Mieter sollte Wohnung räumen
Haus in die Luft gejagt - Ein Toter
26.01.2017Tragödie bei Zwangsräumung: Als der Exekutor anläutete, kam es zur Gasexplosion.
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Donnerstagvormittag saßen einige Bewohner des Hauses in der Hernalser Hauptstraße 210 in der Konditorei vis-á-vis und wärmten sich mit Kaffee, blickten fassungslos durch den Raum. Ununterbrochen wurde telefoniert. Verwandte und Freunde machten sich Sorgen. Nach einer schweren Gasexplosion dürfen sie ihre Wohnungen nicht betreten. Sie alle kennen den mutmaßlichen Verursacher, der vorsätzlich oder fahrlässig ihr Haus in die Luft gejagt hat:
55-Jähriger zahlte seit Jänner 2016 keine Miete
Bei den Bewohnern galt Anton S. (55), der im Erdgeschoß lebte, als der „Hausnarr“. Er soll die anderen in den oberen Etagen „tyrannisiert“ haben, weil sie „immer zu laut durch die Wohnung gingen“, sagt eine Hausbewohnerin zu ÖSTERREICH. In einem unterm Haus befindlichen Pub hatte der Langzeitarbeitslose Lokalverbot. Mehrere Beschwerden gegen S. sollen bei der Hausverwaltung eingegangen sein.
Am Donnerstag hätte der Wiener, der seit Jänner 2016 keine Miete gezahlt hatte, delogiert werden sollen. Als Gerichtsvollzieher, Hausverwalter und ein Schlosser die Türe zur Wohnung öffnen wollten, kam es zur Explosion, bei der der Verwalter Dr. Hermann S. tödliche Kopfverletzungen erlitt. Der Verdacht: Anton S. wollte die Delogierung verhindern – führte er die Explosion absichtlich herbei? Die Ermittlungen laufen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Durch die Detonation wurden drei Menschen schwer verletzt. Darunter ein drei Wochen alter Säugling aus der Nebenwohnung, der von Mauerteilen am Kopf getroffen wurde. Das Baby war Donnerstagnachmittag außer Lebensgefahr. Anton S. erlitt Knochenbrüche. Neun weitere Personen wurden leicht verletzt.
Zeuge: "Ich habe mir nur gedacht: "Sofort raus‘"
Die Explosion war so heftig, dass auch die Mieter der oberen Geschoße die Druckwelle spürten. Sämtliche Türen im Haus wurden aus ihrer Verankerung gerissen, Fenster im Hof und der Fassade zerbarsten. Boris R. war in der Küche: „Auf einmal hat’s an Pumperer gemacht, mich hat’s vom Hocker gehaut, dann flog die Decke herunter. Ich bin aufgesprungen und dachte nur: ‚Sofort raus.'“ Das Dach im ersten Stock musste gepölzt werden, das Haus sei aber nicht einsturzgefährdet, so die Berufsfeuerwehr. Für die Bewohner wurden Notunterkünfte zur Verfügung gestellt. Noch ist unklar, wann sie wieder in ihre Wohnungen dürfen. (lae)