Wetterchaos
Gluthitze: Autobahnen schmelzen
13.07.2010
Die Hitzewelle hält Rettung und Verkehrssektor auf Trab. In einem ÖBB-Waggon fiel die Klimaanlage aus.
Es ist heißer als in Griechenland und der Türkei. Die ersten Straßen platzen auf. Während ein Teil der Österreicher die Sommerhitze mit Werten um 35 Grad zum Baden nützt, stöhnt der Rest beim Schweißbad in den Öffis oder am Arbeitsplatz. Die Wiener Rettung verzeichnet vor allem am Nachmittag ein Einsatzplus von bis zu 20 Prozent wegen Kreislaufproblemen und Beschwerden chronisch kranker oder älterer Patienten.
ÖBB-Waggon: Klimaanlage fällt aus
Extrem heiße und
teilweise auch labile Luft liegt über weiten Teilen Europas. In Neusiedl am
See, Pottschach oder St. Andrä im Lavanttal war es am Montag mit 35 Grad
heißer als im griechischen Samos (34,6 Grad) oder im türkischen Izmir (34,4
Grad), so die ZAMG. Im italienischen Lignano wurden vergleichsweise "nur"
30,6 Grad gemessen. Zumindest bis Freitag sind laut aktuellen Prognosen 30
Grad und mehr zu erwarten.
Besonders leiden musste unter Sommerhitze eine 34-köpfige Schülergruppe des Stiftsgymnasium St. Paul im Lavanttal, die am 6. Juli aus Rom in einem ÖBB-Waggon mit ausgefallener Klimaanlage nach Hause reisten. Die hohen Temperaturen führten bei einem Schüler und einem Lehrer zum Kollaps. Die ÖBB retournierten den Fahrpreis, entschuldigten sich und rügten die italienische Staatsbahn, die den Waggon laut ÖBB sperren und die Passagiere umsetzen hätte müssen.
Hitzeschäden an der Autobahn
Das Wechseln in einen anderen
Waggon - auch kostenfrei in die erste Klasse - sei bei einem
Klimaanlagenausfall im Sommer Standard, betonte eine ÖBB-Sprecherin. "Im
schlimmsten Fall muss man natürlich halten." So musste Dienstag früh ein um
8.20 Uhr in Wien gestarteter Railjet wegen einer defekten Klimaanlage in St.
Pölten ausgetauscht werden bevor die Fahrt nach München fortgesetzt werden
konnte.
Schicken Sie uns Ihre besten Hitze-Fotos: |
Arbeit bringen die hohen Temperaturen vor allem für der Asfinag und den öffentlichen Verkehrsbetreiber, die ihre Anlagen verstärkt warten müssen: "Wir haben jetzt schon einige Hitzeschäden auf Betonflächen", erklärte Volker Höferl von der Asfinag am Dienstag. Betroffen waren bisher die Südautobahn (A2) bei Lieboch in der Steiermark, ein Teil der Strecke der Südosttangente (A23) sowie die Westautobahn (A1). Behinderungen für den Verkehr traten durch die teils einige Tage zurückliegenden Fahrbahnhebungen am Dienstag nicht mehr auf.
Asphalt bis zu 70 Grad heiß
Am Nachmittag maß die Asfinag am
Asphalt 49 Grad, am Beton 41 Grad. Bei anhaltenden Temperaturen jenseits der
30-Grad-Marke, könne sich Beton auf über 50 Grad, Asphalt wegen seiner
schwarzen Farbe auf bis zu 70 Grad erhitzen, erklärte Höferl. Während sich
Betondecken ausdehnen und sich bei zu wenig Platz schon nach einigen Tagen
um bis zu zwölf Zentimeter heben können, gibt Asphalt der Hitze erst nach
einigen Wochen nach: Er wird weich und Fahrzeuge erzeugen tiefe Spurrinnen.
Die ÖBB-Gleisanlagen lassen die Sommertemperaturen noch "kalt". Die
Hitzeperiode sei noch zu kurz, um Gleisverwerfungen zu verursachen, so eine
Sprecherin.
