Wohnhaus eingestürzt

Gasexplosion: Drei Tote geborgen

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Drama in St. Pölten: Zwei weitere Personen sind noch unter den Trümmern eingeschlossen.

Drei Tote und zwei Vermisste: Das war am späten Donnerstagnachmittag die vorläufige Bilanz einer verheerenden Gasexplosion, die sich in der Früh in einem Wohnhaus am Spratzerner Kirchenweg in St. Pölten ereignet hatte. Das Gebäude war gegen 8.00 Uhr in die Luft geflogen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich fünf Personen in dem Bau, vier davon gemeldet, eine weitere auf Besuch. Den ganzen Tag kämpften rund 500 Feuerwehrleute gegen einen Folgebrand, der auch bis 17.00 Uhr nicht unter Kontrolle war.

Unterdessen wurden auch einige weitere Details zur Identität der Vermissten bekannt. So dürfte es sich bei dem Gast um den Lebensgefährten der Tochter des älteren Ehepaars handeln. Er war offenbar im Wirtschaftshof der Stadt St. Pölten im Außendienst beschäftigt . Bei ihm dürfte es sich um einen Nigerianer handeln, der bereits seit längerem in St. Pölten aufhältig und ursprünglich als Zeitungsverkäufer tätig war. Der Vater der Frau war wiederum ein passionierter Kunstmaler.

Chance auf Überleben immer geringer
Bis 17.00 Uhr hatten die Einsatzkräfte rund 150 Tonnen Trümmer großteils händisch beseitigt. Das Haus war teils aus Ziegeln, teils mit Stahlbeton errichtet worden, was die Bergearbeiten zusätzlich erschwerte. Dietmar Fahrafellner, St. Pöltner Bezirksfeuerwehrkommandant, bei einer Pressekonferenz: "Vermutlich werden die Arbeiten bis morgen Mittag beendet sein. Natürlich werden wir jeden Stein wegbringen, bis der letzte Vermisste gefunden ist."

Doch die Chancen auf ein Überleben wurden immer geringer, wie auch Bürgermeister Matthias Stadler (S) einräumte: "So ist es leider. Es ist natürlich so, dass mit fortschreitender Zeit die Wahrscheinlichkeit geringer wird." Fahrafellner, selbst im Dezember 1999 bereits bei der Gasexplosion von Wilhelmsburg mit neun Toten im Einsatz, wies auch auf die Heftigkeit der Explosion und der Druckwelle hin.

Rathaus schwarz beflaggt

Als Zeichen der Trauer ist das St. Pöltner Rathaus schwarz beflaggt worden. "Wir bringen damit den Angehörigen der Opfer in diesen schweren Stunden unser Mitgefühl zum Ausdruck", erklärte Bürgermeister Matthias Stadler (S).

Eine Schadenskommission wurde bereits eingerichtet. Sie soll morgen früh die Arbeit aufnehmen und die Schäden an den umliegenden Häusern erheben.

Die Suche nach den drei Vermissten wurde auf den rückwärtigen Teil der Gebäudereste verlagert, hieß es seitens des Rathauses. "Wir haben Vorsorge getroffen, die Arbeiten über Nacht fortsetzen zu können" stellte Bezirksfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner fest. Auch neue Mannschaften für den kräfteraubenden Einsatz stünden bereit. Auch bei Arbeitersamariterbund und Rotem Kreuz wurden die Einsatzkräfte bereits ausgetauscht und eine Versorgung ist bis Freitagmittag sichergestellt.

Unglaubliches Glück
Heftige Folgebrände minderten die Chancen zusätzlich: "Massive Rauchgase, Sekundärbrände relativ tief im Gestein", schilderte Fahrafellner die Situation. Beim Öffnen der Schuttkegel gelange Sauerstoff zu den Herden, was die Flammen immer wieder zusätzlich anfache. Außerdem befanden sich Matratzen, Styropor und Holz im Haus. Etwaige Überlebende hätten so auch die Rauchgase überstehen müssen.

