Schock-Statistik

Hotspot Wien: 55,5 % mehr Sex-Attacken

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Rund 45 Gewalttaten pro Tag wurden 2016 in Wien gemeldet.

Die Zahl der angezeigten Straftaten ist im Vorjahr in Wien um 5,2 Prozent auf 205.219 Fälle gestiegen. Ein Plus von 4,3 Prozent gab es bei Gewaltdelikten. Die Zahl der tödlichen Bluttaten ging dabei zwar im Jahresvergleich von 20 auf 16 zurück, jedoch gibt es erstmals seit 2009 ungeklärte Morde. Rückgänge wurden bei Wohnraumeinbrüchen sowie bei Kfz-Diebstählen und -Einbrüchen verzeichnet.

Trotz des Anstiegs betonte Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl am Montag bei einer Pressekonferenz, "dass die Wiener Polizei den erfolgreichen Weg der vergangenen Jahre fortsetzen konnte". Es gebe bei der Zahl der Anzeigen in Wien "ein ständiges Auf und Ab, aber letztlich eine Linie, die nach unten weist". Im Vergleich zu 228.486 Anzeigen im Jahr 2009 wurde ein Rückgang um 10,2 Prozent verzeichnet, während gleichzeitig die Bevölkerung in Wien um 9,5 Prozent gewachsen ist, hielt Pürstl fest. Die Aufklärungsquote blieb mit 37,9 Prozent im Vergleich zum Jahr 2015 gleich und liegt damit deutlich unter dem österreichweiten Schnitt von 45,9 Prozent.

Rund 45 Gewalttaten pro Tag wurden 2016 in Wien gemeldet. Von den insgesamt 16.618 Fällen betrafen 14.435 leichte Körperverletzungen. Die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen stieg um 8,5 Prozent auf 343 Taten. Diese wurden laut Pürstl überwiegend im Familien- und Bekanntenkreis verübt. Ein starkes Plus von 55,5 Prozent gab es bei Anzeigen wegen sexueller Belästigung und öffentlich geschlechtlichen Handlungen. Das sei darauf zurückzuführen, dass der entsprechende Paragraf 218 StGB Anfang des Vorjahres ausgeweitet wurde, erläuterte der Leiter des Landeskriminalamts Wien, Josef Kerbl. So sind seit 1. Jänner 2016 auch "körperliche Belästigungen im Bereich der sexuellen Sphäre" - Stichwort "Po-Grapschen - strafbar. Außerdem gebe es einen "Zusammenhang mit dem Zuzug von Fremden".

50,9 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen waren im Vorjahr Fremde (2015: 49,1). Die Zahl der Anzeigen gegen Asylwerber stieg laut Kerbl von 6.494 auf 9.441. Dabei wurden vor allem bei Diebstählen und Körperverletzungen große Zunahmen verzeichnet.

Die Zahl der Morde und Mordversuche stieg von 56 auf 57 Fälle. Drei der 16 vollendeten Tötungsdelikte waren 2017 noch ungeklärt. Im Juni wurde ein 50-jähriger Baumeister und Besitzer eines Innenstadtlokals vor seinem Wohnhaus in der Leopoldstadt erschossen. Dabei gelang dem Täter ebenso unerkannt die Flucht wie Mitte November in Meidling, wo ein 46-jähriger Friseur in seinem Salon niedergeschossen wurde. Außerdem war bereits Anfang April in einer Wohnung in der Leopoldstadt die stark verweste Leiche einer 75-Jährigen gefunden worden. Erst bei der Obduktion stellte sich heraus, dass die Frau erdrosselt wurde, wie bei der Pressekonferenz erläutert wurde.

Bei den Einbrüchen in Wohnungen und Wohnhäuser wurde mit 6.173 Fällen ebenso der niedrigste Wert in den vergangenen zehn Jahren verzeichnet wie bei den Einbrüchen in Kraftfahrzeuge (7.022). Die Kfz-Diebstähle gingen ebenfalls weiter auf 1.418 zurück.

15 Überfälle auf Geldinstitute im Jahr 2016 bedeuten den "niedrigsten Wert in den letzten 40 Jahren", sagte Kerbl. Im Jahr davor waren es noch doppelt so viel. Bei den Rauben auf Juweliergeschäfte wurde ein Rückgang von 13 auf vier verzeichnet - was zumindest in den vergangen zehn Jahren der niedrigste Wert ist. Die Zahl der Trafiküberfälle sank ebenfalls von 35 auf 21. Tankstellen wurden neun überfallen, nach acht im Jahr 2015.

Um ein Drittel gestiegen ist die Zahl der Anzeigen wegen Cybercrime-Delikten. Die 4.256 Fälle gingen laut Kerbl großteils auf Internet-Betrug zurück. Ein Plus von über 13 Prozent gab es bei angezeigten Drogendelikten. Die Zahl stieg von 10.956 auf 12.390 Fälle. Dies sei jedoch "darauf zurückzuführen, dass die Polizei ihren Kontrolldruck im öffentlichen Raum und in öffentlichen Verkehrsmitteln erhöht hat", sagte Pürstl. Das schlage sich zwar in einer Steigerung der Zahl in der Kriminalstatistik nieder, bedeute aber wieder eine "ruhige Lage für die Bevölkerung".

Schwerpunkte der Polizeiarbeit für das Jahr 2017 liegen im Bereich der Eindämmung von Wohnraumeinbrüchen, Taschendiebstählen, der Suchtmittel- sowie der Bandenkriminalität und von Cybercrime. Die sichtbare Polizeipräsenz im öffentlichen Raum soll weiter erhöht werden, wie der stellvertretende Landespolizeidirektor Karl Mahrer erläuterte. Außerdem werden die Beamten in den kommenden zwei Jahren verstärkt mit mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets ausgestattet, um schneller arbeiten zu können, sagte Mahrer. Denn das bringe "mehr Servicequalität für die Bevölkerung".

 

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