Viele Infektionen

Fast 13.000 Fälle von Keuchhusten: Jetzt neue Impf-Empfehlung

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Die Keuchhusten-Infektionen in Österreich befinden sich gerade auf einem Rekordhoch. Mit fast 13.000 Fällen 2024 stellt sich die Frage, ob es genug Schutzmaßnahmen gibt.  

Die Zahl der Keuchhustenfälle steigt 2024 rasant an: Bisher wurden fast 13.000 Infektionen registriert, 2023 waren es noch 2780 Fälle.

Babys und Jugendliche gefährdet

Besonders gefährdet sind Babys und Jugendliche. EU-weit starben bisher acht Kleinkinder, in Graz gab es einen Todesfall, in Leoben lag ein Kind lange auf der Intensivstation.

Österreich hat niedrigste Impfquote in der EU 

Österreich hat mit 84 % die niedrigste Impfquote in der EU, der Durchschnitt liegt bei 94 %. Um Ansteckungen in Schulen zu vermeiden, wird die Auffrischungsimpfung jetzt bereits mit fünf Jahren empfohlen.

Neue Impf-Empfehlung

Das Nationale Impfgremium (NIG) änderte jetzt seine Empfehlungen. Der in Österreich zum Einsatz kommende Totimpfstoff wird im Zuge der Sechsfachimpfung im dritten, fünften und elften bis zwölften Lebensmonat verabreicht und ist Teil des kostenfreien Kinderimpfprogramms.

Bisher wurde dann eine Vierfachimpfung gemeinsam mit Diphtherie, Tetanus (Wundstarrkrampf) und Polio (Kinderlähmung) im siebenten bis neunten Lebensjahr wiederholt. Diese Auffrischung erfolgt künftig schon mit fünf Jahren, vor dem Schulbeginn.

 Keuchhusten ist auch „Oma-Opa-Krankheit“ 

„Die Impfung ist der beste Schutz“, sagt Kinderarzt Reinhold Kerbl. Auffrischungen werden allerdings oft vergessen, was Keuchhusten zur „Oma-Opa-Krankheit“ macht.

Schwangeren wird eine Impfung in der 27. bis 36. Woche angeraten, um Neugeborene zu schützen. Keuchhusten ist hochansteckend und kann vor allem bei Säuglingen und älteren Menschen schwer verlaufen. Wochenlanger, quälender Husten kann zu Atemstillständen oder sogar Lungenentzündungen führen.

Tests kosten Geld

Obwohl es möglich ist, den Erreger durch Tests zu diagnostizieren, sind diese Tests in vielen Bundesländern kostenpflichtig. Das führt dazu, dass Keuchhusten in Österreich oft „unterdiagnostiziert“ bleibt, sagte die Ärztin Naghme Kamaleyan-Schmied. 

"Besorgniserregende Entwicklung" 

Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Kurie der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien, sieht im Anstieg der Keuchhustenfälle eine besorgniserregende Entwicklung: „Die angespannte Situation ist in unserer täglichen Arbeit in den Praxen deutlich spürbar. Keuchhusten ist vor allem für unsere Kleinsten höchstgefährlich, kann aber auch bei Erwachsenen schwere Symptome wie krampfartige Hustenanfälle, die bis zum Erbrechen führen können, verursachen.“

Kamaleyan-Schmied kritisiert, dass Patientinnen und Patienten in Wien weiterhin selbst die Kosten für den Testabstrich tragen müssen, während die Testung in Salzburg kostenlos ist: „Das ist untragbar. Sind Menschen in Wien weniger wert?“ Die Vizepräsidentin nimmt die Verantwortlichen in die Pflicht: „Für Patientinnen und Patienten in Wien müssen Testungen ebenso wie in Salzburg endlich kostenlos werden. Zudem muss auch sichergestellt werden, dass alle Labors diese Testungen auch tatsächlich als Kassenleistung anbieten können, was die Auswertung massiv beschleunigen würde. Nur so kann auch rasch mit der Behandlung begonnen werden.“

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