Dauereinsätze beschert die Hitze den ÖAMTC-Pannenfahrer, die seit 1. Juli 35.000 Mal ausrücken mussten. Viele Fahrzeuge gehen wegen defekter Batterien, streikender Kühlsysteme plus überhitzten Motoren ein. Die Sommermonate sind laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) auch die unfallträchtigsten. Von Juni bis September ereignen sich mehr als 40 Prozent aller Verkehrsunfälle. Hitze verschlechtere die Reaktion, mache die Lenker müde und vor allem im Stau oder beim Parkplatzsuchen aggressiv. Die Konzentrationsfähigkeit nehme bei 35 Grad um mehr als 20 Prozent ab, mahnte das KfV.
Lesen Sie auf Seite 2: Der Hitze-Tag im Live-Ticker zum Nachlesen
19:06 Uhr:
Im Bezirk Klagenfurt-Land herrscht seit 40 Minuten
Starkregen. Vorsicht Autofahrer: Hohe Aquaplaninggefahr!
17:50 Uhr:
Gewitterwolken über Kärnten: Es wird Starkregen
gemeldet. Es blitzt außerdem im Minutentakt.
17:13 Uhr:
Die Unwetter ziehen sich nun langsam aus Österreich
zurück. Nur noch im Süden der Steiermark wütet aus. Hier ist aber weiterhin
Vorsicht geboten. Aquaplaning und Blitzeinschläge sind möglich.
16:50 Uhr:
Derzeit herrschen in der Südsteiermark starke
Unwetter. Es wird von Dauerregen und heftigen Gewittern berichtet.
16:22 Uhr:
Wie erst jetzt bekannt wurde, musste eine 34-köpfige
Schülergruppe des Stiftsgymnasium St. Paul im Lavanttal besonders leiden,
die am 6. Juli aus Rom in einem ÖBB-Waggon mit ausgefallener Klimaanlage
nach Hause reisten. Die hohen Temperaturen führten bei einem Schüler und
einem Lehrer zum Kollaps.
16:01 Uhr:
De Asfinag misst am Asphalt 49 Grad, am Beton 41
Grad. Bei anhaltenden Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke kann sich
Beton auf über 50 Grad, Asphalt wegen seiner schwarzen Farbe auf bis zu 70
Grad erhitzen. Schäden gibt es schon jetzt auf der Südautobahn (A2) bei
Lieboch in der Steiermark, ein Teil der Strecke der Südosttangente (A23)
sowie die Westautobahn (A1).
15:29 Uhr:
Es ist derzeit heißer als in Griechenland und der
Türkei.
14:23 Uhr:
Die Paznauntalstraße (B188) bei Kappl bleibt
voraussichtlich noch für die nächsten drei Tage gesperrt. Die Ortschaften
Galtür und Ischgl sind nur über die Silvrettahochalpenstraße erreichbar, die
zwischen Galtür und Partennen ebenfalls vermurt worden ist.
13:44
Uhr:
Die Wiener Rettung verzeichnet 20 Prozent mehr Einsätze.
Besonders am Nachmittag leiden viele Menschen unter Kreislaufproblemen, auch
Personen mit chronischen Atemwegsbeschwerden haben vermehrt Schwierigkeiten.
13:09 Uhr:
Schwere Unwetter gibt es derzeit in der
Ost-Steiermark. Hier die aktuelle Unwetter-Karte:
12:52 Uhr:
Ein in Wien gestarteter Railjet musste wegen einer
defekten Klimaanlage in St. Pölten getauscht werden.
12:49 Uhr: Die Asfinag verzeichnet erste Schäden an den Fahrbahnen. Betroffen sind: Die Südautobahn (A2) bei Lieboch in der Steiermark, ein Teil der Strecke der Südosttangente (A23) sowie die Westautobahn (A1.
12:14 Uhr:
Die Bahn verstärkt die Kontrollen der Gleise, die
sich durch die anhaltende Hitze verbiegen können.
12:05 Uhr:
Wegen der anhaltenden Hitze schließt die
Wetterzentrale ein Überschreiten der Ozon-Alarmschwelle nicht aus.
