Getötet in der Arbeit

Gewalt gegen Ärzte eskaliert

20.11.2019

Psychisch Kranker tötet prominenten Arzt während Vortrag vor vielen Zeugen.

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Berlin/Wien. „Götter in Weiß“ leben gefährlich. Die Mehrheit wird zum Ziel von brutalen Attacken (siehe unten). Zwei tragische Beispiele: In ­Österreich stand gestern ein Mann vor Gericht, der einen Spitalsarzt mit einem Messer angriff (rechts), und Deutschland steht nach einer tödlichen Attacke auf einen Top-Mediziner in einer Berliner Privatklinik unter Schock.
 

Fall 1: Präsidenten-Sohn in Klinik erstochen

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Vortrag. Das Opfer ist Fritz von Weizsäcker († 59), Sohn des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Um 18.00 Uhr am Dienstag hält er einen Vortrag zum Thema „Fettleber – (K)ein Grund zur Sorge“ auf der Abteilung für Psychiatrie. 15 Gäste und interessiertes Personal hören dem prominenten Arzt in der Schlosspark-Klinik im Berliner Stadtteil Charlottenburg zu. Nach 55 Minuten springt ein Zuhörer mit Glatze und dunkler Daunenjacke aus der ersten Reihe auf und sticht ohne Vorwarnung zu.
 

Polizist will dazwischen­gehen, wird selbst verletzt

 
Hilfe. Ein Zuhörer reagiert sofort, hechtet selbst auf die Bühne und will dazwischengehen. Es ist ein Polizist (33), der aus Interesse gekommen ist. Er wird auch attackiert, wird an seinen Händen und dem Oberkörper verletzt.
 
Notärzte der Klinik eilen zum Tatort, beginnen mit der Reanimation des Arztes. Sie haben keine Chance, Fritz von Weizsäcker stirbt vor Ort.
Bedrohung. Der Täter Gregor S. (57) wird bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten. Die ersten Informationen aus dem Verhör: Der Mann ist psychisch auffällig, aber kein Patient der Klinik.
 
Laut Ermittlern hatte er eine „wahnhafte allgemeine Abneigung“, er wollte sich an der Familie Weizsäcker rächen. Der Grund: Die Rolle des ehemaligen Bundespräsidenten im Vietnam-Krieg, so der Spiegel. Richard von Weizsäcker war in den Sechzigerjahren Chef eines Chemie-Konzerns, der Giftstoffe für den Krieg lieferte.
 
Chefarzt. Das Opfer Fritz von Weizsäcker galt als Koryphäe auf seinem Gebiet. Er arbeitete zuvor in Boston und Zürich. Seit 2005 war er Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin.
 

Fall 2: 33-Jähriger für Bauchstich verurteilt

 
Afrikaner nach Attacke im SMZ Süd in Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen.
 
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Wien. Weil es ihm die „heilige Maria“ befohlen habe, versuchte der aus ­Sierra Leone stammende Herzpatient des SMZ Süd, am 10. Juli einen Kardio­logen mit einem Messer umzubringen. Das sagte der 33-Jährige gestern im Wiener Landesgericht aus.
 
Laut Gerichtspsychiaterin Sigrun Roßmanith leidet der Mann unter einer paranoid wahnhaften Geisteskrankheit. Sie empfiehlt die Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Dem kam Richter Patrick Aulebauer nach.
 
Im Zeugenstand schilderte zuvor der Arzt die Attacke: „Ich habe wahrgenommen, wie er eine Bewegung macht. Huh, hab ich das Messer auch schon drinnen gehabt.“ Der Verurteilte entschuldigt sich bei dem Arzt und seiner Frau: „Er ist ein guter Mann, ein guter Mensch.“
 

Studie: 85% der Ärzte wurden schon attackiert

Jetzt läuft Sicherheitsprüfung, dann sollen Gegenmaßnahmen gesetzt werden.
 
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Wien. Alarmierende Studie über Gewalt in Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbundes. Von 30.000 Mitarbeitern beantworteten 7.260 den Fragebogen. Schockierendes Ergebnis:
  • 85,4 % des Personals in ­Spitälern erlebten bereits Gewalt im Job.
  • 61,6 % wurden innerhalb der letzten 12 Monate am Arbeitsplatz angegriffen.
 
Schläge. Autorin der Studie ist Sabine Hahn von der FH Bern. Das Spektrum der Angriffe reiche laut ihren Untersuchungen von Verbalattacken, die auch häufig sexuelle Belästigung darstellen, bis hin zu ernsten Drohungen und auch Schlägen. Physische Gewalt macht rund die Hälfte der Angriffe aus. Die meisten Fälle geschehen in der Notfallambulanz und in der Psychiatrie. Jetzt werden alle Spitäler einer Sicherheitsprüfung unterzogen.
 
 
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