Horror-Details: So quälte Jugendbande eine 13-Jährige
16.07.2018
Sechs Angeklagte in Salzburg vor Gericht - Opfer geschlagen und erniedrigt - Prozess wird morgen fortgesetzt.
Sechs Jugendliche haben sich am Montag bei einem Prozess am Landesgericht Salzburg wegen Misshandlung einer 13-Jährigen verantworten müssen. Die drei Burschen und drei Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren zeigten sich weitgehend geständig. Ein nachvollziehbares Motiv für die Peinigung ihres Opfers über mehrere Stunden in einer Wohnung in der Stadt Salzburg im März konnten sie nicht nennen.
Schwere Körperverletzung, Nötigung, Freiheitsentziehung, gefährliche Drohung: So lauteten die Hauptvorwürfe gegen die sechs Angeklagten. Es handelt sich um Einheimische, die teilweise schon wegen Gewalt- und Eigentumsdelikten vorbestraft sind. Drei von ihnen sitzen in Untersuchungshaft.
"Denn sie wissen nicht, was sie tun", dieser Titel eines US-amerikanischem Spielfilms aus dem Jahr 1955 könnte auch auf das Geschehen am 23. März zutreffen. Die 13-Jährige, die offenbar zur Jugendclique gehörte, wurde laut Strafantrag geohrfeigt, getreten, gestoßen und geschlagen, auch ins Gesicht. Eine Beschuldigte drückte auf ihrer Stirn eine Zigarette aus.
Beschmierten ihr Gesicht mit Eyeliner und Zahnpaste
Das war noch nicht alles. Mitglieder der Clique beschmierten das Gesicht der 13-Jährigen mit einem Eyeliner und Zahnpaste. Dann schnitten sie ihr die Haare ab und leerten über ihren Kopf einen Kübel schmutziges Wasser. Das Opfer wurde der Staatsanwaltschaft zu Folge immer wieder gequält und gedemütigt, da half auch das Betteln nichts, endlich gehen zu dürfen. Neben den Erniedrigungen erlitt das Mädchen Hämatome, Prellungen und eine Brandwunde.
Richterin Nicole Haberacker fragte die Angeklagten immer wieder nach dem Motiv. Spaß könne es doch nicht gewesen sein. "Ich weiß es nicht. Zu dem Zeitpunkt haben wir uns nichts dabei gedacht. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte", antwortete eine 14-jährige Angeklagte. Im Nachhinein tue es ihr aber leid, ergänzte die Hauptschülerin. Sie selbst habe dem Mädchen mit der flachen Hand zwei "Watsch'n" gegeben und es mit Zahnpaste beschmiert. "Das war ja nicht so ernst gemeint. Dann ist es außer Kontrolle geraten."
Angefangen hat alles offenbar mit einem lapidaren Streit, folgt man den Schilderungen der 14-Jährigen. Zunächst sei es um ein Paar Schuhe gegangen, die ihr die 13-Jährige weggenommen habe. Dann habe das Mädchen noch über sie und eine ihrer Freundinnen gelästert. "Sie hat dann von allen eine Watsch'n bekommen", was insgesamt so drei bis vier Minuten gedauert habe. Die 13-Jährige sei auf einem Barhocker gesessen. "Ich habe ihr 'Spaß-Handschellen' angelegt, die hat man aber jederzeit öffnen können", beschwichtigte die Angeklagte. Das Mädchen habe noch nicht geweint, erst später, "als es geschlagen wurde". Es stimme auch, dass sie jener Frau, die laut Richterin den Mumm hatte, das Ganze zu beenden, gedroht habe, sie aufzuschlitzen. "Das war aber nicht ernst gemeint", sagte die Angeklagte.
Einige Beschuldigte bereits vorbestraft
Einige der beschuldigten Jugendlichen sind bereits vorbestraft, die meisten arbeitslos. Die Verteidigerin eines 15-jährigen Schulabbrechers, gegen den noch andere Strafanträge wegen kleinere Delikte eingebracht wurden, erklärte, dass sich der Vorfall im März "aufgeschaukelt" habe, die Taten gegen die 13-Jährige auch durch nichts zu entschuldigen seien, der Bursch aber nun den Mut gefasst habe, sich zu bessern. "Er schämt sich jetzt dafür, was mit dem Mädchen passiert ist." Die Anwältin verwies darauf, dass der 15-Jährige es auf seinem bisherigen Lebensweg nicht leicht gehabt habe. "Er ist in ständiger Begleitung von Gewalt aufgewachsen."
Der mitangeklagte Bruder des 15-Jährigen hat der Polizei Anfang März mit einem gestohlenen Auto eine Verfolgungsjagd geliefert und ist mit rund 110 km/h in den Wagen der Beamten gekracht. "Das war nicht absichtlich", meinte der 17-Jährige. Dass die beiden Polizisten dabei verletzt wurden, sei ihm "wurscht", weil die Polizei ihm früher Taten angehängt habe, die er nicht begangen habe, erklärte der Bursch kühl. Der Prozess wird morgen, Dienstag, fortgesetzt.