Es war keine spontane Verzweiflungstat: Täter lockte Taxler unter Vorwand in seine Wohnung.
Zur unblutig beendeten Geiselnahme bei einem Banküberfall in Tirol vom Freitag hat die Polizei am Samstag neue Erkenntnisse bekanntgegeben. So hatte der 28-jährige Täter bereits in seiner Wohnung den Taxilenker als Geisel genommen, erklärte der Leiter des Landeskriminalamtes Walter Pupp.
Die Tat war demnach mit Sicherheit keine spontane Verzweiflungstat. Dagegen sprach unter anderem, dass der 28-jährige Tiroler in seiner Wohnung in Kirchdorf eine angebliche Sprengstoffweste präpariert hatte. Unter dem Vorwand eines Umzugs hatte er den ihm bekannten Taxifahrer in seine Wohnung bestellt und ihn genötigt, die Weste überzuziehen. Er würde jetzt eine Bank überfallen, er sei seine Geisel und solle ihn fahren, habe er dem 32 Jahre alten Taxler eröffnet.
Nachdem die beiden in der Bank in Erpfendorf waren und die Angestellte die Bank umgehend verlassen konnte, musste der Taxifahrer die Polizei anrufen und diese über die Geiselsituation informieren, berichtete Pupp über die Ergebnisse der Ermittlungen. Anfängliche Verdachtsmomente gegen die Geisel, weil der Taxifahrer nach erstem Anschein eher "bereitwillig" mitgespielt habe, hätten sich durch die Einvernahmen als falsch erwiesen, sagte Pupp.
Wie sich herausstellte, hatte der Täter neben einer Softgun, die für eine echte Faustfeuerwaffe gehalten worden war, auch mehrere Messer mitgeführt. Glaubhaft sei jedoch, so der Leiter des Landeskriminalamtes, dass er niemandem etwas antun wollte. "Er wurde von hohen Schulden gequält."
Ein höherer Geldbetrag sei bereits in die mitgebrachte Tasche gepackt gewesen. Warum der Mann vorhatte, ausgerechnet nach Freilassung seiner Geisel ein Fluchtfahrzeug zu "bestellen", gehöre noch zu den Ungereimtheiten des Falles, so Pupp weiter. Die Geiselnahme war nach mehrstündigen Verhandlungen durch speziell geschulte Einsatzkräfte und dem Zugriff der "Cobra" am Freitagnachmittag unblutig zu Ende gegangen.