4 Verhandlungstage

Fall Kellermayr - Prozess gegen Anti-Impf-Rambo gestartet

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Der angeklagte Deutsche, der die Ärztin Lisa-Maria Kellermayr in den Suizid getrieben haben soll, bekennt sich nicht schuldig. Vier Verhandlungstage wegen gefährlicher Drohung sind anberaumt. Strafrahmen: bis zehn Jahre Haft. 


Kellermayr
© APA/FOTOKERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUMMAYR
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OÖ. Unter großem Medieninteresse ist am Mittwoch in Wels der Prozess gegen einen 61-jährigen Deutschen gestartet, der die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr im Internet massiv bedroht haben soll. Gemäß Gutachten seien diese Angriffe mitursächlich für den Suizid der Medizinerin Ende Juli 2022 gewesen. Laut seinen Anwälten Sonja Fasthuber und Martin Feigl gibt der fanatische Impfgegner zwar einen Disput mit der Medizinerin zu, wird sich aber zu den Vorwürfen nicht schuldig bekennen.

Der erste Verhandlungstermin am 5. März war wegen Verhinderung des Angeklagten verschoben worden. Stattdessen begann der Prozess wegen gefährlicher Drohung nun am Mittwoch. Zahlreiche Medienvertreter aus Österreich und Deutschland waren akkreditiert, entsprechend groß war das mediale Interesse vor Prozessstart um 9.00 Uhr.

Drohungen via Mail und über soziale Medien

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Die Impfbefürworterin Kellermayr hatte während der Corona-Pandemie über Monate massive Drohungen per E-Mail und über soziale Medien - mutmaßlich aus der Impfgegnerszene - erhalten. Am 22. November 2021 hatte sie erstmals Anzeige erstattet. Im Sommer 2022 schloss sie ihre Ordination aus Sicherheitsgründen. Einige Wochen später beging sie Suizid.

Umfangreiche Erhebungen in Deutschland und in Österreich waren die Folge. Als ein Verfasser der Nachrichten wurde ein 61-jähriger Deutscher ausgeforscht, der nun angeklagt ist. Allerdings laufen nach wie vor Ermittlungen hinsichtlich weiterer Drohnachrichten an Kellermayr, die von anderen, bisher noch unbekannten, Personen geschickt worden sein dürften.

"Volkstribunal" angedroht

Der Angeklagte Online-Rambo soll von Februar bis Juli 2022 in vier E-Mails sowie in drei Nachrichten auf Twitter (heute X, Anm.) angekündigt haben, die Medizinerin vor ein noch einzurichtendes "Volkstribunal" zu stellen und sie "auf die Anklagebank und dann sicher ins Gefängnis" zu bringen. Bisher hat der Deutsche laut Gericht nicht bestritten, die Nachrichten verfasst zu haben. Er meinte jedoch, es hätte sich lediglich um ein "wechselseitiges Streitgespräch" gehandelt. Die Abschiedsbriefe Kellermayrs sowie ein forensisch-psychiatrisches Gutachten würden aber nahelegen, dass die Nachrichten, die der Angeklagte der Ärztin geschickt haben soll, mitursächlich für deren Suizid gewesen seien.

Gegen den Angeklagten war auch in Deutschland ermittelt worden. Die Generalstaatsanwaltschaft München hat das Verfahren unter Verweis auf jenes in Wels aber vorläufig eingestellt. Die deutsche Anwältin des 61-Jährigen, Jessica Hamed, sieht die Äußerungen des Mannes von der Meinungsfreiheit gedeckt.

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Viele Zeugen und zwei Gutachter sollen u.a. in dem Prozess gehört werden. Vier Verhandlungstage sind vorgesehen, ein Urteil ist für 9. April geplant. Im Falle seiner Verurteilung drohen dem in seiner Heimat bereits einschlägig vorgemerkten Mann ein bis zehn Jahre Gefängnis.

S E R V I C E - Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich

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