Der König der Berge
Nicht nur Kaltenbrunner scheiterte am K2
06.08.2010
Der kletter-technisch schwierigste Achttausender forderte schon viele Opfer.
Der steil aufragende K2 im Karakorum-Gebirge ist gefürchtet: Der Berg an der pakistanisch-chinesischen Grenze ist mit 8.611 Metern nach dem Mount Everest (8.848 Meter) zwar "nur" der zweithöchste Gipfel der Erde, aber er gilt unter Alpinisten als schwierigster Achttausender. Für Schlagzeilen sorgen immer wieder tödliche Unfälle. Einer deutschen Studie von Anfang 2007 zufolge kehrten rund 24 Prozent der Gipfelbezwinger am K2 nicht mehr lebend zurück.
Todesopfer
1986 ging als schwarzes Jahr in die Geschichte ein:
13 Bergsteiger starben in mehreren Katastrophen, darunter die Österreicher
Hannes Wieser und Alfred Imitzer, sowie die Filmemacherin und Bergpartnerin
von Alpinisten-Legende Kurt Diemberger, Julie Tullis. Sie kamen bei einem
mehrtägigen Sturm während des Abstiegs ums Leben. Im August 2008 kostete
eine Lawine elf Bergsteigern das Leben, der österreichische Skyrunner
Christian Stangl und sein Begleiter Thomas Strausz entgingen dem Unglück
knapp.
Herausforderung
Der K2 gilt aufgrund seiner langen, steilen
Wände und anspruchsvollen Routen als technisch schwierigster Achttausender.
Vom Basislager auf 5.200 Meter Höhe muss man auf der Normalroute via
Abruzzi-Grat 2.000 Höhenmeter mit einer Steigung von 45 Grad überwinden.
Zusätzlich machen Wetterkapriolen Alpinisten immer wieder zu schaffen. Der
Berg am Ende des mächtigen Baltoro-Gletschers und an der Flanke des
Karakorum ist extrem wind- und wetterexponiert.
Gipfelkönige
Der Achttausender, den die Einheimischen "König
der Berge" (Chogori) nennen, wurde 1954 erstmals bezwungen: Ein
elfköpfiges italienisches Team hatte sich - begleitet von nicht weniger als
500 einheimischen Trägern - aufgemacht, um endlich den Gipfel zu erreichen.
Es gab mehrere Rückschläge: Schlechtes Wetter behinderte lange den Aufstieg,
danach starb ein Expeditionsmitglied an einem Lungenödem. Am 31. Juli gegen
17.30 Uhr erreichten Lino Lacedelli und der im Mai 2009 im Alter von 94
Jahren verstorbene Achille Compagnoni, den Gipfel. Sie schleppten ihre
bereits leeren Sauerstoff-Flaschen mit, um auf dem Gipfel einen Beweis ihres
Sieges zu hinterlassen. Einer ihrer Begleiter erhob später schwere Vorwürfe
gegen die beiden, diese hätten das Leben anderer Mitglieder riskiert, er
sprach von "versuchtem Totschlag".
Legenden
Die prächtige Pyramide des K2 hatte schon im 19.
Jahrhundert Forscher und Bergsteiger in ihren Bann gezogen. 1856 hatte der
britische Offizier Thomas Montgomery auf seiner geografischen
Entdeckungsreise im Karakorum (damals zu Britisch Indien gehörend) den
Achttausender, zusammen mit anderen Bergzügen, erstmals vermessen. Dabei
erhielt das Massiv seine Bezeichnung K2, wobei K für Karakorum steht. 1860
hatte der britische Hauptmann Henry Haversham Godwin-Austen die erste
Expedition zum K2 unternommen, er versuchte jedoch vergeblich den Gipfel zu
erreichen. Zu seinen Ehren nannte man den Berg früher auch "Mount
Godwin Austen".
Gerlinde Kaltenbrunner hat mehrmals versucht, den K2 zu bezwingen. Am 6. August musste die oberösterreichische Alpinistin nach einem Bergdrama - ein schwedischer Kamerad verunglückte - erneut umdrehen.