Wien-Josefstadt
"Ich habe die Julia nicht getötet"
25.09.2013Michael K. bekam lebenslang. ÖSTERREICH gab er das einzige Interview nach dem Urteil.
„Er hatte Tränen in den Augen, als ich ihn am Mittwoch in seiner Einzelzelle besuchte“, sagt sein Verteidiger Farid Rifaat. Exklusiv für ÖSTERREICH organisierte der Top-Jurist ein Interview mit dem mutmaßlichen Mörder Michael K. (51)). Es gilt die Unschuldsvermutung.
Am Dienstagabend fiel das überraschende Urteil in einem der spektakulärsten Prozesse der heimischen Justizgeschichte: Mit sieben zu eins Stimmen sprachen die Geschworenen im Landesgericht Korneuburg den Angeklagten schuldig. Er soll die damals 16-jährige Julia Kührer ermordet und ihre Leiche verbrannt haben. Die Strafe: lebenslange Haft (noch nicht rechtskräftig). Bis zum Schluss hatte Michael K. seine Unschuld beteuert. Im ÖSTERREICH-Gespräch stellt er noch einmal klar: „Ich habe sie nicht getötet.“
Ein Detektiv soll die Indizienkette widerlegen
Weil ihm aber die Geschworenen nicht glaubten, sondern der Indizienkette der Staatsanwaltschaft folgten, soll jetzt ein Detektiv helfen. „Er soll die ganze Wahrheit ans Licht bringen.“ Sein Verteidiger hat derweil Nichtigkeit und Berufung gegen das Urteil eingelegt.
Der Fall Kührer ist somit nicht zu Ende. Zahlreiche Juristen halten die Verurteilung für einen Fehler. Und Michael K. sagt: „Ich kann es einfach nicht glauben, dass der wahre Täter frei herumläuft und schweigt.“
Exklusiv-Interview mit Michael K. (51):
"Der wahre Täter läuft frei herum"
ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen nach dem Urteil?
Michael K.: Ich bin fassungslos, zutiefst erschüttert. Ich kann es kaum glauben. Allein die Vorstellung, dass der wahre Täter mich jetzt auslacht, ist für mich kaum zu verkraften.
ÖSTERREICH: Sie fühlen sich also unschuldig?
Michael K.:: Nein, ich fühle mich nicht nur unschuldig, ich bin unschuldig. Ich habe Julia nicht getötet und ihren Leichnam nicht verbrannt.
ÖSTERREICH: Das heißt, es muss einen Täter geben, der jetzt frei herumläuft?
Michael K.: Ja, der läuft jetzt frei herum. Er muss aber nicht zwingend ein Mörder sein. Ich weiß nicht, wie Julia umgekommen ist. Aber der muss es wissen.
ÖSTERREICH: Wer könnte es gewesen sein?
Michael K.: Was genau passiert ist, kann ich nicht sagen. Ich kann mir aber vorstellen, dass Julia durch einen Unglücksfall gestorben ist. Möglicherweise durch Drogen. Jene Person, die damals dabei war, ist vielleicht in Panik geraten und hat die Leiche schließlich angezündet.
ÖSTERREICH: Wenn Sie es nicht waren, was würden Sie dem Täter ausrichten?
Michael K.: Er soll endlich sagen, was wirklich geschehen ist. Es muss auch nicht zwingend einen Täter für Julias Tod geben. Es muss aber jemanden geben, der weiß, wie Julia wirklich umgekommen ist. Sie kann sich nach ihrem Tod ja nicht selbst angezündet haben.
ÖSTERREICH: Julias Leiche lag in Ihrem Keller, wie soll sie da hingekommen sein?
Michael K.: Viele konnten an meinen Hausschlüssel gelangen. Also hatten sie auch Zugang zu meinem Anwesen und damit zum Keller.
ÖSTERREICH: Die Geschworenen haben Ihnen aber nicht geglaubt …
Michael K.: Ich glaube, dass sich nur ein Geschworener mit dem Fall wirklich beschäftigt hat. Alle anderen sind der Anklage gefolgt, sie haben falsch entschieden.
ÖSTERREICH: Wenn Sie Julias Eltern etwas mitteilen könnten, was wäre das?
Michael K.: Julias Eltern kann ich nichts mitteilen, weil ich mit dem Ableben ihrer Tochter nichts zu tun habe. Ich kann ihnen mein Beileid aussprechen, wie es jeder andere tun würde.
ÖSTERREICH: Wie geht Ihr Fall jetzt weiter?
Michael K.: Das Urteil wird bekämpft. Mein Anwalt wird außerdem ein Detektivbüro beauftragen, um die Wahrheit herauszufinden. Ich war es nicht.