ÖSTERREICH-Interview
"Ich floh aus der Syrien-Hölle"
04.08.2012
Trotz Bedrohung durch Geheimdienst demonstrierte Khaled M. für die Freiheit.
Eine Million Menschen sind in Syrien auf der Flucht. 368 schlugen sich 2012 nach Österreich durch. Der 24-jährige Khaled M. (Name von der Redaktion geändert) ist einer von ihnen. In ÖSTERREICH erzählt er seine Geschichte:
ÖSTERREICH: Warum mussten Sie aus Syrien fliehen?
Khaled M.: Ich habe große Probleme bekommen, nachdem ich im Frühsommer 2011 an mehreren Demonstrationen teilgenommen habe. Wir haben Freiheit und Demokratie gefordert. Zu Beginn des Aufstands am 15. März hat der Geheimdienst ja sofort alle verhaftet. Ich musste mich ab Juli verstecken. Im August gelang mir die Flucht.
ÖSTERREICH: Sie haben trotz der Gefahr demonstriert …
Khaled M.: Die Situation war einfach unerträglich, überall Unterdrückung und Korruption. Für eine normale Heiratsurkunde musste man 5.000 syrische Pfund zahlen. Wenn man sein Recht auf Urlaub von der Armee nutzen wollte, 100.000. Während andere mit genug Geld sich einfach freikaufen konnten.
ÖSTERREICH: Waren Sie selbst bei der Armee?
Khaled M.: Bei Ausbruch der Aufstände hatte ich meinen Dienst schon abgeleistet, war aber Reservist. Dann sollte ich eingezogen werden. Das war der Auslöser, aber nicht der einzige Grund für meine Flucht.
ÖSTERREICH: Wie geht es Ihrer Familie in Syrien?
Khaled M.: Zwei meiner Brüder konnten in den Irak fliehen. Zwei andere Verwandte werden vermisst.
ÖSTERREICH: Viele fürchten einen Religionskrieg …
Khaled M.: Ich bin überzeugt, dass das syrische Volk einig bleibt. Wir wollen alle in Frieden und Freiheit leben. Wir wollen soziale Gerechtigkeit und die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz.