Emtionaler Brief rührt Netz

Flüchtling bedankt sich mit bewegendem Brief bei Österreich

18.03.2016

Ein emotionaler Brief eines jungen Iraners rührt ganz Österreich zu Herzen.

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Man hat mich so erzogen, dass man sich bedankt, wenn einem geholfen wird.“ Mit einem sehr persönlichen und emotionalen Brief wendet sich der aus dem Iran geflohene Bauingenieur Hessam Abdollahi an die Österreicher.

Lagerkoller. Er ist seit November in der Asylunterkunft am Praschbergweg in Innsbruck untergebracht und erlebte auch Lagerkoller und Streit unter den Flüchtlingen. In seinem Brief bedankt er sich bei Polizei und Bevölkerung und erklärt, wie es den Flüchtlingen emotional geht.

Der Brief im Wortlaut

"Ich bin ein Flüchtling und in der Tennishalle am Paschbergweg in Innsbruck untergebracht. Ich will mich nicht beklagen, sondern möchte mich bedanken. Man hat mich so erzogen, dass man sich bedankt, wenn einem geholfen wird. Danke daher, dass ich als Flüchtling hier in Innsbruck sein kann. Ich habe einen Teil meines Lebens verloren – meine Sicherheit, mein ruhiges Leben, meine Religion und meine Gesundheit.

l Die Syrer haben ihre Sicherheit verloren und müssen nun zusehen, wie ihre Freunde und sogar ihre Familien umgebracht werden. Sie erleben, wie ihre Häuser und die Häuser ihrer Nachbarn zerstört werden …

l Den Irakern wurde die wirtschaftliche Basis von den eigenen Leuten gestohlen und sie müssen nun erleben, wie täglich ihre Söhne getötet werden.

l Die Afghanen können nicht einmal den engsten Freunden und Brüdern trauen, ob sie von ihnen nicht ans Messer geliefert werden, denn sie können nie sicher sein, auf welcher Seite der andere steht.

l Im Iran gibt es de facto keine Freiheit in Bezug auf Religion, politische Einstellung oder sexuelle Orientierung. Es genügt allein, anders zu denken, und man wird unter fadenscheinigen Anschuldigungen zum Tode verurteilt.

Wir alle haben unsere Heimat verloren, wir sind alle in derselben Situation und haben unsere Zukunftsvisionen begraben müssen … Bedauerlicherweise kommt es manchmal im Flüchtlingsheim zu Streitereien, doch wir bemühen uns auch um Ruhe. Die Erinnerungen an unsere verlorene Heimat und an den schrecklichen Krieg haben sich wie ein dunkler Fleck in uns eingebrannt, und es kann passieren, dass die Emotionen plötzlich und unkontrolliert überkochen …

Liebe Polizei!

Danke, dass Ihr euch Zeit nehmt für uns – Zeit ist das wertvollste im Leben! Danke auch, dass ihr stets ein Lächeln für uns auf den Lippen habt!

Liebe Innsbrucker Bevölkerung!

Danke, dass Ihr uns auch gelegentlich als „Wilde“ bezeichnet – das gibt uns Gelegenheit zu reflektieren und unser Benehmen zu verbessern …

Nochmals ein Dankeschön an die Innsbrucker Bevölkerung!

Hessam A.

Tennishalle Paschbergweg

Innsbruck, März 2016-03-11"

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