Urteil gefällt
Höchststrafe für Brigittenauer Mord
22.06.2010
Der 44-Jährige erstach seine Freundin 2009. Er erhielt lebenslänglich.
Der 44-jährige Zeljko B., der am 19. September 2009 seine Freundin Gordana D. (43) in deren Wohnung in Wien-Brigittenau erstochen haben soll, ist am Dienstag im Straflandesgericht einstimmig wegen Mordes schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt worden. "Aufgrund der Brutalität und der besonderen Scheußlichkeit des Verbrechens konnte nur mit der Höchststrafe vorgegangen werden", meinte Richterin Birgit Schneider in der Urteilsbegründung.
In Anstalt eingewiesen
Darüber hinaus wurde der Angeklagte in
eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Basis dafür war
das Gutachten des Gerichtspsychiaters Heinrich Pfolz, der dem Mann eine
hochgradige Persönlichkeitsstörung mit paranoid-schizoiden Zügen bescheinigt
hatte. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Verteidiger Michael Bereis bat um
Bedenkzeit.
Streit um Schuhe
Weil der Mann seine Straßenschuhe nicht
ausgezogen hatte, war es in der neuen Wohnung der 43-Jährigen zu einem
Streit gekommen. Zeljko B. griff schließlich zu einem Messer und stach
dieses der Frau fünfmal in den Hals. Ihre Schwester entdeckte am nächsten
Morgen die Leiche der Filialleiterin einer Parfümerie-Kette.
"Ich habe sie nicht absichtlich getötet", beteuerte der Angeklagte und behauptete, die Frau wäre zunächst mit dem Messer auf ihn losgegangen. Da habe er "eine Angst bekommen", ihr die Waffe entwunden und hingestochen.
Täglich Prügel
Der Kellner hatte die Frau 2005
kennengelernt. "Es war nicht das, was Sie als normale Beziehung bezeichnen
würden", verriet der Staatsanwalt zu Beginn der Verhandlung den
Geschworenen. Gewalttätigkeiten wären auf der Tagesordnung gestanden. Zeljko
B. habe etwa an jenem Tag, an dem er vor hatte, die Freundin zu heiraten,
diese "krankenhausreif geschlagen".
Obwohl die Hochzeit abberaumt werden musste, trennte sich die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen nicht von ihrem Freund. Eines Tages attackierte er sie an ihrem Arbeitsplatz, wobei sie infolge der Schläge sogar das Bewusstsein verlor. Seiner Schwester soll er angekündigt haben, er werde Gordana "noch umbringen", weil er sie "nicht mehr aushalte".
Neue Bleibe
Die 43-Jährige suchte sich schließlich eine neue
Bleibe, brach vorübergehend den Kontakt ab, ließ Zjelko B. schließlich aber
doch wieder in ihre Wohnung.
"Er ist nicht der böse Killer", betonte Verteidiger Michael Bereis. Er verlas gleich zu Beginn Passagen aus der polizeilichen Einvernahme seines Mandanten, wo dieser angegeben hatte, Gordana habe ihn "nervlich fertig gemacht" und ihn zum "Hampelmann" degradiert. Er habe das nicht mehr ertragen. Sie sei "wie eine Hexe gewesen", von der er sich nicht zu lösen vermochte. Immer wieder habe sie ihn beschimpft und provoziert. "Es war keine vorsätzliche Handlung, sondern ist aus Spontanität passiert", sagte der Anwalt.