Ungarn
Hummer-Fahrer: Selbstmord in der Zelle
11.10.2014
Der gebürtige Kärntner war zu 15 Jahren Zuchthausstrafe verurteilt worden.
Jener Österreicher, der 2012 einen ungarischen Motorradpolizisten mit einem "Hummer"-Geländewagen überfahren und getötet haben soll, hat in seiner Gefängniszelle in Ungarn offenbar Selbstmord begangen.
Das Außenministerium in Wien bestätigte jetzt die Meldungen ungarischer Medien. Der gebürtige Kärntner (36) war am 25. September zu einer Zuchthausstrafe von 15 Jahren verurteilt worden.
"Wir sind von den ungarischen Behörden über den Todesfall informiert worden. Die Angehörigen wurden verständigt", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Wien. Weitere Details sind nicht bekannt, die Untersuchungen laufen noch.
Die Landeskommandantur des Strafvollzugs in Ungarn hielt zu dem Fall nur fest, der Betreffende sei am Freitag um 19.39 Uhr von Zellengenossen leblos aufgefunden worden. Reanimationsversuche durch das Gefängnispersonal und der sofort alarmierte Rettungsdienst hätten dem Häftling nicht mehr helfen können.
Behörden schließen Fremdeinwirkung aus - Anwalt widerspricht
Fremdeinwirkung am Tod des 36-Jährigen schlossen die Behörden aus. Die näheren Umstände seines Ablebens würden untersucht. Sein Verteidiger Janos Buza schloss jedenfalls einen Selbstmord aus. Es gebe keinerlei Anzeichen für einen Freitod des gebürtigen Kärntners, sagte er am Samstag.
Video: So passierte damals der Unfall:
Urteil war nicht rechtskräftig
Das gegen den Österreicher verhängte Urteil (15 Jahre Zuchthaus) hatte noch keine Rechtskraft erlangt. Die Verteidigung ging umgehend in Berufung, später forderte auch der Staatsanwalt ein höheres Strafmaß.
Der Ankläger hatte dem Beschuldigten vorgeworfen, er hätte den Polizisten kaltblütig ermordet. Der Österreicher habe nicht gebremst, bevor er den Beamten mit dem "Hummer"-Geländewagen überrollte, und gar nicht versucht, den Zusammenstoß zu vermeiden. Der Beschuldigte hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen und das Geschehen als Unfall dargestellt. Er sei "in Panik" aufs Gas gestiegen, nachdem ihm durchs geöffnete Seitenfenster Pfefferspray ins Gesicht gesprüht worden sei.
Fotos: So wurde der Kärntner verurteilt - in Ketten vor Gericht:
Rückblick: So passierte das Unglück vor zwei Jahren
Genau heute vor zwei Jahren, am 11. Oktober 2012, war eine Kolonne von vier "Hummer"-Fahrzeugen nach einer Geschwindigkeitsübertretung aufgehalten und mit einer Geldstrafe belegt worden. Danach soll der zuletzt in Salzburg wohnhafte Österreicher seinen Wagen gezielt über die Fahrbahnmitte gelenkt und beinahe einen Polizeiwagen touchiert haben. Das fasste der Beamte als Provokation auf, worauf er zwei Kollegen auf Motorrädern als Verstärkung anforderte. Diese verfolgten den 36-Jährigen, wobei ihn zunächst weder Blaulicht und Sirene noch auf seinen SUV abgegebene Schüsse zum Stoppen brachten. Als er endlich anhielt, soll er - so die Anklage - den rechts vor ihm positionierten Polizisten Imre K. vorsätzlich getötet haben, indem er auf diesen losfuhr.