Psycho-Häftling

"Horror-Hans" läuft in Haft Amok

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Johann Sch., bekannt als „Horror-Hans“, sorgte schon wieder für – diesmal blutige – Schlagzeilen. Der Steirer lief in Wien Amok.

Es sollte eine ganz normale Visite werden: Am Freitag um 14.40 Uhr öffnete eine Psychiaterin und Anstaltsärztin die Zellentüre zum Haftraum des 56-jährigen Johann Sch. – durch mehrere spektakuläre Vorfälle seit einem Jahr besser bekannt als „Horror-Hans“.

Die Medizinerin wollte den Insassen, der seit 8. Oktober des Vorjahres in der psychiatrischen Abteilung im 6. Stock der Justizanstalt Josefstadt in Verwahrung ist, lediglich untersuchen.

Mutiger Beamter rettet Ärztin vor Geiselnehmer
Doch plötzlich rastet der unter Wahnvorstellungen leidende Patient völlig aus: Er zückt laut Behörden einen „spitzen Metallgegenstand“ – vermutlich ein zurechtgeschliffenes Essens-Messer. Dann springt er auf die Frau zu und nimmt sie in den Schwitzkasten. Dabei verletzt er die völlig überrumpelte Ärztin am Kopf und nimmt sie als Geisel.

Ein 40-jähriger Justizwachebeamter – der bei solchen Krankenbesuchen routinemäßig dabei sein muss – fackelte nicht lange.

Der couragierte Beamte wirft sich auf den Kidnapper und kann die Ärztin befreien. Doch Horror-Hans wehrt sich, schlägt dem Beamten ebenfalls auf den Kopf und versetzt dem Wärter zwischen Tür und Angel einen Bauchstich.

Sofort schlagen weitere Bedienstete, die den Vorfall beobachten, Alarm. Die beiden Verletzten taumeln aus dem Haftraum auf den Gang – wo sie von Kollegen verarztet werden.

Horror-Hans – der bei einer fingierten Geiselnahme vor einem Jahr die Cobra 20 Stunden in Atem hielt – flüchtet unterdessen zurück in seine Zelle und verbarrikadiert sich dort.

Weitere Justizwachebeamte bereiten dem Spuk, der mittlerweile schon mehr als 20 Minuten dauert, wie folgt ein Ende:

„Sie sprühten so lange Pfefferspray in den Haftraum, bis der Verdächtige schließlich freiwillig aufgab“, berichtet Peter Prechtl, der stellvertretende Leiter der Vollzugsdirektion, gegenüber ÖSTERREICH.

Der verletzte Beamte wurde in ein öffentliches Krankenhaus gebracht, wo er sofort behandelt und stationär aufgenommen wurde.

„Horror-Hans“ kommt jetzt in Psycho-Anstalt
Prechtl: „Ich habe den Kollegen bereits im Spital besucht. Es geht ihm den Umständen entsprechend gar nicht so schlecht.“ Die verletzte Ärztin erlitt einen Schock, konnte aber noch gestern nach Hause geschickt werden.

„Horror-Hans“ wurde noch am Abend in einen eigenen Sonder-Haftraum verlegt. Dort wartet er jetzt weiter auf seine Überstellung nach Göllersdorf (NÖ) – einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher – wo er aufgrund seiner Vorgeschichte ohnehin gelandet wäre.

Er hält seit einem Jahr Land in Atem

Horror-Hans begann mit einer falschen Geiselnahme, flüchtete aus der Psycho-Klinik und lebte elf Wochen im Wald. letzte Irrsinnstat: sein Amoklauf zum Jahrestag.

  • 19. Februar 2009: Großeinsatz der Cobra im obersteirischen St. Marein im Mürztal. Johann Sch. (55) hält die Spezialtruppe mehr als 20 Stunden in Schach, indem er vorgibt, eine Geisel in seiner Gewalt zu haben. Alles gelogen. Er wird in die Grazer Sigmund-Freud-Klinik eingewiesen.
  • 1. Juni 2009: Der falsche Geiselnehmer kann über die Dachrinne der Psycho-Anstalt in Graz türmen. Trotz einer bundesweiten Fahndung kann „Horror-Hans“ untertauchen. Wochenlang ist der geistig Verwirrte wie vom Erdboden verschluckt.
  • 17. August 2009: Einem Landwirt aus Frohnleiten (Graz-Umgebung) fällt der Mann auf. Horror-Hans hat elf (!) Wochen in einem Waldloch gelebt, sich nur von Beeren ernährt. Die Polizei sperrt ihn wieder ein.
  • 8. Oktober 2009: Nach seinem zweitägigen Prozess ist klar, er ist kein Krimineller, sondern ein Fall für die Psychiatrie.
  • 19. Februar 2010: Genau ein Jahr nach seiner „Geiselnahme“ läuft er in der Psychiatrie der Justizanstalt Josefstadt Amok.
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