Fall der Woche

Femizid im 5. Stock - Psychoakte des Frauenwürgers

31.08.2024

Der Mord an einer 49-Jährigen in der Columbusgasse in Favoriten ist abseits seiner Brutalität geradezu ein Musterfall eines Femizids – des 16. im heurigen Jahr. Hier die neuen schaurigen Details.  

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Wien. Bei dem Fall in der Columbusgasse in Favoriten vor nunmehr fast einer Woche  geht es wieder einmal um Besitzdenken, Angst vor dem Verlassenwerden und den mangelnden Selbstwert eines Mannes, der sein „Schatzi“ (wie Robert O. seine um 10 Jahre ältere Lebenspartnerin auf jedem einzelnen Foto auf Facebook nannte) umgebracht hat – nach einer Party, wo sie anderen männlichen Gästen angeblich schöne Augen machte. Die wohl eingebildete Untreue früherer Beziehungen blitzte immer wieder vor seinen Augen auf, in der Nacht fing der offenbar krankhaft eifersüchtige 39-Jährige im Bett zu zittern an. Gegenüber den Ermittlern sollte er später seine Gedanken in dem Moment wie folgt darlegen: Er hätte sie „lieber tot, als dass sie jemand anderer hat“.

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Und dann folgten Szenen, die sich niemand im Albtraum vorstellen mag. Noch im Schlafzimmer würgte er die Angestellte einer gemeinnützigen Einrichtung halb tot, dann prügelte er sie durch die ganze Wohnung, dass dabei sogar Möbel verrückt wurden oder kaputt gingen. 

Ermittlungen gegen Nachbarin des Paares?

Es war Sonntag in der Früh, eine junge Nachbarin hörte – wie sie bereitwillig einigen Medien erzählte – alles mit, das Weinen, die Hilfeschreie, den anhaltenden Krach – und verständigte NICHT die Polizei. Sondern ließ eine Stunde verstreichen und ging dann mit ihrem Hund Gassi. Wer weiß, ob Ingrid P. noch eine Chance gehabt hätte, wenn jemand den Notruf gewählt hätte. Ermittlungen wegen Unterlassung stehen hier groß im Raum. 

Tatsächlich die Polizei gerufen hat der langzeitarbeitslose Grafiker und mutmaßliche Täter, der im September einen Job im Gastro-Bereich angefangen hätte, selbst – nachdem er die Tat am Handy einem Freund gestanden hatte. Ihm hatte der gebürtige Pole (ebenso wie seiner eigenen Mutter) schon mehrmals anvertraut, Erwürge-Fantasien gegen seine Ingrid zu haben. „Jetzt habe ich es gemacht!“ sagte er. „Stell dich“, riet ihm der entsetzte Freund. Robert hörte auf ihn und stürzte sich nicht wie beabsichtigt aus dem Fenster der Wohnung im 5. Stock.

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Mann zum Tatzeitpunkt unzurechnungsfähig?

Wie die Anwältinnen des Verdächtigen, Astrid Wagner und Ina-Christin Stiglitz, herausfanden, gibt es im Fall ihres Mandanten, der in U-Haft sitzt, wohl eine medizinische Vorgeschichte wegen schwerer Depressionen, die bis hin zur Unzurechnungsfähigkeit gehen könnten. Ein Gerichtspsychiater wird diesbezüglich ein Gutachten erstellen.

Nur so viel sei verraten: Im Dezember war er wegen eines Selbstmordversuchs mit der Leine seines verstorbenen Hundes sogar in Spitalsbehandlung gewesen, litt aber danach weiter an seinen Gewaltfantasien, die er nicht verheimlichte. Auch gegenüber Ingrid nicht, die aber bei ihm blieb und dachte, alles handeln zu können. Leider ging es nicht gut aus.

Es gilt die Unschuldsvermutung.

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