Der Entführungsfall wird bis Ende des Jahres neu durchleuchtet.
Österreichs brisantester Fall wird neu durchleuchtet. Die Causa Kampusch wird nun von externen Experten kontrolliert.
Die neue Task-Force der „Cold-Case-Überprüfung“: 14 Ermittler arbeiten in der operativen Gruppe. Dazu kommen sieben „CSI“-Experten – aus dem „Lenkungsausschuss“. In dieser Gruppe agieren auch US-Polizisten des FBI und deutsche Beamte aus dem Bundeskriminalamt. Sie sollen bis Ende 2012 den Fall transparent aufarbeiten.
Noch gibt es offene Fragen: War es wirklich nur 1 Täter?
Derzeit wird im Innenministerium beraten, wie genau die Zusammenarbeit mit FBI und BKA aussehen kann. Dann wird es ein gemeinsames Treffen in Wien geben.
Hintergrund: Im Juni hat ein geheimer Parlamentsausschuss empfohlen, die bisherigen Ermittlungen durch „Cold-Case-Spezialisten“ neu evaluieren zu lassen. Man wollte etwaige Ermittlungspannen oder Fehler ausschließen.
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„Ich kann die ewigen Artikel und Fernsehberichte über den Fall Kampusch nicht mehr ertragen. Jedes Mal denke ich mir: Wie geht Natascha Kampusch damit um, dass sie immer wieder mit denselben Fragen konfrontiert wird? Man sollte diese junge Frau, die derart viel erleiden musste, endlich in Ruhe lassen. Der Täter ist vor dem göttlichen Gericht gestanden und nach seiner Buße wird er seinen Frieden gefunden haben.“
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„Wenn sämtliche Hypothesen im Fall Kampusch einen wahren Kern hätten, dann wäre Natascha Kampusch sicherlich daran interessiert, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Der Fall wurde umfassend von der Justiz und der Polizei geprüft. Es gibt nichts mehr zu ermitteln und man sollte endlich den Deckel über diesem Fall zumachen.“
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„Ich bin der Meinung, dass man Natascha Kampusch endlich in Ruhe lassen sollte. Durch die neuen Verschwörungstheorien verlängert man nur ihr Leid. Ich gehe davon aus, dass von der Polizei das Bestmögliche unternommen wurde, um die Wahrheit zu finden. Ich plädiere dafür, dass Natascha Kampusch endlich das Recht und die Möglichkeit bekommt, in ein normales Leben zurückzukehren. Sie war acht Jahre in Gefangenschaft, aber ihre Opferrolle ist noch immer nicht zu Ende, weil der Fall noch immer nicht geschlossen ist.“
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„Wichtig wäre eine emotionsfreie Debatte, die sachlich erfolgt und mit kühlem Verstand – das ist aber nicht möglich. Alles muss auf den Tisch und der Fall muss neu aufgerollt werden. Aber es braucht ausländische Experten für die Aufklärung. Natascha macht sehr viel mit. Wenn sie in die Öffentlichkeit geht, heizt sie den Fall aber wieder neu an.“
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„Die Debatte wird in Österreich mittlerweile so emotional geführt, dass es besser wäre, wenn ausländische Experten den Fall Kampusch objektiv betrachten würden. Diese Lösung würde zu einer Beruhigung der Situation beitragen. Ich bezweifle, ob es günstig ist, dass Natascha jetzt ein TV-Interview gegeben hat.“
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„Es ist für viele Menschen unvorstellbar, dass es außer der öffentlichen Wahrheit noch eine andere Wahrheit geben kann.“
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„Natascha ist ein armes Mädchen, aber der Fall ist noch nicht gelöst.“
Diese Fragen sind noch offen:
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Kampusch hat bei ihren Einvernahmen stets von einem Täter gesprochen. Dem entgegen steht eine Zeugenaussage einer im Jahr 1998 zwölf Jahre alten Schülerin, die gesehen haben will, dass Kampusch von zwei Person gekidnappt wurde: Während ein Mann Kampusch ins Auto zerrte, saß ein zweiter hinter dem Steuer.
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Eine Beamtin hielt in einer Aktennotiz fest, Kampusch habe nach ihrer Selbstbefreiung auf die Frage nach Mittätern geantwortet, sie könne "keine Namen nennen".
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Nach der Entführung fuhr Priklopil nicht unmittelbar zu seinem Haus mit dem Verlies, sondern zu einem einem Waldstück. Dort telefonierte er und erklärte dann, dass "die anderen" nicht kommen würden.
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Warum erfolgte die Entführung am 2. März 1998, obwohl zu diesem Zeitpunkt das "Verlies" noch nicht fertiggestellt war?
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Dubios ist auch die Rolle des ehemals besten Freund von Priklopil, Ernst H., der im Zuge der Ermittlungen seine Aussagen grundlegend geändert hat. Anfangs hatte er behauptet, nichts von der Entführung gewusst zu haben. Am Tage der Selbstbefreiung von Kampusch habe Priklopil ihn gebeten, ihn vom Donauzentrum abzuholen, da er in angetrunkenem Zustand einer Polizeikontrolle davon gerast sei. Als später die Polizei bei ihrer Suche nach Priklopil zu der Veranstaltungshalle von H. gekommen ist, hatte dieser auf die Frage, wo Priklopil sein könnte, mit dem bemerkenswerten Satz "Hat er se umgebracht?" geantwortet. Später änderte H. seine Aussage dahingehend, dass der Entführer im Auto eine umfassende Lebensbeichte abgelegt hatte, wodurch auch etwaiges Insiderwissen erklärbar ist.
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Fraglich war auch eine Geldüberweisung von 500.000 Schilling (rund 36.300 Euro) von H. an Priklopil rund um den Zeitpunkt der Entführung. Nachdem die ursprüngliche Version, dass H. seinem Freund das Geld für ein Auto geliehen hatte, nicht schlüssig war, hatte H. auch hier seine Version geändert.
- Im Zuge einer Pressekonferenz legte er einen Zettel mit dem Wort "Mama" vor und behauptete, dies wäre eine Art Abschiedsbrief gewesen. Gutachten ergaben allerdings, dass die Schrift nicht mit jener von Priklopil übereinstimmte.
Dennoch: Es ist noch offen, ob es nach den neuen Ermittlungen zu einem weiteren Verfahren kommen kann.