Ab 1. Jänner fix
Frauen-Sieg: Der Bundeshymnen-Coup
13.07.2011Text-Änderung: "Töchter" ab 2012 in unserer Bundeshymne.
Fünf Tage Hymnen-Streit und ein Sieger: Österreichs Frauen. Nachdem ÖVP-Chef Michael Spindelegger grünes Licht gegeben hatte, verkündeten die drei Frauensprecherinnen von ÖVP, SPÖ und Grünen gestern in einer gemeinsamen Pressekonferenz: "Der Text der Bundeshymne wird geändert." Ein Sieg für Ex-ÖVP-Frauenministerin Maria Rauch-Kallat. Sie war beim Einbringen des Antrags vergangenen Freitag im Parlament durch Dauerreden dreier ÖVP-Abgeordneter am Singen der neuen Version gehindert worden.
Am 21. September dürfte der Antrag in erster Lesung im Plenum behandelt werden (der Klubzwang soll nicht gelten, dafür aber die Abstimmung namentlich erfolgen), am 6. Oktober kommt er in den Verfassungsausschuss.
Abstimmung im Parlament soll freigegeben werden
Schon ab 1. Jänner 2012 könnte die neue Version gelten. Texte, wie Schulbücher, sollen bei Neuauflagen verändert werden. Im Antrag wird verlangt, dass die Zeile "Heimat bist du großer Söhne" durch "Heimat großer Töchter, Söhne" geändert wird.
Diskussionen gibt es aber noch: "Fest steht einmal, dass die Töchter hineinkommen", so SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm. "Ich bekomme viele Vorschläge, viele singen mir auch Alternativen auf die Mobilbox", sagt Dorothea Schittenhelm (ÖVP).
"Eine Frage des Respekts" versus "Gender-Klamauk"
Schon der Ursprungstext der Dichterin Paula von Preradovic sei von der Regierung 1947 erheblich verändert worden. Kritik kommt von Germanistikprofessoren, wie Franz Patocka. Die FPÖ bezeichnet den Antrag überhaupt als "Gender-Klamauk". Die Grüne Judith Schwentner kontert: "Es ist eine Frage des Respekts."
Rauch-Kallat will die Sopranistin Ildikó Raimondi nun die Hymne auf CD einsingen lassen – mit Töchtern und Söhnen.
Frauen-Heldin Rauch-Kallat
Zum Abschied aus dem Parlament gelang Maria Rauch-Kallat (62) der großer Coup: Sie hat – im Bündnis mit SPÖ- und Grünen-Frauen – eine Änderung der heimischen Hymne durchgesetzt: Künftig werden auch die "großen Töchter" besungen. Dafür nahm die Ex-VP-Frauenministerin auch einen Krieg mit den Männern im schwarzen Klub, die sie in ihrer letzten Plenarsitzung daran gehindert hatten, eine Abschiedsrede zu halten, auf sich.
Das kann der Ex-Frauenministerin (2003 bis 2007) nun egal sein: Alle VP-Ministerinnen solidarisierten sich in den letzten Tagen mit ihr. Und so musste sich VP-Chef Spindelegger vor den großen VP-Töchtern beugen …
Werden nun Europa-Lied & Landes-Hymnen geändert?
Nicht nur die österreichische Bundeshymne ignoriert Frauen. Auch die offizielle Europa-Hymne, An die Freude von Friedrich Schiller, besingt zur Melodie von Ludwig van Beethovens 9. Symphonie, "alle Menschen werden Brüder" (immerhin gibt es aber die "Tochter aus Elysium"). Vielleicht engagieren sich die EU-Mandatarinnen nach dem Vorbild Österreichs bald für eine Änderung in "Geschwister".
Aber warum in die Ferne schweifen? Gleich mehrere heimische Landeshymnen zielen nur auf Männer ab:
In der Tiroler Landeshymne ist von, "es blutete der Brüder Herz", nicht aber von schwesterlichen Herzen die Rede. Und es geht ganze fünf Mal nur um "ihn", um "Waffenbrüder" und den "Mann von Tirol". Keine Dame in Sicht.
Auch in Steiermarks Landeshymne werden Frauen kaum gewürdigt: Nur ein Mal werden Sennerinnen besungen, dafür acht Mal die "Steirer" – kein Wort über die Steirerinnen.
Die Salzburger Hymne beginnt gleich mit "Land unsrer Väter …"
Und selbst die Hymne der Hauptstadt Wien enthält zwar drei Brüder, aber keine einzige Schwester.
Erstaunlich neutral hingegen das NÖ-Landeslied: Dort geht es nur um "mein Niederösterreich" und um geschlechtslose "Ahnen".
Ob demnächst alle Hymnen abgeändert werden?