11:55 Uhr:
Die Unwetterzentrale hat soeben eine Warnung für die
Steiermark ausgegeben. In Süd-Niederösterreich herrscht "markantes
Wetter": Hier schüttet es derzeit. Für den Rest Österreichs (außer dem
Osten) gilt eine Vorwarnung.
08:45 Uhr:
Ortswechsel: Die Hitzewelle wird allmählich zum
Problem für die Kohle- und Kernkraftwerke in Deutschland: Am Wochenende
könnten Rhein und Neckar die kritische Wassertemperatur von 28 Grad
erreichen. Dann müssten Kohle- und Kernkraftwerke grundsätzlich vom Netz
genommen werden, damit die Flüsse durch das Kühlwasser nicht weiter
aufgeheizt werden,
09:31 Uhr:
Die Paznauntalstraße (B188), die durch Kappl führt,
blieb nach dem Murenabgang weiterhin ab Pians gesperrt.
07:00 Uhr:
Ein Deutscher hat in der Nacht in Tirol zehn Stunden
im hochalpinen Raum auf einer Höhe von 2.654 Metern auf Rettung warten
müssen. Wegen der schlechten Witterung konnte der Mann erst gegen 7.00 Uhr
vom Hubschrauber geborgen und mit Blessuren sowie unterkühlt ins Krankenhaus
Reutte gebracht werden
Lesen Sie auf Seite 3: Der ausführliche Bericht der heftigen Unwetter von Montag und der Nacht auf Dienstag.
Schwere Unwetter waren am Montagabend und in der Nacht auf Dienstag über dem Tiroler Oberland heruntergegangen. Zahlreiche Gewitter mit heftigen Regenfällen und Hagel führten zu Murenabgängen und ließen Bäche über die Ufer steigen. In der Gemeinde von Kappl (Bezirk Landeck) mussten 50 Häuser evakuiert und bis zu 250 Personen in Sicherheit gebracht werden. Zahlreiche Straßen wurden gesperrt.
- Hier geht's zu Ihrer punktgenauen Wetterprognose.
Viele Straßensperren
Hauptsächlich betroffen waren die
Bezirke Landeck und Imst. Murenabgänge oder Überschwemmungen führten zur
Sperre der B171 in Strengen, der Paznauntalstraße (B188) zwischen See und
Kappl, der L16 im Gemeindegebiet von Jerzens, der L68 in Flirsch und der
Hahntennjochstraße (L246).
Tirol: Blitz trifft drei Golfer
Drei Golfer sind am Montag in
Seefeld durch einen Blitzschlag zu Boden geschleudert und verletzt worden.
Sie wurden erstversorgt und in die Klinik Innsbruck eingeliefert.
Am frühen Abend waren ein 32-jähriger und ein 28-jähriger Mann sowie eine 28-jährige Frau aus Tirol beim Golfspielen in einem sogenannten '3-er-Flight' unterwegs. Als sie sich um 19.35 Uhr auf dem Green des Loches Nummer 5 aufhielten, näherte sich aus dem Süden eine Gewitterfront. Über dem Golfplatz herrschte noch teilweise blauer Himmel, als dann plötzlich in einiger Entfernung von den drei Golfspielern ein Blitz auf dem Areal des Golfplatzes einschlug.
Durch den Einschlag wurden sie zu Boden geschleudert. Eine Passantin verständigte den Notruf. Die drei Golfspieler konnten selbstständig aufstehen und sich zum Parkplatz begeben. Sie hatten durch den Blitzeinschlag keine äußerlichen Verletzungen erlitten, klagten aber über Kopfschmerzen und Unwohlsein. Die drei Personen wurden erstversorgt und zur Abklärung der genauen Verletzungen in die Klinik nach Innsbruck eingeliefert.
Nacht auf dem Berg verbracht
Ein Deutscher hat in der Nacht in
Tirol zehn Stunden im hochalpinen Raum auf einer Höhe von 2.654 Metern auf
Rettung warten müssen. Wegen der schlechten Witterung konnte der Mann erst
gegen 7.00 Uhr vom Hubschrauber geborgen und mit Blessuren sowie unterkühlt
ins Krankenhaus Reutte gebracht werden.
