Alibi geplatzt
Fall Kührer: U-Haft über Beschuldigten verhängt
05.12.2012
DNA-Spur ist für Ermittler der Beweis: Ex-Nachbar der toten Julia verhaftet.
BK-Chefermittler Ernst Geiger war die Genugtuung anzumerken. Zum Mordfall Julia Kührer sagte er am Donnerstag erleichtert: „Wir können den dringenden Tatverdacht gegen Michael K. als erhärtet ansehen.“ Für die Beamten stand der ehemalige Nachbar der toten Schülerin als Hauptverdächtiger von Anfang an fest. Nur die Beweise fehlten den Cold-Case-Ermittlern bislang. Das soll jetzt anders sein, sagen die Beamten. Eine „dichte Indizienkette“ soll Michael K. überführt haben. Deshalb wurde der 51-Jährige am Mittwochabend erneut verhaftet. Gestanden hat er noch nicht und laut seinem Anwalt hat er das auch nicht vor.
Heute U-Haft verhängt
Über Michael K. ist nun am Freitagnachmittag auf Antrag der Staatsanwaltschaft Korneuburg die U-Haft verhängt worden. Es bestehe der Verdacht des Mordes, sagte Friedrich Köhl, Sprecher der Anklagebehörde. Bei seinen Einvernahmen im BK stritt Michael K. weiterhin ab, etwas mit dem Tod von Julia Kührer zu tun zu haben. Er bediene sich "einer leugnenden Verantwortung", formulierte es Geiger am Donnerstag. Freitagvormittag wurde der 51-Jährige in die Justizanstalt Korneuburg überstellt.
Ex-Nachbar hat kein Alibi mehr für die Tatzeit
Für die Kriminalisten jedoch sprechen mehrere Indizien für die Schuld des Inhaftierten. Demnach habe Michael K. kein Alibi für die Tatzeit, sein Handy sei außerdem nahe dem Auffindungsort der Toten eingeloggt gewesen.
Hautschuppen führen zum verdächtigen Michael K.
Sein Grundstück, auf dem das Skelett gefunden wurde, sei außerdem verriegelt und für Fremde nur schwer zu betreten gewesen. Doch das stärkste Indiz für die Beamten ist eine DNA-Spur. Winzig kleine Hautschuppen des Verdächtigen fand die Molekularbiologin Christa Nussbaumer (siehe Kasten) auf der blauen Decke, in der die tote Julia Kührer eingewickelt war. Der Durchbruch für die Ermittler, so scheint es zumindest.
Michael K. hingegen leugnet alles. Sein Anwalt Farid Rifaat gibt zu bedenken, dass nicht mal die Todesursache von Julia Kührer eindeutig geklärt ist. Ob es überhaupt ein Gewaltverbrechen war, kann nämlich nicht mehr bewiesen werden. Trotzdem wird wegen Mordverdachts ermittelt.
2006 verschwand Julia Kührer. Fünf Jahre später wurde ihr Skelett gefunden, auf dem Grundstück von Michael K. – es gilt die Unschuldsvermutung.
Der Verteidiger des Mordverdächtigen:
ÖSTERREICH: Was sagt Ihr Mandant zu seiner gefundenen DNA auf der blauen Decke?
Farid Rifaat: Er bestreitet nicht, dass er vielleicht mal in Berührung mit dieser Decke gekommen ist, aber er hat sie nicht gekauft. Somit ist die DNA meines Mandanten kein Beweis für einen Tatverdacht.
ÖSTERREICH: Sein Alibi wurde von den Beamten widerlegt. Wie rechtfertigt er das?
Rifaat: Er wurde im April 2010 erstmals nach seinem Alibi gefragt. Vier Jahre später also. Er konnte sich verständlicherweise nicht mehr erinnern.
ÖSTERREICH: Die Polizei spricht von einer Indizienkette. Wird es eng für Ihren Mandanten?
Rifaat: Ich bin vorsichtig. Aber sicher ist, dass die Indizienkette unterbrochen ist. Der Verdächtigenkreis ist groß, die Todesursache nicht geklärt.
Das Video der Polizei-Pressekonferenz:
Auf der nächsten Seite der Live-Ticker zum Nachlesen.
12:25 Uhr: Die Pressekonferenz ist beendet.
