Fall der Woche

"Gemma TX machen!" - So skrupellos ging Teeniebande vor

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Irre Bilanz der »Nothammer-Gang« in knapp einem Jahr 

 "Gemma TX machen!" Mit diesem Satz, vorwiegend geäußert spät nachts, meist nach Mitternacht, wurde die Bande bekannt - wobei es sich mehr um eine lose Gruppierung von offenbar nicht beaufsichtigten 13-bis 16-jährigen Kindern aus der Parallelwelt zugewanderter Familien aus Syrien, Afghanistan, vom Balkan sowie Tschetschenien, Rumänien oder der Slowakei handelt. "TX" steht auf bzw. für die Kennzeichen von Taxis und "machen" heißt aufbrechen.

Im April gelang es den Ermittlern erstmals, 24 großteils noch strafunmündige Burschen als Tatverdächtige zu ermitteln, die mit einem Nothammer 350 Fahrzeuge geknackt und leer geräumt haben. Wer gedacht hat, dass damit eine Ruhe ist, irrte gewaltig: Schlaflos in Wien - dieser Film hat noch viel mehr Darsteller - etwa zwei 13-Jährige (ein Slowake und ein Serbe), die Juni und Juli 130 Taxis und andere geparkte Autos auseinander nahmen.

Video zum Thema: Jugendliche rauben Taxi aus

Neuester Fall in der Nacht zu Stefani-Tag

Über den Sommer kam es dann fast täglich -das heißt: nächtlich -zu den einschlägigen (!) Coups, einige Burschen werden bereits als Intensivstraftäter geführt, wobei sie seit Ende Oktober ihr Beuteschema leicht verändert und erweitert haben: Jetzt "gemma auch in Geschäfte". Zuletzt in der Nacht zum Stefani-Tag, nachdem die Polizei eine Bilanz der Nothammer-Gang veröffentlicht hat: Da kamen mehrere Kids im Alter von 13 bis 15 Jahren um 1.10 Uhr in der Früh zur Filiale einer Imbiss-Kette im 3. Bezirk. Weil es ihnen egal ist oder weil sie nicht sonderlich helle sind, wurde die Clique von Zeugen beobachtet. Eine Streife konnte mehrere Kids (Syrer, Afghanen, Serben, einen Österreicher) mit der Geldbeute anhalten, ein 14und ein 15-Jähriger waren bereits so amtsbekannt, dass sie über Anordnung der Staatsanwaltschaft in Justiz-Haft kamen.

Hier noch einmal die Bilanz von Herbst 2023 bis Dezember des heurigen Jahres: 44 Nachwuchs-Täter sollen in Wien, NÖ und Burgenland bei 1.200 Straftaten einen Schaden von einer halben Million Euro verursacht haben.

Treffen mit der TX-Gang in der Brigittenau

Auch ich, der Autor dieser Zeilen, hatte schon eine Begegnung mit Vertretern des kriminellen Teenie-Schwarms, als mir ein Informant ein Video eines Einbruchs in sein Auto zukommen ließ, auf dem zu sehen ist, wie drei Jungs - einer mit auffällig weißschwarz-karierter Mütze über der lockigen Haarpracht - das Fahrzeug knacken, reinklettern, durchstöbern und mit der Beute das Weite suchen.

Fast witzig, wenn es nicht so ernst wäre: Einer der Burschen ist immerhin soweit gesittet, dass er nach dem Einbruch extra noch einmal zurückgeht, um die Autotür zu schließen. Die Bitte des Informanten: veröffentlichen, damit die Leute und auch die Behörden sehen, wie die Bande vorgeht. Und wer sie sind - immerhin sieht man auch recht deutlich die Gesichter der Auto-Einbrecher.

Noch am selben Tag hatte ich auf dem Weg in die Redaktion Erledigungen in einem Einkaufszentrum im 20. Bezirk zu machen, wo mir im Shopbereich eben jene Kids - Stichwort: auffällige Mütze - entgegenkamen, die ich kurz davor noch auf dem WhatsApp-Video beim "TX machen" beobachten konnte. Beachtlich breiten Schrittes streiften sie die Geschäftszeilen entlang und pöbelten hie und da einen Passanten an. Ich rief den Informanten an und berichtete ihm, wo er bzw. die Polizei die Jungs finden könnten und wo sie offenbar ihre Homebase haben. Möglicherweise hat es ja bei den Ermittlungen geholfen.

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