Votivkirche
Flüchtlinge setzen Hungerstreik aus
17.02.2013
Anlass: Brief von Bundespräsident Fischer und Solidaritätsdemo am Samstag.
Die Flüchtlinge, die seit mehreren Wochen in der Wiener Votivkirche leben, setzen ab dem heutigen Montag ihren Hungerstreik aus. Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren laut einer Aussendung das "ermutigende" Schreiben von Bundespräsident Heinz Fischer an die Flüchtlinge sowie die Solidaritätsdemo vom Samstag.
"Wir freuen uns, dass uns der Präsident von Österreich sich in einem Brief mit uns ins Gespräch gesetzt hat und sehen darin ein Zeichen, dass unser Anliegen gehört und hoffentlich ernst genommen wird", erklärte Khan Shajahan vom Refugee Protest Camp Vienna. "Die Solidarität der Zivilgesellschaft und vor allem das Gespräch mit unseren Freunden und Unterstützern hat uns in dieser Entscheidung bestärkt."
Laut Mir Jihangir wollen die Flüchtlinge "durch das Aussetzen des Hungerstreiks mit neuen Kräften den Dialog über eine Verbesserung der Lage von Asylsuchenden in Österreich weiterführen können". Derzeit denken die Flüchtlingen nach eigener Angaben über weitere mögliche "wichtige und positive Schritte" nach, die Fischer in seinem Schreiben angeregt habe. Sie kündigten an, in den nächsten Tagen weitere Entscheidungen zu treffen.
Caritas: Tägliche Gespräche
Die Wiener Caritas bewertet das neuerliche Aussetzen des Hungerstreiks im Votivkirchen-Asylcamp als "erfreulichen ersten Schritt für eine gute Lösung für alle". Wie es nun weitergeht, ist jedoch noch nicht absehbar. Die Asylsuchenden essen zwar wieder, die Kirche verlassen haben sie aber nicht.
Wie Caritas Wien-Sprecher Klaus Schwertner hervorhob, habe sich der Gesundheitszustand der Flüchtlinge nach Angaben der Ärzte in den vergangenen zehn Tagen "deutlich verschlechtert", u.a. auch infolge der von einigen der Protestierenden zusätzlich reduzierten Flüssigkeitszufuhr. Zahlreiche Einlieferungen ins Krankenhaus seien notwendig gewesen. Insgesamt werden nun noch 60 Personen in der Votivkirche gezählt.
Schreiben von Fischer
Der Bundespräsident hatte vorige Woche in einem Antwortschreiben an die Flüchtlinge appelliert, die Votivkirche zu verlassen und in das von der Kirche angebotene Ausweichquartier zu übersiedeln. Fischer versprach Hilfe im Rahmen der geltenden Gesetze. Man wolle die derzeitige gesundheitsgefährdende und für alle Beteiligten im höchsten Maße unbefriedigende Lage verbessern, erklärte er. Über die Gesetzeslage oder Gerichtsentscheidungen in Österreich könne man sich aber nicht hinwegsetzen.