Mehr als 400.000 Menschen werden nun erkranken.
Volle Wartezimmer bei den praktischen Ärzten, die Spitalsbetten sind überlaufen und die österreichischen Büroräume gleichen Geisterstätten.
Die Zahl der Grippe-Erkrankten steigt derzeit dramatisch an: In der vergangenen Woche haben sich in Österreich laut Sozialmediziner Michael Kunze etwa 40.000 Menschen frisch mit der Grippe angesteckt. Allein in Wien stieg die Anzahl der Influenza-Patienten in der Vorwoche um 13.000 an.
Auch Finanzminister Josef Pröll hat es jetzt voll erwischt: Er liegt mit 40 Grad Fieber im Bett, versäumt wichtige Termine beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos.
Grippe-Virus mit prominenten Opfern
Es wird gemunkelt, dass Pröll sich seine Erkrankung beim Hahnenkammrennen in Kitzbühel und dem Nachtslalom in Schladming geholt hat: Bei beiden Events war der Vizekanzler ohne Mütze und nur mit leichtem Lodenjanker bekleidet erschienen – und das bei Temperaturen weit unter Null!
Mit dem Hollywood-Star Robert de Niro hat der Vizekanzler einen Leidensgenossen: Auch der Schauspieler musste seinen Auftritt im Schweizer Nobelskiort Davos wegen Grippe-Erkrankung absagen.
Junge durch Grippevirus besonders gefährdet
Vor allem Junge sind in der Vorwoche reihenweise erkrankt: Österreichweit wurden rund 12.000 neu erkrankte Kinder unter 14 Jahren gezählt. Die Erkrankungszahlen bei den Erwachsenen hingegen sind vergangene Woche zurückgegangen. "Das Virus betrifft vor allem junge Menschen", bestätigt Kunze. Grund: 90 Prozent der Neuerkrankungen sind mit Schweinegrippe infiziert. Es handelt sich um das relativ neue Virus mit dem Stamm H1N1. "Einen ähnlichen Virusstamm kennt das Immunsystem der Älteren bereits (grassierte vor einigen Jahrzehnten). Für junge Menschen hingegen ist das neu (s. Interview unten)."
Experte erwartet Explosion an Neuerkrankungen
Doch nun erwartet Kunze eine wahre Explosion an frisch Infizierten, auch bei den Erwachsenen: "Es würde mich sehr wundern, wenn die Anzahl der Erkrankten jetzt nicht dramatisch ansteigt", meint der Sozialmediziner.
Über 400.000 Erkrankte erwarten die Gesundheitsdienste in der heurigen Grippe-Saison. "Es könnten heuer sogar noch mehr werden", so Kunze. Denn: "Die Grippe-Welle hat heuer exakt so begonnen, wie vor zwei Jahren, als die Pandemie besonders stark war."
Der Experte rät jetzt dringend zur Grippeimpfung. Viele Österreicher hätten die Angst vor der Schweinegrippe verloren und seien nachlässig, was die Impfung angeht. Aber: Noch ist es nicht zu spät: "Man kann sich immer noch impfen lassen. Der Impfstoff wird auch von der Kasse bezahlt", sagt Kunze.
Seite 2: Sozialmediziner gibt Infos
ÖSTERREICH-Interview mit Mediziner Michael Kunze:
ÖSTERREICH: Herr Kunze, die Grippe ist voll ausgebrochen. Wie viele sind derzeit betroffen?
Michael Kunze: Wir werden schon bald an die Hunderttausend Erkrankte haben. In den nächsten zwei bis drei Wochen erwarte ich wöchentlich einen Anstieg um das Doppelte. Es würde mich wundern, wenn die Anzahl der Erkrankten nicht noch dramatisch ansteigt.
ÖSTERREICH: Wie viele Kranke erwarten Sie in der heurigen Grippe-Saison?
Kunze: Mindestens 400.000, wenn nicht mehr.
ÖSTERREICH: Der Finanzminister liegt ebenfalls mit Grippe im Bett ...
Kunze: Das könnte jetzt sehr wahrscheinlich die Schweinegrippe sein. Der Finanzminister dürfte sich nicht dagegen geimpft haben.
ÖSTERREICH: Wie gefährlich ist dieser Virus jetzt?
Kunze: Vor allem Junge müssen aufpassen. Die Älteren haben so einen Virus wahrscheinlich schon einmal gehabt. Es liegen jetzt sehr viele Junge in den Spitälern.
ÖSTERREICH: Wie schützt man sich richtig?
Kunze: Impfen und Händewaschen sind jetzt wichtig.