12:19 Uhr: "Den eigentlichen Tatort wissen wir nicht. Aber wir wissen dass Michael K. in der Nähe von Julia Kührer war, als diese verschwunden ist. Michael K. hat sich immer verantwortet, dass jeder in sein Anwesen eindringen konnte. Doch um sein Anwesen ist eine Mauer, die Tür war immer fest versperrt. Der Exekutor der ihn mehrmals besucht hat musste einen Schlosser rufen lassen. Scharfe Hunde waren damals auch am Anwesen. Die ganze Nachbarschaft hatte Angst vor denen. Die Hunde hätten jeden zerfleischt."
12:14 Uhr: "Aus polizeilicher Sicht sind die Ermittlungen abgeschlossen."
Der Ermittlungsleiter des BK, Ernst Geiger, und der Landespolizeidirektor von Niederösterreich, Franz Prucher.
12:13 Uhr: "Wir haben gegen mehrere Verdächtige ermittelt, übrig geblieben ist Michael K.."
12:11 Uhr: "Michael K. leugnet die Tat, mehr kann ich nicht sagen."
12:10 Uhr: "Die Todesursache wird nicht mehr hundertprozentig feststellbar sein, wir können nur mit einem Ausschlussverfahren arbeiten."
12:09 Uhr: "Michael K. hat noch kein Geständnis abgelegt, er wird gerade erneut einvernommen."
12:07 Uhr: "Erfahrungaustausch mit deutschen Kollegen (Fall Mirko) war sehr wichtig, mittels einer Hautschuppenuntersuchung wurde eine Verbindung zwischen der Decke und Michael K. hergestellt. Es gibt einen DNA-Beweis."
12:05 Uhr: "Michael K. hat kein Alibi zur Tatzeit, er ist erst am nächsten Tag in die Tschechei gefahren. Die Todesursache ist nicht mehr hundertprozentig feststellbar, aber es spricht laut Gutachten eine hohe Wahrscheinlichkeit für ein Fremdverschulden. Wichtig war die blaue Decke die um die Leiche gewickelt wurde."
12:03 Uhr: "Michael K. war sofort der Hauptverdächtige, damals wurde er enthaftet da es keinen Beweis gab. Wir haben aber weiter gearbeitet und haben versucht seine Verantwortung zu widerlegen. Sein Alibi ist aus unserer Sicht nicht richtig, zum Tatzeitpunkt war er in der Nähe vom Pulkauer Hauptplatz mit seinem Handy eingeloggt."
12:01 Uhr: "Der dringende Tatverdacht gegen Michael K. wurde erhärtet."
12:00 Uhr: Ernst Geiger und Franz Prucher beginnen die Pressekonferenz.
11:55 Uhr: Gerald Ganzger, der als Anwalt die Eltern von Julia Kührer vertritt, sieht in der Festnahme des 51-jährigen Verdächtigen einen möglichen Durchbruch in dem Fall. Es sei freilich noch "zu früh, es zu beurteilen".
11:47 Uhr: Für den Anwalt des Verdächtigen gibt es in dem Fall eine "Unzahl möglicher Todesursachen". Sein Klient habe mit dem Ableben Julia Kührers "nichts zu tun". Rifaat wäre sogar "überrascht", gäbe es ein Geständnis des 51-Jährigen.
11:40 Uhr: Bei der PK wird der Ermittlungsleiter des Bundeskriminalamtes Dr. Ernst Geiger und der Landespolizeidirektor von Niederösterreich Dr. Franz Prucher für Fragen zur Verfügung stehen.
11:28 Uhr: Der Verdächtige Michael K. ist laut seinem Anwalt Farid Rifaat noch in der Nacht auf Donnerstag ausführlich einvernommen worden. Die DNA-Spur seines Mandanten auf einer Decke "sagt noch nichts", betonte Rifaat.
11:16 Uhr:
11:07 Uhr: Julia Kührer war 2006 in Pulkau im Weinviertel spurlos verschwunden. Nach fünf Jahren vergeblicher Suche wurde das Skelett des 16-jährigen Mädchens in einem Erdkeller im nahen Dietmannsdorf gefunden. Der Besitzer des Grundstücks, Michael K., gilt seither als dringend tatverdächtig. Er leugnet jedoch alle Vorwürfe und den Ermittlern fehlen die Beweise.
11:00 Uhr: Aufgrund eines Festnahmeauftrages der Staatsanwaltschaft Korneuburg wurde der Verdächtige am Mittwoch um 18.00 Uhr an seiner Wohnadresse in Wien erneut festgenommen.