Ein weiteres Ehepaar, das ebenfalls in dem Haus wohnte, hatte unglaubliches Glück: Es war zum Zeitpunkt des Unglücks bei Freunden in Breitenfurt zu Besuch. Vier Personen aus umliegenden Häusern wurden leicht verletzt, etwa 15 weitere Gebäude wegen schwerer Schäden und Explosionsgefahr evakuiert. Um sie kümmerten sich Mitarbeiter der Krisenintervention, Unterkünfte für die Nacht wurden bereits gefunden. Viele waren von dem Unglück schwer gezeichnet.

Ermittlung wegen fahrlässiger Tötung
Fahrafellner zufolge waren bis 17.00 Uhr etwa 250 Atemschutzträger im Einsatz. Die Feuerwehrleute konnten jeweils nur etwa 20 bis 30 Minuten eingesetzt werden. Der Bezirksfeuerwehrkommandant sagte auch, dass man teilweise bereits in Kellerbereiche vorgedrungen sei und auch ein Schutzraum gefunden wurde. Dorthin müsse man aber erst vordringen. Man dürfe sich das, was von dem Haus übrig ist, nicht als solches vorstellen. Es sei ein Schuttkegel. So sei zum Beispiel die Decke des ersten Geschoßes auf der Kellerdecke gefunden worden. Aber man habe auch sehr kleine Hohlräume gefunden.

Feuerwehrmann: "Das Schlimmste kommt noch"

"Das Schlimmste kommt noch: Es liegen noch immer drei Leichen im Schuttkegel": Ein Feuerwehrmann, der am Donnerstag in den Ruinen des explodierten Hauses am Spratzerner Kirchenweg in St. Pölten vier Einsätze absolvierte, machte sich am Abend im APA-Gespräch keine Illusionen darüber, dass es im Verlauf der kommenden Nacht für ihn einfacher werden würde. Zwar waren am Abend die Folgebrände der Gasexplosion weitgehend unter Kontrolle, doch die Furcht vor dem, was es noch zu entdecken gab, wog schwerer.

Dabei waren auch die vorhergehenden Gänge zu der Ruine hart gewesen. "Der Rauch war teilweise so arg, dass man trotz Atemschutzmaske nicht einmal den Kollegen vor einem selbst gesehen hat", schilderte der Feuerwehrmann. Die Hitze habe dank der Schutzausrüstung weniger ausgemacht. "Wobei ich gestanden bin. Ich weiß nicht, wie es für die Kollegen war, die hinter mir am Boden knien mussten."

"Ich habe schon einige Brandleichen gefunden. Ich weiß, wie das aussieht. Allerdings war noch nie ein Toter nach einer Gasexplosion dabei. Das soll noch ein bisschen ärger sein", sagte der Feuerwehrmann. Ohne Supervision seien solche Situationen jedenfalls kaum zu verkraften.

"Du kannst in der Nacht nicht schlafen. Oder wenn du schläfst, reißt es dich auf einmal hoch, wie ein Flashback." Auch die Partner seien in solchen Situationen schwer in Mitleidenschaft gezogen. "Man kann kaum normal diskutieren. Man wird sehr schnell laut und aggressiv. Und das ist nicht gut", schilderte der Mann, bevor er sich ein weiteres Mal auf den Weg zum Schuttkegel machte.

Unterdessen leitete das Landeskriminalamt Niederösterreich Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung bzw. fahrlässiger Gemeingefährdung ein. Man sei in einer "Wartestellung", sagte ein Ermittler. Die Bergearbeiten hätten Vorrang. Es sei "eine generelle Überprüfung, ob irgendeine Sorgfalt außer Acht gelassen wurde".

Die EVN hatten vorübergehend die Gasversorgung für den gesamten südlichen Bereich St. Pöltens gesperrt. Das wurde mit Ausnahme des unmittelbaren Einzugsbereich des Unglücksortes bis Donnerstagabend wieder rückgängig gemacht. Weiter betroffen waren etwa 2.000 Anrainer, die bis Freitag von EVN-Technikern aufgesucht werden sollten.

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