Dioxin-Skandal
Großteil vom verseuchten Mortadella schon verzehrt
22.12.2008
Von der italienischen Mortadella dürften etwa 7,7 Kilogramm in Wien bereits verzehrt worden sein.
Bis auf italienische Mortadella ist allerdings nach den ersten Testergebnisse kein mit Dioxin belastetes Fleisch aus Irland nach Österreich gelangt. Der Villacher Wurst- und Schinkenhersteller Frierss betonte Montagabend, nicht von dem Dioxin-Skandal betroffen zu sein. Das Unternehmen, das nach eigenen Angaben der einzige österreichische Hersteller von Mortadella ist, stellt sein Produkt ausschließlich aus heimischem Schweinefleisch her und lässt es nach dem strengen österreichischen Lebensmittelkodex produzieren.
Am 11. Dezember importiert
Die Wurst aus irischem Fleisch wurde
vermutlich in aufgeschnittener Form vor dem 11. Dezember - an diesem Tag
wurde der Import bekannt - in der Bundeshauptstadt verkauft, so das
Gesundheitsministerium am Montag. 4,47 Kilogramm der Waren wurden freiwillig
aus dem Verkehr genommen.
Belastung überschritt Grenzwert
Sechs Kilogramm wurden in
der Bundeshauptstadt als Probe genommen und getestet. Festgestellt wurde
dabei eine Belastung von 2,6 Piktogramm (pg) pro Gramm Fett. Der erlaubte
Grenzwert liegt laut dem Gesundheitsministerium bei 1,0 pg pro Gramm. Nur
Teile der insgesamt 86 Kilo umfassenden Mortadella-Lieferungen wurde über
eine Tiroler Firma nach Wien weitergeleitet. Der Großteil der Wurst wurde
noch originalverpackt im Tiroler Lager sichergestellt - die Tests dieser
Waren laufen noch.
"Für menschlichen Verzehr ungeeignet"
Die in Wien
gefundene Mortadella sei nach diesem Ergebnis jedenfalls "nicht sicher
- für den menschlichen Verzehr ungeeignet", so die erste
Beurteilung der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Aus
lebensmittelrechtlichen Gründen gelte die Ware als "nicht
verkehrsfähig", betonte das Gesundheitsministerium. Eine
unmittelbare Aussage über eine akute Gesundheitsgefahr durch den Verzehr
lasse sich aber nicht ableiten. Bisher hieß es: Laut der Risikobewertung
durch die EU-Lebensmittelbehörde bestehe keine Gefahr.
Radatz betroffen
Bei den bisher untersuchten Proben aus Wien und
der Steiermark lag die Dioxin-Belastung lediglich bei 0,5 pg pro Gramm Fett.
Insgesamt wurde in Österreich neben dem Mortadella-Import in fünf
Bundesländer irisches Fleisch importiert. Betroffen sind unter anderem das
Wiener Traditionsunternehmen Radatz (schätzungsweise knapp 150 Tonnen
Fleisch), der Tiroler Fleischwarenproduzent Handl Tyrol (eine Tonne
Sauenschultern) sowie eine oberösterreichische (22 Tonnen Tiefkühlware) und
eine steirische Firma (zehn Tonnen Salami und Kantwurst). Nach Salzburg
wurden aus Oberösterreich 115 Kilogramm irischer "Schweineschopf
ohne Schwarte" weitertransportiert.
Skandal seit 6. Dezember bekannt
Dass wegen kontaminierter
Futtermittel Dioxin-belastete Schweinefleischhälften aus Irland exportiert
worden war, ist den Behörden seit 6. Dezember bekannt. Die Information, dass
auch nach Österreich möglicherweise betroffene Ware geliefert wurde, liegt
seit 10. bzw. 11. Dezember vor. Rund ein Drittel des Fleisches gelangte laut
dem Gesundheitsministerium in Form von Wurstwaren in den Handel, etwa die
gleiche Menge wurde verarbeitet und nach Rumänien, Georgien sowie
Deutschland exportiert. Nur bei zehn Prozent der Waren aus Irland bestehe
tatsächlich eine Grenzwertüberschreitung, zurückgezogen wurden jedoch alle
Produkte aus dem fraglichen Zeitraum. Die bisher nur vorläufigen
Test-Ergebnisse des Umweltbundesamt sollten noch am Montag in einem
offiziellen Befund an die AGES übermittelt werden.
Nur Mortadella betroffen
180 Tonnen möglicherweise mit dem Gift
belastete Schweineschultern wurden importiert, sechs von 14 Proben sind nun
ausgewertet, sagte Thomas Geiblinger, Sprecher des Gesundheitsministeriums,
am Montag. Ein überhöhter Wert wurde lediglich bei 86 Kilogramm Mortadella
festgestellt, die aus Italien nach Österreich geliefert wurden.
Keine überhöhten Werte
Diese Mortadella wurde zum Teil
in Wien verkauft, der Großteil befand sich noch in einem Lager in Tirol. Bei
dem Test von vier Fleischproben, die an das Wiener Traditionsunternehmen
Radatz geliefert wurden, stellte das Umweltbundesamt keine überhöhten
Dioxin-Werte fest. Dasselbe gilt für die Analyse einer Probe aus der
Steiermark. Noch keine Ergebnisse liegen für das irische Fleisch vor, das
nach Tirol an den Fleischwarenhersteller Handl Tyrol verkauft wurde.