Der Bahnhof, mehrere Kaufhäuser und Hotels wurden geräumt.
Gegen 21.50 Uhr ist am Freitagabend jene Fliegerbombe gesprengt worden, die am Grazer Hauptbahnhof für einen Ausnahmezustand gesorgt hatte. Die Detonation war im ganzen Stadtgebiet zu hören. Wie Einsatzleiter Wolfgang Hübel sagte, sei ersten Informationen nach niemand verletzt worden. Die Sprengung gelang erst im zweiten Anlauf.
Die Fachleute des Entschärfungsdienstes hatten in den Abendstunden eine sogenannte Schneidladung an der 250-Kilo-Fliegerbombe englischer Provenienz angebracht. Als die Evakuierung abgeschlossen war, erfolgte die lokale Sprengung. Doch der Plan, den Explosivkörper zu öffnen und damit unschädlich zu machen, ging nicht auf, wie Wolfgang Korner vom Entschärfungsdienst nach dem Einsatz erklärte: Erst mit einer "Vollsprengung" mittels einer Hohlladung war dies möglich. Die Detonation war praktisch im gesamten Stadtgebiet zu hören. Verletzt wurde niemand, auch der Sachschaden hielt sich ersten Erkenntnissen zufolge in Grenzen: Bis auf einigen Glasbruch dürfte die Druckwelle von dem in einer fünf Meter tiefen Baugrube liegenden Explosivkörper ausgehende Druckwelle keine Schäden angerichtet haben.
Bombe bei Bauarbeiten gefunden
Bei den Bauarbeiten zur Nahverkehrsdrehscheibe am Grazer Hauptbahnhof war eine 250 Kilo schwere Fliegerbombe gefunden worden. Die Einsatzkräfte hatten im Umkreis von 1000 Metern alles abgesperrt, berichtete ÖSTERREICH-Reporter Martin Link aus Graz. Zwei Kilometer rund um die Fundstelle wurde der Verkehr angehalten. Damit sollten Erschütterungen vermieden werden und den Einsatzkräften das Durchkommen ermöglicht werden.
Hauptbahnhof geräumt, Pendler sitzen fest
Der Grazer Hauptbahnhof wurde evakuiert, die ÖBB haben den Zugverkehr zwischen Bruck an der Mur und Spielfeld-Straß eingestellt. Tausende Pendler saßen fest. Nach dem Bombenfund evakuiert wurden auch zwei große Hotels sowie das Einkaufszentrum Annenpassage. Außerdem mussten hunderte Kunden die Kaufhäuser C&A und Leiner verlassen. Ebenfalls geräumt wurde das Bauamtsgebäude der Stadt Graz. Die Evakuierung der Menschen vierlief absolut ruhig, berichtete ÖSTERREICH-Reporter Martin Link.
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Auch Privatwohnungen betroffen
In der 1000-Meter-Sperrzone mussten alle Bewohner ihre Häuser verlassen. Rund 5000 Menschen waren betroffen. Bettlägerige und gebrechliche Personen werden vom Roten Kreuz evakuiert. Im Hirtenkloster, einem Tagesheim für Behinderte, wurde eine Sanitätshilfestelle mit 100 Betten eingerichtet.
Bombenzünder musste gesprengt werden
Die Bombe war mit einem sogenannten Langzeitzünder versehen, der durch die Bauarbeiten aktiviert worden sein könnte. Langzeitzünder oder Verzögerungszünder funktionieren chemisch-mechanisch: der Schlagbolzen der Bombe, der die Zündung auslöst wird durch eine Packung von thermoplastischen Kunststoff gehalten. Beim Aufschlag wird ein kleines Behältnis mit zumeist Aceton zerbrochen, das den Kunststoff langsam auflöst und den Schlagbolzen freigibt. Durch die Stärke des thermoplastischen Kunststoffes - meist Zelluloseacetat - wird die Zeit der Verzögerung vorgegeben. Diese kann zwischen Minuten bis hin zu drei Tagen betragen.
Eine Bergung ist zumeist unmöglich, da jede Erschütterung den Schlagbolzen auslösen kann - der thermoplastische Kunststoff ist durch die lange Zeitdauer seit Kriegsende zumeist in schlechtem Zustand. Die einzige Lösung ist eine Sprengung am Fundort mit weitreichenden Evakuierungsmaßnahmen.