Mutter erschossen, Kind erwürgt
Familie ermordet: Motiv und Tatwaffe bekannt
09.10.2016
Der Jungpolizist wurde am Freitag wegen des Doppelmordes festgenommen.
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Ein unter zweifachem Mordverdacht stehender Polizist hat gestanden, seine 25-jährige Freundin mit seiner Dienstwaffe erschossen zu haben. Anschließend habe er seinen 21 Monate alten Sohn erwürgt, gab er in den Einvernahmen an. Als Auslöser für die Bluttat nannte er seit längerem andauernde Beziehungsstreitigkeiten und körperliche Attacken seiner Partnerin, berichtete die Polizei am Sonntag.
Der 23-jährige Beamte hatte die Frau und den Buben bereits am vergangenen Sonntag in der gemeinsamen Wohnung in Wien-Margareten getötet, wie er in den Befragungen am Wochenende sagte. Nach seinen Angaben gab es seit mehreren Monaten intensive Auseinandersetzungen in der Beziehung. Seine Lebensgefährtin soll ihn körperlich attackiert, "Kontrolle ausgeübt" und in der Wohnung "eingesperrt" haben, sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Der Polizist behauptete außerdem, nie zurückgeschlagen und die Probleme quasi "in sich hineingefressen" zu haben.
Vor einer Woche habe er dann die Beziehung beenden wollen. Es sei erneut zu einem "eskalierenden Streit in der gemeinsamen Wohnung" gekommen, berichtete Maierhofer. Der junge Polizist holte seine Dienstwaffe aus einem Kasten und gab einen Schuss auf die gebürtige Kärntnerin ab. Der fast zweijährige Sohn des Paares war zu diesem Zeitpunkt in einem Nebenzimmer. Der Beschuldigte gab laut Maierhofer an, kurz darauf das 21 Monate alte Kind erwürgt zu haben.
Mit Leichen im Auto in die Steiermark
Was der 23-Jährige direkt nach der Tat machte, gab die Polizei nicht bekannt. Jedenfalls brachte er die Leichen nach eigener Aussage am Montag in den Kofferraum seines Autos. Erst am Mittwoch fuhr er damit in seine Heimatgemeinde Trofaiach (Bezirk Leoben) in der Steiermark. Zwischenzeitlich hatte er am Dienstag eine Vermisstenanzeige für seine Lebensgefährtin und den gemeinsamen Sohn aufgegeben und sich vor seinem Nachtdienst krankgemeldet.
In Trofaiach legte der Polizist die Körper bei der Ortseinfahrt in einer verwilderten Wiese ab. "Er hat darauf gehofft, dass er erwischt wird", sagte Maierhofer. Medienberichte, wonach die Leichen in einem Koffer und einer Reisetasche versteckt waren, bestätigte der Polizeisprecher nicht. Bis Freitag hielt sich der Beschuldigte bei seinen Eltern in Trofaiach auf. Diese wussten nichts von der Tat, gaben sie in ihrer Einvernahme an.
Geständnis
Schließlich schöpften aber die Ermittler Verdacht. Der 23-Jährige zeigte sich zunehmend unkooperativ und desinteressiert. Nachdem die Polizei bereits am Montag zweimal in der Wiener Wohnung war - weil zunächst Nachbarn Blutspuren im Stiegenhaus entdeckt hatten und von einer Risikoschwangerschaft der Mieterin berichteten sowie weil der Polizist später Kollegen erzählte, dass seine Freundin mit dem Kind verschwunden sei - wurde die Tür am Donnerstag abermals geöffnet und Blutspuren im Bett und im Badezimmer entdeckt.
Damit konfrontiert legte der 23-Jährige am Freitag ein Geständnis ab und führte die Kriminalisten zu den Leichen. Laut Maierhofer hatte der Beschuldigte zunächst keine genaueren Angaben zum Hergang und Motiv der Tat machen wollen. Gemeinsam mit seiner Pflichtverteidigerin entschloss er sich dann doch dazu, am Samstag und Sonntag umfangreich auszusagen. Die polizeilichen Ermittlungen waren damit am Wochenende beendet. Der Beschuldigte wurde am Sonntag in eine Justizanstalt überstellt. Die Staatsanwaltschaft beantragte die Verhängung der Untersuchungshaft.
Waffe hätte in Dienststelle bleiben müssen
Die Obduktionen der beiden Opfer waren am Sonntag noch nicht abgeschlossen. Nach bisherigem Ermittlungsstand wurde laut Maierhofer jedoch ein einzelner Schuss auf die 25-Jährige abgegeben. In der Einvernahme gab der Polizist zu, die Pistole vom Typ Glock 17 in der Vergangenheit nach längeren Diensten entgegen der Vorschrift öfter daheim in einem Kasten verwahrt zu haben.
Dienstwaffen der Polizei müssen prinzipiell in der jeweiligen Polizeiinspektion in den dafür vorgesehenen Einsatzmittelräumen bzw. Waffenschränken verwahrt werden. Ausnahmen sind nur auf Anweisung des Vorgesetzten möglich, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, zur APA.
Am Dienstag war eine lang diskutierte Novelle zum Waffengesetz in Begutachtung gegangen. Damit soll ermöglicht werden, dass Polizisten in Zukunft generell private Schusswaffen tragen dürfen - und das ohne individuellen Nachweis einer persönlichen Bedrohung, wie es bisher der Fall ist. Allerdings sollen Polizisten nur Waffen mit Kaliber bis zu neun Millimeter, wie sie auch bei der Polizei im Einsatz sind, führen dürfen.