch wie ihr, ich möchte euch Kraft vermitteln, von einem zentralen Punkt über alle Städte und den Erdkreis hinaus. Der Papst ist jedenfalls kein Mann, der schweigt. Seit seiner Regierungserklärung zeigt er, dass er die wichtigen Themen anspricht. Darum erwarte ich mir zu Ostern von ihm auch klare Worte zum Krisenherd in der Ukraine. Natürlich kann er nicht jede Not beklagen, aber Papst Franziskus ist dafür bekannt, Missstände anzuprangern, wo es notwendig ist.

ÖSTERREICH: Zu Ostern sind Eierpecken und Geschenke in vielen Familien wichtiger als die Ostermesse. Macht Sie das traurig?
Faber: Ich sehe hier das Glas lieber halb voll als halb leer. Wenn ich immer nur jene bejammern würde, die nicht in der Kirche sind, wäre der Jammer groß. Aber ich will feiern – und die, die in die Kirche gehen, feiern für jene mit, die es nicht dorthin schaffen. Unser Angebot ist: Wenn du an der Kraft der Auferstehung teilnehmen möchtest, dann komme. Wenn nicht, dann beten wir für dich.

ÖSTERREICH: Zu Ostern haben sich viele Traditionen herausgebildet. Wie wichtig sind diese für das Fest?
Faber: Wir sollten uns nicht in den Kampf mit Symbolen begeben. Osterhasen stehen in der Hierarchie der kirchlichen Wahrheiten natürlich ganz unten. Aber ich liebe sie und freue mich mit jedem Kind, das einen Schokohasen genießen kann. Als wichtigste kirchliche Symbole sehe ich hingegen natürlich das Kreuz Christi und die Osterkerze. Diese – aus Wachs von Hunderttausenden Bienen – stiftet mit ihrem Schein Hoffnung. Das Kreuz steht schließlich über allem. Es ist Todeszeichen und Mahnmal: Gott lässt uns auch in den größten Leidensstunden unseres Lebens nicht alleine. Die Kreuzerfahrung ist also eine tröstende. Es geht bei Ostern letztlich darum, zu feiern. Jeder soll hier alle Traditionen, die er gerne hat, im Kreis der Familie genießen.

ÖSTERREICH: Wie viel Zeit bleibt Ihnen, Ostern zu genießen und zu feiern?
Faber: Privat gibt es in diesen Tagen wenig Zeit, mich zurückzuziehen. Natürlich fordert die Liturgie vollen Zeiteinsatz bei mir. Am Ostermontag bin ich gewissermaßen froh, dass die großen Feste vorbei sind. Aber ich weiß mich in der Zeit ungemein gebraucht und gefordert. Für mich ist jetzt High Season – Hochsaison, die bis Ende Juni dauert. Danach freue ich mich auf einen ruhigeren Sommer.

ÖSTERREICH: Welche sind Ihre persönlich schönsten Kindheitserinnerungen an die Osterfeiertage?
Faber: Wenn wir als Kinder einen Ausflug gemacht haben und „Osterhasen“ übers Feld gehoppelt sind, dann waren wir voll Freude. Wir waren zu Hause vier Kinder. Das Ostereierpecken war wichtig. Wir sind mit Mut daran gegangen, uns zu messen, wer das stärkste Ei hat. Und ich erinnere mich an den Jammer der Mutter, wenn wir bis zu 15 Eier zerschlagen hatten und nicht alle aufessen wollten. Leider erlebe ich solche kleinen Dramen und Freuden heute nicht mehr.

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