Am Montag hatte der 64-jährige Deutscher eine Bergtour in den Allgäuer Alpen unternommen und stieg von Holzgau über die Roßgumpen Alm zur kleinen Steinscharte und schließlich zum Heilbronner Weg auf. Als sich der Mann gegen 20.45 Uhr im Bereich des Hohen Lichtes verstiegen hatte, setzte er laut Polizei einen Notruf ab. Aufgrund der starken Gewitter im Bereich des Oberen Lechtals war ein Anflug mit Hubschrauber oder ein Aufstieg durch die Bergrettung nicht möglich. Nach telefonischen Kontakt wurde der Mann ersucht, sich Schutz zu suchen und bis zum Eintreffen der Rettungskräfte auszuharren.
Am Dienstag um 6.45 Uhr konnte der 64-Jährige vom Hubschrauber unterhalb des Hohen Lichtes gerettet und zum Sportplatz Steeg geflogen werden. Dort wurde er der Bergrettung und der Rettung übergeben. Der Mann erlitt leichte Verletzungen.
Salzburg: Überflutungen im Pongau
Schwere Gewitter sind in
der Nacht auf Dienstag auch über Salzburg hinweggezogen. Während es in den
meisten Landesteilen keine größeren Schäden gab, waren in den Pongauer
Gemeinden St. Johann, St. Veit und Schwarzach Bäume umgestürzt und Keller
überflutet. In St. Johann kam es im Ortsteil Zoglau auch zu einer
Hangrutschung.
Starkregen und Hagel haben Montag am späten Nachmittag in St. Johann eingesetzt. Die Feuerwehren von St. Johann, St. Veit und Schwarzach waren mit 90 Mann im Einsatz und mussten insgesamt 20 Mal ausrücken. Auch in Bad Gastein stand wegen eines Stromausfalls im Seniorenheim der Lift still. Die Feuerwehr musste vier Bewohner befreien.
Vorarlberg: Boote in Seenot
Starke Unwetter haben am Montagabend
in Teilen Vorarlbergs zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen geführt. In Bings
(Bezirk Bludenz) verlegte ein umgestürzter Baum die Oberleitung der
Arlbergbahnstrecke, es entstand erheblicher Sachschaden, hieß es seitens der
Polizei. Auf dem Bodensee gerieten zwei Boote in Seenot, die
Freizeit-Skipper konnten sich laut Polizeiangaben aber aus eigener Kraft in
Sicherheit bringen. Verletzt wurde niemand.
Der Nadelbaum stürzte gegen 22.00 Uhr um und fiel auf die ÖBB-Oberleitung sowie auf die parallel zum Gleis verlaufende Landesstraße. Die Feuerwehr entfernte den Baum. Ein Team der ÖBB begann umgehend mit den Instandsetzungsarbeiten. Die Arlbergbahnstrecke wurde gegen 5.15 Uhr wieder für den Verkehr freigegeben.
Nach Angaben der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) mussten die Einsatzkräfte zwischen 21.00 Uhr und Mitternacht insgesamt 30 Mal ausrücken. Der Großteil der Feuerwehreinsätze wurde im Bezirk Bludenz verzeichnet, einzelne auch im Bezirk Feldkirch. Meist mussten die Einsatzkräfte verlegte Straßen räumen und Keller auspumpen.
Das Unwetter bewirkte am Bodensee Windstärken zwischen neun ("Sturm") und zehn ("schwerer Sturm"), einzelne Böen hatten Orkanstärke, so die Seepolizei Hard. Im Bereich Rohrspitz sei ein Boot gekentert, die betroffenen Personen hätten sich jedoch selbst in Sicherheit gebracht. Gegen 20.00 Uhr wurde zudem im Bereich des Sporthafens Bregenz ein Segelboot mit zerrissenen Segeln gemeldet. Die Besatzung schaffte es in Begleitung der Wasserrettung ebenfalls aus eigener Kraft in den sicheren Hafen.