Greenpeace-Report:
Reiche für viermal höhere CO2-Emissionen verantwortlich
15.09.2020
Reichste Zehntel österreichsicher Privathaushalte emittiert über viermal mehr als unterstes Zehntel - NGO fordert Preis für "Jet-Set-Lifestyle".
Wien. Ein am Dienstag publizierter Greenpeace-Report hat die CO2-Emissionen der Österreicher anhand der Einkommen untersucht. Die reichsten zehn Prozent der Privathaushalte emittieren laut Analyse über viermal so viel CO2 wie die untersten zehn Prozent der Haushalte. Eine Ungleichverteilung, auf welche die Politik etwa mit einem öko-sozialen Steuermodell reagiere sollte, forderte die NGO.
"Alleine mit ihren dicken Autos und ihrem dekadenten Jetset-Lifestyle verbrauchen die Eliten gleich viel Treibhausgase wie die ärmsten Haushalte insgesamt ausstoßen, also etwa für Wohnen, Energie und Lebensmittel. Dieses klimazerstörerische Verhalten auf Kosten aller braucht endlich einen gerechten Preis", hielt Greenpeace-Programmdirektorin Sophie Lampl fest. Verglichen mit dem mittleren Einkommen verbraucht das reichste Zehntel immer noch mehr als doppelt so viel CO2 wie der Medianhaushalt. Letzterer emittiert demnach 21,3 Tonnen an CO2-Äquivalenten pro Jahr; dies entspricht 9,6 Tonnen an CO2-Äquivalenten pro Kopf.
Studienautor Marco Frascati hielt angesichts der "krassen" Unterschiede im CO2-Fußabdruck auf die Wichtigkeit hin, sich vor Augen zu halten, dass Österreich eines der Länder mit der geringsten wirtschaftlichen Ungleichheit sei. Jedoch müsse unter der Berücksichtigung des Ziels Klimaneutralität bis 2040 auch Interventionen bei individuellen, verhaltensbezogenen Aspekten erfolgen.
"Zur Quantifizierung der CO2-Emissionen, die auf den Lebensstil und das Konsumverhalten der österreichischen Haushalte zurückzuführen sind, wurden Daten über die Verbrauchsausgaben der Privathaushalte in Österreich herangezogen, wie sie in der aktuellsten derartigen Konsumerhebung 2014/15 von Statistik Austria zu finden seien. Greenpeace forderte aufgrund der Analyse die rasche Etablierung eines fairen, öko-sozialen Steuermodells: konkret eine Bepreisung von klimaschädlichen Emissionen in Kombination mit einem Ökobonus. Ebenso brauche es eine deutliche Verteuerung "besonders zerstörerischer und elitärer" Aktivitäten wie Vielfliegen oder der Nutzung extrem klimaschädlicher, überdimensionierter Autos.
Wie wichtig eine faire Umverteilung im Zuge der Einführung eines dringend notwendigen CO2-Preises ist, zeige der internationale Vergleich so Greenpeace: "Während in der Schweiz der CO2-Preis mit Ökobonus zur Umverteilung von Einkommen und steigenden Investitionen in nachhaltige Heizsysteme führte, startete ein CO2-Preis ohne soziale Abfederung in Frankreich die berüchtigten Gelbwesten-Proteste."